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"Wie, es gibt keine Churros?" Wenn Besucher auf Mallorca nicht bekommen, was sie gewohnt sind

Festlandspanier, aber auch Deutsche verhalten sich auf Mallorca zuweilen überheblich. Die Kolumnistin Mercè Marrero fordert in einem Kommentar mehr Respekt ein

Churros werden traditionell mit dickflüssiger heißer Schokolade gegessen.

Churros werden traditionell mit dickflüssiger heißer Schokolade gegessen. / MZ

Wir sitzen in einem Café in einem Küstenort. Es ist neun Uhr, der Laden ist voll. Wir sehen die pa amb olis vorbeiziehen, den gebratenen Fisch (weil wir am Meer sind), das eine oder andere Sandwich, ein paar Ensaimadas (weil wir auf Mallorca sind), Kaffee und Bier. Eine Gruppe von etwa 30-jährigen Festlandspaniern stellt sich an die Theke. „Wir kommen, um Churros zu frühstücken“, sagt einer von ihnen. „Tut uns leid, wir haben keine Churros. Wir haben Ensaimadas“, antwortet der Wirt. „Was soll das heißen, Sie haben keine Churros, wir sind doch in Spanien!“, antwortet der Kunde verärgert.

Ich wollte eigentlich über bestimmte politische Bewegungen schreiben, rechts und links, die Unflätigkeiten rechtfertigen und ermutigen. Darüber schreiben, dass sie uns in Ruhe lassen sollen. Diese Trottel mit Kolonialherren-Attitüde jedoch lassen mich an Urlauber, Besucher oder einfach nur Menschen denken, die sich nicht um den Ort scheren, den sie besuchen oder bewohnen, nicht um dessen Gastronomie, Bräuche, Sprache oder Einheimische.

Wie schädlich Stereotypen sein können

Ich habe mehrere Sommer lang in einer Anwaltskanzlei gearbeitet. Ich war gerade 20 geworden und langweilte mich damit, Fotokopien anzufertigen, Dokumente hin und her zu tragen, die Tür zu öffnen oder das Telefon im Tonfall einer freundlichen und effizienten Telefonistin zu beantworten. Ich erinnere mich an ein deutsches Ehepaar, das ein Haus in einem unserer idyllischen Dörfer renovierte.

Ich fragte sie, wie es läuft, und sie verdrehten die Augen. Sie weigerten sich, Maler, Maurer oder Zimmerleute von der Insel einzustellen. Sie müssten die Handwerker aus ihrem eigenen Land holen, sagten sie, „weil die von hier so unprofessionell sind, dich abziehen und wann immer möglich Siesta machen“. Was für einen Schaden Stereotype doch anrichten können. Meine Rache bestand darin, ihnen keinen Kaffee anzubieten. Und ich frage mich bis heute, ob man solch eine Verachtung wirklich hinnehmen muss.

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