Mallorca Zeitung

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Immobilienmarkt auf Mallorca: Es soll sich wieder lohnen, Sozialwohnungen zu bauen

Die Balearen-Regierung erhöht den maximal zulässigen Verkaufspreis. Die Bauträger bleiben dennoch skeptisch

Spatenstich für neue Sozialwohnungen: Ministerpräsidentin Armengol (re.) an der Schaufel. DM

Es ist im Prinzip eine gute Nachricht: Auf Mallorca soll endlich eine signifikante Zahl an neuen Sozialwohnungen entstehen. Grundlage dafür ist eine Vereinbarung der Balearen-Regierung und der Bauträger auf der Insel, die nach längeren Verhandlungen darin übereingekommen sind, Sozialwohnungen künftig für einen deutlich höheren Quadratmeterpreis zu verkaufen – nämlich für maximal 2.386 Euro statt wie bisher für höchstens 1.940,48 Euro. In den kommenden Jahren sollen so bis zu 15.000 neue Sozialwohnungen gebaut werden können.

Dabei gibt es für die Bauträger eine Bedingung: Den Höchstbetrag können die Bauunternehmen nur für Wohnungen mit einer hohen Energieeffizienz verlangen. Neben dem Klimaschutz müssten die Bewohner somit auch weniger für Strom zahlen, sagte Ministerpräsidentin Francina Armengol.

Es geht bisher nur langsam voran

Die Preiserhöhung ist ein Jahr vor der Wahl das implizite Eingeständnis der Landesregierung, dass man beim Thema Sozialwohnungen auch in der zweiten aufeinanderfolgenden Legislaturperiode nicht genügend vorangekommen ist – dies trotz einer sich immer weiter zuspitzenden Wohnungsnot. Der damals zuständige Minister Marc Pons hatte Anfang 2020 angekündigt, die Zahl der von der Landesregierung gebauten Sozialwohnungen auf den Inseln bis Ende der Legislaturperiode auf 3.600 verdoppeln zu wollen. Fertig werden statt 1.800 Wohnungen nun allenfalls 1.100. Die Wartelisten bei der Wohnungsbaugesellschaft IBAVI werden indes immer länger. Inzwischen sind dort rund 8.000 Menschen registriert, die dringend auf eine Sozialwohnung angewiesen sind.

Und wo schon die Landesregierung nicht baute, wurden erst recht die privaten Bauunternehmen nicht aktiv. Es fehlte die Motivation: Der Quadratmeterpreis für die Sozialwohnungen war seit 2008 nicht mehr angehoben worden. Die Baukosten haben sich in derselben Zeit aber um etwa 23 Prozent erhöht. Für die Bauunternehmen lohnte sich das Bauen nicht, weshalb die für die Sozialwohnungen vorgesehenen Areale seit Jahren brachlagen.

Ganz so schnell geht es wohl auch jetzt nicht

Mit der Ankündigung der Preiserhöhung um eben jene 23 Prozent allein ist es jetzt aber nicht getan. Nun müssten die angekündigten 15.000 Wohnungen möglichst schnell gebaut werden. Branchenexperten sind da skeptisch. Hans Lenz, Sprecher des Verbandes internationaler Immobilienmakler ABINI, rechnet in den kommenden zwei bis drei Jahren damit, dass gerade mal ein Zehntel dieser Wohnungen fertiggestellt werden kann. „Wo sollen denn auf einmal die ganzen Bauarbeiter und das Material für diese Bauten herkommen?“, fragt Lenz im Gespräch mit der Mallorca Zeitung.

Und auch der Präsident der Bauträger-Vereinigung auf den Balearen, Luís Martín, sprach zwar im Zusammenhang mit der Vereinbarung von einem „ersten Schritt“ und stellte rund 1.500 Wohnungen in nächster Zukunft in Aussicht. Um aber in zügigem Tempo voranzukommen, müssten die Wartezeiten für Baugenehmigungen deutlich verringert werden. Nach Angaben von Martín kann sich die Erteilung einer Lizenz für ein Projekt im sozialen Wohnungsbau derzeit bis zu sieben Jahre hinziehen.

Margen für Bauunternehmen sehr gering

Mit der nun festgelegten Obergrenze von 2.386 Euro pro Quadratmeter sei zwar für die Bauunternehmen kein großer Gewinn zu machen. „Die Margen sind äußerst gering“, so Lenz. Aber immerhin sei es wieder möglich, Wohnungen zu bauen, ohne dass daraus ein reines Verlustgeschäft wird.

Mit den neuen Wohnungen soll ein Vakuum gefüllt werden: Das Problem für viele Menschen auf der Insel war bislang, dass sie zu viel Geld verdienten, um bei der Wohnungsbaugesellschaft IBAVI eine Sozialwohnung zur Miete zu beantragen, gleichzeitig aber zu wenig, um sich auf dem freien Markt eine Wohnung leisten zu können. Dort liegen die Preise auf Mallorca nicht selten bei über 3.000 Euro pro Quadratmeter.

Man dürfe sozialen Wohnungsbau auf Mallorca nicht mit dem gleichsetzen, was man aus Deutschland kenne, sagt Hans Lenz. Auf Sozialwohnungen seien hier auch Menschen mit mittleren Einkommen angewiesen. Die maximale Einkommensgrenze, um Zutritt zu den Wohnungen zu erhalten, liege derzeit bei 50.000 Euro pro Jahr und Familie – dabei beträgt das Durchschnittsgehalt auf der Insel etwas mehr als 22.000 Euro.

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