Nach Betrugsvorwurf: Der Knatsch in der Kunstszene auf Mallorca erreicht ein neues Level

Fast 150 Künstler, Galeristen und Vertreter der Kultur haben ein Manifest unterzeichnet, das bitterböse Worte für Álex Ceball, den Generalsekretär des Künstlerverbands AAVIB findet

Das Werk von José Dávila

Das Werk von José Dávila / Rathaus Palma

Brigitte Rohm

Brigitte Rohm

Es gleicht einem Drama in mehreren Akten, was gerade in der Kunstszene auf Mallorca geschieht. Den Anstoß gab die Schenkung einer Skulptur des mexikanischen Künstlers José Dávila an die Stadt Palma, wegen der der Künstlerverband „Asociació de Artistes Visuals de Balears“ (AAVIB) mit der Galerie Kewenig aneinandergeraten war. Álex Ceball, der Generalsekretär der Vereinigung, hatte das Werk, dessen Wert auf 120.000 Euro geschätzt wurde, als "vier Balken und ein Stein" bezeichnet und der Galerie Betrug vorgeworfen.

Nachdem sich bereits der Galeristenverband Art Palma Contemporani öffentlich hinter sein Mitglied Kewenig gestellt hatte, bekommt die Galerie nun noch mehr Unterstützung: Am Freitag (14.4., Stand 11 Uhr) haben bereits 143 bekannte Künstler, Galeristen und renommierte Fachleute aus dem Kulturbereich ein Manifest unter dem Titel AAVIB, on ets? (AAVIB, wo bist du?) unterzeichnet, und es kommen laufend neue Unterschriften hinzu. Der Text nimmt nicht nur zu den "abwegigen Erklärungen" Stellung und positioniert sich klar für den Künstler José Dávila, sondern sieht in den Vorfällen einen Niedergang der AAVIB und schießt vor allem scharf gegen ihren Sprecher Álex Ceball.

"So genannter Künstler ohne anerkannten Werdegang"

Die Welt der Künstlervereinigungen sei ein Raum der Zusammenarbeit und der gegenseitigen Unterstützung unter den Künstlern. "Dort ist kein Platz für diejenigen, die versuchen, die Arbeit anderer zu diskreditieren. Diese Äußerungen zeugen auch von einem alarmierenden Mangel an Wissen über die Kunstwelt und die Dynamik der Institutionen", heißt es im Manifest. Der Verbandsleitung mangle es offenbar an gesundem Menschenverstand.

Bedauerlicherweise sei die AAVIB, einst ein Bezugspunkt für die Verteidigung der Rechte der Künstler, zu einer Organisation geworden, die den Sektor nicht mehr angemessen vertritt. Diese Situation sei durch die Führung von Álex Ceball, "einem so genannten Künstler ohne anerkannten Werdegang", noch verschlimmert worden.

Steht nun selbst in der Kritik: Álex Ceball.

Steht nun selbst in der Kritik: Álex Ceball. / DM

"Die unbegründeten Behauptungen und Betrugsvorwürfe im Zusammenhang mit der Schenkung der Skulptur von José Dávila überschreiten alle vernünftigen Grenzen", so der Text. Kunst im öffentlichen Raum fördere den Dialog und den demokratischen Austausch von Ideen in der Gesellschaft. "Vereinfachung ist die erste Zuflucht der Ignoranz. Wenn das Werk eines Künstlers lächerlich gemacht oder vereinfacht wird, geht die Möglichkeit verloren, die Tiefe und Komplexität, die Kunst bieten kann, zu schätzen. Wenn diese Vereinfachung von einer Künstlervereinigung ausgeht, ist sie noch skandalöser."

Jeder habe das Recht, Kunst aus seiner eigenen Perspektive zu interpretieren, und es gebe keinen einzigen "richtigen" Weg, ein Kunstwerk zu verstehen. Es sei wichtig, anzuerkennen, dass künstlerische Vielfalt und freie Interpretation Grundpfeiler der Kunstwelt sind, dabei jedoch nicht zuzulassen, dass Vereinfachungen und unfaire Kritik unsere Wertschätzung und unser Verständnis für Werke und ihre Schöpfer beeinträchtigen, heißt es in der Argumentation.

Harsche persönliche Kritik an Álex Ceball

"Es betrübt uns zu sehen, dass die AAVIB unter den Folgen des Handelns von Álex Ceball, ihrem derzeitigen Generalsekretär und ehemaligen Vorsitzenden, leidet", so der Text, der daraufhin harsche persönliche Kritik übt: "Wir finden es besorgniserregend, dass ein Künstler, der zu Transparenz aufruft und sich mit internationalen Stipendien und Erfolgen in seinem Lebenslauf rühmt, eine so magere und unmöglich zu bewertende öffentliche Laufbahn hat, die hauptsächlich mit Ausstellungen in Bars und kleineren Veranstaltungen verbunden ist."

In Fällen wie der letzten Ausgabe von Tastart in Porreres habe Ceball seine Position in der AAVIB genutzt, um Ausstellungsräume zu erhalten und seine engen Mitarbeiter zu fördern. "Darüber hinaus sind wir überrascht, dass Álex Ceball mit großem Tamtam die Spende von Werken an die AAVIB "im Wert von 16.000 Euro" ankündigt, obwohl er weder eine Galerie noch ein professionelles Gutachten hat, um diesen Betrag zu belegen. Dies ist ein weiterer Fall von Eigenlob, weit entfernt von der Realität des Kunstmarktes."

Um "der Transparenz willen, die Ceball zu verteidigen vorgibt", fordern die Unterzeichner ihn auf, seinen Lebenslauf zu veröffentlichen, in dem er selbst betone, dass er ein "Industriedesigner, Absolvent der bildenden Künste, Journalist, Illustrator, Herausgeber, Professor und Lehrer" sei. "Leider ist der einzige Text über Ceballs Arbeit, der im Internet zu finden ist, ein Text des Kritikers Juan José Santos Mateos, in dem er Ceballs Arbeit und sein "wahnhaftes" Verhalten lächerlich macht und ihn als "jemanden, der von der Angst beherrscht wird, ein Künstler zu sein" beschreibt", urteilen die Verfasser.

Das Manifest fordert die AAVIB auf, sich "wieder auf ihre ursprüngliche Aufgabe zu besinnen, die Rechte der Künstler zu verteidigen und zu fördern, und nicht zuzulassen, dass ihre derzeitige Führung ihren Zweck untergräbt und ihren Ruf schädigt."

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