Mit einer "Theateraktion", die sich gegen allzu leichtfertige Interpretationen sperrt, hat am Samstagabend (16.10.) im Museum Es Baluard in Palma de Mallorca "Ubu" von Robert Wilson Premiere gefeiert. Das einstündige Stück - Ko-Regisseur Charles Chemin spricht von einer "Performance" - vermengt die Bühnenkunst des 81-jährigen US-Regisseurs mit Szenen aus "König Ubu" von Alfred Jarry und der künstlerischen Interpretation des gleichen Stoffes durch Joan Miró.

"Ubu" handelt im weitesten Sinne von der Torheit und Brutalität von Herrschern, Autokraten und Diktatoren, vermeidet aber Referenzen an die Trumps, Erdogans, Xi Jinpings und Putins der Gegenwart. Wilson spielt vielmehr noch einmal meisterhaft seine Stilmittel aus: bis ins letzte Detail choreografierte, häufig schon fast eingefrorene Bewegungen der Darsteller; ein ausgeklügeltes Zusammenspiel von Licht, Schatten und Farben - vor allem Blau und Rot -, sowie ein ebenbürtig präziser Einsatz von Klang und Musik.

Es sind Stilmittel, die in dem wie ein Halbzylinder geformten und mit gewaltigen Steinen gemauerten alten Wasserspeicher des Museums Es Baluard noch einmal an Eindrücklichkeit gewinnen.

Szenenbild aus der Generalprobe von "Ubu" von Robert Wilson. Pere Joan Oliver

Ein Großteil der Darsteller ist in kunstvolle Kostüme aus zusammengeknüllten Zeitungspapier gehüllt, und auch die Nachbildungen der Puppen, zu denen das Stück von Alfred Jarry seinerzeit den Künstler Joan Miró inspirierten, kommen zu ihrem Auftritt. Ein Mann, der "Kapitän", durchquert mit raschelnden Fußstapfen die ebenfalls mit zusammengeknülltem Zeitungspapier auf einem Laufsteg ausgelegte Zeitgeschichte; und bevor auf dem Schlachtfeld gestorben wird, gibt es eine Kundgebung mit Nonsense-Sprüchen. Slapstick-Einlagen wechseln sich ab mit "hirnlosen" Klangcollagen und Vaudeville-Musik. "Ubu" ist eine Abfolge wirkungsvoller Bilder, Einspielungen und Szenen, aus denen sich die rund 200 Premieren-Gästen nach dem erklärten Willen der Theatermacher ihren eigenen Reim machen konnten auf den "Irrsinn der Macht".

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Die Robert-Wilson-Inszenierung von "Ubu" im Es Baluard in Palma de Mallorca

Dass ein Weltstar des Theaters auf Mallorca inszeniert, ist außergewöhnlich. Zustande gekommen ist das Projekt - eine Koproduktion mit dem Kunstfest Weimar und dem Festival Grec in Barcelona - auf Initiative von Imma Prieto, der Direktorin des Museums Es Baluard. Sie habe ihn 2020 einfach angeschrieben, ob er das nicht machen wollte, König Ubu noch einmal aufleben zu lassen, erzählte sie nach der Aufführung. Robert Wilson wollte und ließ es sich auch nicht nehmen, am Samstagabend bei der Welturaufführung dabei zu sein.

"Ubu" ist bis kommenden Sonntag (23.10.) noch viermal auf Mallorca zu sehen (Do., Fr., Sa. und So.) Karten für 25 Euro gibt es auf der Website von Es Baluard.