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Ein einsamer Flügel auf dem Flughafen Mallorca

MZ-Kolumnist Felipe Armendariz beschreibt, wie aus einem Flughafen schnell ein bunter Marktplatz des Kommerzes wurde

Der frisch installierte Flügel am Flughafen Mallorca

Der frisch installierte Flügel am Flughafen Mallorca / Aena

Der spanische Flughafenbetreiber Aena hat die bemerkenswerte Initiative ergriffen, auf dem Airport Palma einen Flügel zu installieren. Das ist lobenswert, sollte aber mit einer „Entkommerzialisierung“ einhergehen. Kaum jemand spricht noch von Son Sant Joan, um das obligatorische Durchgangstor zu Mallorca zu bezeichnen. Dabei haben wir zugesehen, wie dieser Flughafen zu einer kleinen Stadt wuchs. Es gab eine Zeit, da war Son Sant Joan vertrauter, menschlicher.

Doch der Tourismus ist längst zum Massentourismus geworden. Nur während der Pandemie kam er kurz zum Erliegen. Terminals, Kontrolltürme und Start- und Landebahnen stoßen an ihre Kapazitätsgrenzen. Der Flughafen gleicht bei Tag und Nacht einem Ameisenhaufen. Und er funktioniert gut, das sei gesagt. Nun hat der Betreiber beschlossen, einen Flügel zur Vergnügung aufzustellen. Musiker, egal ob Profis oder Amateure, die nicht von Warteschlangen, Kontrollen und Fußwegen erschöpft sind, können darauf eine Runde spielen. Die Befürworter sagen voraus, dass das die Musiker erfreuen wird. Andere Nutzer werden begeistert sein. Mal sehen. Die ersten Videos werden nicht lange auf sich warten lassen.

Der Markt Son Sant Joan

Kommen wir zu den Kritikpunkten. Aena hat den Flughafen in einen Bazar verwandelt, der enorme Einnahmen generiert. Die breiten, bequemen und sicheren Gänge sind verschwunden. Um zum Einstiegsbereich zu gelangen, ist man gezwungen, einen überfüllten und unübersichtlichen Marktplatz zu queren. Man muss nichts kaufen, das wäre ja noch schöner, aber Waren, Verkäufer, Neugierige und Parfüm-Tester erschweren das Durchkommen. Nicht auszumalen, was in einem Notfall oder einer schnellen Evakuierung geschehen würde. Hinzu kommt: Fast alles, was da am Flughafen feilgeboten wird, ist extrem überteuert. Die Passagiere sind zu Geiseln geworden. Jesus improvisierte eine Peitsche, um die Händler aus dem Tempel in Jerusalem zu vertreiben. Aena sieht das anders.

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