Es gibt Artikel, die bewegen die Community der Mallorca-Deutschen ganz besonders – und die einmal mehr zeigen, wie unterschiedlich, aber auch wie solidarisch wir alemanes hier auf der Insel sind. Unser Artikel über den deutschen Rentner Gerd Müllers, der mit 81 Jahren aus seiner Mietwohnung in Cala Ratjada muss und nun bei der Suche nach einer neuen Bleibe an den hohen Mietpreisen in dem Küstenort verzweifelt, ist so ein Fall. Zahlreiche Zuschriften erreichten die MZ nach seiner Veröffentlichung: Solidaritätsbekundungen. Hilfsangebote. Und Schilderungen, die deutlich machen, dass die horrenden Mieten auf Mallorca auch für einige andere Deutsche immer mehr zur Herausforderung werden.

„Das Problem haben doch alle. Ob Rentner oder Menschen, die arbeiten. Wohnraum ist unbezahlbar“, schreibt Andrea Melcher bei Facebook. „Mallorca ist das neue Sylt. Aber irgendwann werden sie auch hier merken, dass ohne ‚normales‘ arbeitendes Volk die Insel stirbt“, kommentiert Markus Casatta. Und Angie Klein stimmt zu: „Irgendwann wird es so sein, wie auf Sylt, dass sich die Einheimischen die Miete nicht mehr leisten können und aufs Festland ziehen müssen.“ Die Einheimischen, aber eben auch die deutschen Residenten. „Mir hat mein Vermieter in Cala Ratjada zum Neujahrsgruß mitgeteilt, dass ich ab sofort 100 Euro mehr im Monat zahlen muss, das geht nicht“, so eine empörte Leserin. „Früher oder später bin ich auch weg von Mallorca. Auf dem Festland bekommt man wenigstens was für sein Geld“, schreibt Sonja Dürkheimer.

Ältere besonders betroffen

„Der Fall von Gerd Müllers ist kein Einzelfall“, bestätigt Auswanderungsberaterin Doris Kirch. Auch sie war auf den Artikel aufmerksam geworden. „Ich habe schon von einigen gehört, die wegen der Mietpreise aufs Festland ziehen oder eben nach Deutschland zurückgehen – und nicht nur Ältere. Bei ihnen kommt aber hinzu, dass es für sie noch schwieriger wird, passende Immobilien zu finden, wenn sie nicht mehr mobil sind.“

Das Paradoxe daran: Während die hohen Mietpreise auf Mallorca für – deutsche wie spanische – Geringverdiener, Alleinerziehende, junge Familien und Rentner immer mehr zum Existenzproblem werden, boomt gleichzeitig der Markt für Luxusimmobilien. Und auch hier sind es größtenteils Deutsche, die mitmischen – nur eben Deutsche mit sehr viel Geld. „Die Deutschen haben die Preise selbst in die Höhe getrieben, das kann man ganz klar so sagen“, betont Immobilienmaklerin Sabina Ostermann von der Agentur GesBlau mit Sitz in Inca. Über Jahre hinweg hätten insbesondere ausländische Käufer und darunter insbesondere Deutsche praktisch alles für Immobilien auf Mallorca bezahlt. „Dadurch steigen die Kaufpreise, aber damit natürlich auch die Mieten. Denn wer eine Riesensumme für eine Immobilie bezahlt, der vermietet sie dann nicht für günstig“, sagt Ostermann. Und so sei eine Spirale entstanden, die die Preise immer weiter nach oben treibe. Die anhaltend hohe Nachfrage – ebenfalls durch die Deutschen befeuert –, der Wohnraummangel und die Ferienvermietungen täten ihr Übriges.

Viele Hilfsangebote

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So verschieden die Geldbörsen und wirtschaftlichen Verhältnisse der Mallorca-Deutschen sein mögen: Eine gewisse Solidarität unter Landsmännern und -frauen ist vorhanden. Das zeigt auch der Fall Müllers. Maklerin Sabina Ostermann hat sich mit ihm in Verbindung gesetzt, um ihn – natürlich ohne Provision – bei der Immobiliensuche zu unterstützen. MZ-Leserin Claudia Jansen bietet ihm eine günstige Bleibe auf ihrer – wenn auch 120 Kilometer von Cala Ratjada entfernten – Finca in Port d’Andratx an, und Heimke Mansfeld von der Hilfsorganisation Hope Mallorca will sich dafür einsetzen, Patenschaften zu organisieren, die einen Teil der Mietkosten übernehmen könnten, sobald eine neue Wohnung in Cala Ratjada gefunden ist. Mehrere MZ-Leser stellen in Zuschriften in Aussicht, wenn gewünscht monatlich kleinere Summen aufbringen zu wollen, um dadurch zu helfen.

Eine wirklich befriedigende Lösung – sprich bezahlbarer Wohnraum – sind all diese Optionen für den Rentner nicht. Aber immerhin: Es sind Optionen und Hoffnungsschimmer. Und sie zeigen, wie schon mehrfach seit Corona, dass die deutsche Community auch zusammenhalten kann.