Erst vergangene Woche berichteten wir über den Berliner Künstler Christian Awe, der ein ehemaliges Sportstudio in Palma de Mallorca in ein Kulturzentrum verwandelt hat. Der Trend scheint sich offenbar durchzusetzen: Im Carrer Joan Maragall 15, wo sich einst eine Judo-Schule befand, hat nun in erster Meereslinie eine Galerie Quartier bezogen.

Die 2B Art Gallery präsentiert auf 900 schick hergerichteten Quadratmetern eine wilde Mischung aus lokaler bis internationaler Street-Art und Luxus-Spielzeug. Wer sich für urbane Kunst interessiert, sollte sich nicht vom Concept Store im Eingangsbereich irritieren lassen, wo man zuerst eine Armee von „Bearbricks“ passieren muss, den aus unerfindlichen Gründen weltweit beliebten Sammlerstücken in Bärenform.

Dann kommt man der Sache näher: Beim MZ-Besuch ist der bekannte mallorquinische Street-Art-Künstler Joan Aguiló, der unter anderem das große Gemälde im Mercat de l’Olivar schuf, gerade dabei, die Wand hinter der Bar in der Mitte der Galerie zu gestalten. Die Toilettentüren durfte Carolina Adán verschönern, an deren ästhetisch-fröhlichen Werken unter dem Stempel „Art is life“ wohl niemand vorbeikommt, der nicht völlig schlaftrunken durch die Altstadt von Palma spaziert.

Jeden Monat eine neue Ausstellung

Das Herzstück, der Ausstellungsraum, befindet sich im hinteren Teil. Zuvor kommt man noch an Banksy-Skulpturen vorbei. Im Ausstellungsraum wird ab dem 5. Mai eine Schau des spanischen Künstlers Sabek zu sehen sein, mit der die Galerie nach der Pre-Opening-Phase auch offiziell eröffnet. „Wir wollen einmal im Monat die Ausstellungen wechseln“, erklärt die Direktorin Montserrat Torras. Das dynamische Konzept ist damit dasselbe, das bereits in der 2B Art & Toys Gallery erprobt wurde: Diese ging vor genau einem Jahr im Iberostar Grand Hotel in Portals Nous an den Start. Hinter dem Projekt steckt der deutsche Hotelbesitzer Paul Bauer.

Montserrat Torras in der 2B Art Gallery. Nele Bendgens

Der erste Standort in Calvià soll weiterhin bestehen bleiben, doch die neuen Räume dienen fortan als Hauptsitz. „Hier haben wir viel Sichtbarkeit und erreichen ein anderes Publikum“, so Torras. Weitere Vorteile seien ein großes Depot für Kunstwerke und ein Raum, in dem in Zukunft Workshops stattfinden könnten. Dazu gibt es einen integrierten Bereich für limitierte, grafische Editionen, die ab 150 Euro zu erwerben sind. „Sie sind eine Möglichkeit, mehr Menschen anzusprechen, weil sie schon zu erschwinglichen Preisen zu bekommen sind“, sagt die Direktorin.

Graffiti-Veteranen und multidisziplinäre Künstler

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In den Tagen vor der offiziellen Eröffnung zeigt die Galerie eine stilistisch vielfältige Auswahl an Werken der repräsentierten Künstler: Etwa der Mallorquiner Javier Garló, bei dem Elemente aus der Kindheit eine wichtige Rolle spielen. Oder der New Yorker „Buff Monster“, dessen gleichnamige farbenfrohe Kreaturen wie digitale Bilder wirken, aber in Wahrheit handgemalt sind. Graffiti-Veteranen wie der Brite „SheOne“, der in den 1980er-Jahren begann und als einer der ersten den Sprung von der Straße in die Welt der Galerien schaffte, sind gleichermaßen vertreten wie multidisziplinäre Zeitgenossen wie Dadara aus Amsterdam, der auch für Performances und Installationen bekannt ist. „Seine Kunst ist stets sehr zynisch und bissig“, sagt Torras. Der Künstler soll im Herbst dort ausstellen.

Leicht ums Herz wird einem bei weiteren Werken von Carolina Adán, die sich neben Arbeiten der britischen Künstler Nick Walker, Ben Eine, Dotmaster oder The London Police und Spaniern wie TwoFlü, El Pez oder setdebelleza einreiht. Montserrat Torras bricht eine Lanze dafür, Street-Art klar von Vandalismus zu unterscheiden: „Diese Art von Kunst wird mitunter dämonisiert. Aber echte Kunst ist ein Akt der Schöpfung, nicht der Zerstörung.“ Ihr persönlich liege die Kunstvermittlung besonders am Herzen. Wer sich für Street-Art interessiert, solle keine Scheu haben, die Galerie zu erkunden und das Gespräch zu suchen.