Die Hilfsbereitschaft auf Mallorca gegenüber den Menschen in der Ukraine reißt nicht ab. Acht Mallorquiner haben sich in der vergangenen Woche mit Kleintransportern auf den Weg bis zur Ukrainisch-Ungarischen Grenze gemacht, um 20 Waisenkinder aus dem Kriegsgebiet auf die Insel zu holen - kein einfaches Unterfangen. Die Freiwilligen gehören der Hilfsorganisation "per ells" an, die schon seit vielen Jahren enge Kontakte zwischen der Ukraine und Mallorca knüpft.

Eigentlich hatte sich die Organisation "Per Ells" im Jahr 2005 in Sa Pobla gegründet, um ukrainischen und belarusischen Kindern aus der Gegend um das 1986 explodierte Kernkraftwerk Tschernobyl Ferien auf Mallorca zu ermöglichen. Regelmäßig kamen die Kinder gewöhnlich für ein paar Tage oder Wochen bei Gastfamilien unter. Einige von ihnen sind am frühen Montagmorgen (14.3.) wieder auf Mallorca angekommen - jedoch nicht im Rahmen einer Freizeitfahrt sondern auf der Flucht vor Bomben und Krieg.

"Hoffentlich folgen andere unserem Beispiel"

"Wir haben am Sonntag entschieden, die Tour zu machen und am Dienstag waren wir bereits unterwegs. Hoffentlich folgen andere unserem Beispiel", so Jordi Girart, ein Anwalt und Lehrer aus Sant Llorenç. Er ist einer der acht Mallorquiner, die sich - je mit einem Transporter und vollbeladen mit Medikamenten, Lebensmitteln, Windeln und Kleidung - in Richtung Ukraine aufmachten. Fünf fuhren zur polnischen Grenze, drei zur ungarischen - neben Girart auch Iban Soler aus Esporles und Xesc Nicolau aus Sant Joan.

Nicolau ist Landwirt und mit einer Ukrainerin vereheiratet. Zwar kam die Familie seiner Frau am Freitag (11.3.) problemlos mit dem Flugzeug in Palma an, dennoch entschied sich der Mallorquiner, die lange Fahrt im Dienste von "per ells" auf sich zu nehmen, um auch noch andere Menschen zu retten.

"Wir haben viele tote Kinder gesehen"

Ein erstes Hinderniss stellte die ungarische Polizei dar. "Sie brummten uns ein Bußgeld auf, weil wir keine auf ungarischen Straßen erforderliche Plakette an den Autos haben", berichtet Ginart. Am frühen Samstagmorgen (12.3.) dann endlich das ersehnte Treffen: 20 Waisenkinder und ihre Erzieherin Nastia treffen an der ungarischen Grenze ein, an der die drei Mallorquiner mit ihren Transportern bereits warten. "Die Kinder haben einen Großteil der Tage seit Kriegsbeginn in einem Keller verbracht.

Zudem mussten sie zehn Kilometer zwischen russischen Panzern hindurchlaufen, als es in ihrem Zufluchtsort gefährlich wurde", berichtet Esperança Seguí, Vorsitzende der Vereinigung. "Wir haben zahlreiche tote Menschen gesehen, auch viele tote Kinder ganz in der Nähe unseres Kinderheims", erzählt Erzieherin Nastia, die ihre Schützlinge nach Mallorca begleitet. "Die Russen benutzten die Zivilbevölkerung um sich zu schützen, aber sie machen die Häuser und Städte dem Erdboden gleich", so die junge Frau entsetzt.

Ankuft auf der Insel im Morgengrauen

Dass die Rückfahrt von Ungarn nach Mallorca dann auch nicht reibungslos verlief - die Transporter verfuhren sich, fanden das Hotel für den Zwischenstopp nicht und letztlich mussten alle die Nacht im Auto verbringen - störte die Beteiligten kaum - zu groß war die Erleichterung, dem Inferno entkommen zu sein. Um 22 Uhr am Sonntagabend legte die Gruppe mit der Fähre in Barcelona ab und erreichte die Insel im Morgengrauen.

Auch die Rückkehr der fünf Fahrer, die sich zur polnischen Grenze aufgemacht haben, wird bald erwartet. Auch sie sollen Flüchtlinge aus der Ukraine - Erwachsene und Kinder - nach Mallorca bringen, die bereits in der Vergangenheit an dem sozialen Urlaubsprojekt teilgenommen haben.

"Wir wollen noch weitere Fahrten starten, um Hilfsgüter hinzubringen und Menschen mit zurückzunehmen, aber es fehlt uns aktuell an finanziellen Mitteln, die müssen wir erst einmal zusammenbekommen", so die Vorsitzende von "Per Ells", Esperança Seguí.

Spendenkonto "Per Ells": Caixa Colonya IBAN: ES21 2056 0018 1610 0191 4728.