Der Anwalt des Megapark-Besitzers Bartolomé Cursach, Enrique Molina, hat am Dienstag (14.6.) vor dem Gericht einen Freispruch für seinen Mandaten beantragt. Molina erklärte in der zweiten Sitzung des Prozesses, dass "es keine Untersuchung durch einen unabhängigen Richter" gegeben habe, sodass die Anklage "offensichtlich null und nichtig" sei. Der Staatsanwalt und die Anwälte der Nebenkläger widersprachen dem Verteidiger allerdings vehement.

Cursachs Anwalt kritisierte die Ermittlungsrichter Manuel Penalva und Miquel Florit für die Art und Weise, wie sie die Untersuchung des Falles geführt hätten. Molina versicherte, dass Cursach während des gesamten Verfahrens nicht die Möglichkeit gehabt habe, vor einem unparteiischen Richter auszusagen.

Der Anwalt kritisierte auch die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft. Er zeigte das von der Staatsanwaltschaft zehn Tage vor der Verhandlung vorgelegte Dokument voller Streichungen, das seiner Meinung nach "eine stillschweigende Rücknahme der Anklage" gegen Bartolomé Cursach darstelle. Trotzdem fordere man eine Strafe von eineinhalb Jahren Gefängnis. "Keiner der Vorwürfe schreibt Cursach ein konkretes Verbrechen zu", sagte er. Dies stellt eine "Verletzung der Grundrechte" des Nachtclub-Unternehmers dar.

Vorwürfe gegen Richter und Staatsanwalt

Molina erhob schwere Vorwürfe gegen den ehemaligen Ermittlungsrichter Manuel Penalva und den ehemaligen Staatsanwalt Miguel Ángel Subirán: "Die Ermittlungen wurden durch die falschen Interessen des Richters und des Staatsanwalts völlig verfälscht", sagte er. Der Anwalt hat nun eine sogenannte Voranfrage gestellt, um die Nichtigkeit des Verfahrens zu beantragen. Während der Verteidiger des Mitangeklagten Bartolomé Sbert ebenfalls dafür war, das Verfahren für nichtig zu erklären, widersprachen der Staatsanwaltschaft und die Anwälte der Nebenkläger.

Staatsanwalt Tomás Herranz betont, dass die eröffneten Ermittlungen gegen Penalva und Subirán nicht das Verfahren beeinflussen werden. "Sie stehen unter Verdacht, das bedeutet aber nicht, dass ihre Handlungen unter Verdacht stehen", sagte er. Außerdem verteidigte er seine Anklageschrift: Darin werde sehr wohl deutlich, welche Punkte Cursach zur Last gelegt werden.

Am ersten Verhandlungstag sechs Angeklagte freigesprochen

Siebzehn Angeklagte sitzen am Dienstag auf der Anklagebank, nachdem am Vortag in der ersten Sitzung der mündlichen Verhandlung sechs Angeklagte de facto freigesprochen wurden, indem die Anklage zurückgezogen wurde. Die ehemalige Generaldirektorin für Tourismus, Pilar Carbonell, ein Beamter dieses Ministeriums, drei führende Köpfe der Cursach-Gruppe - der ehemalige Direktor des Tito's, Jaime Lladó, der Leiter des VIP-Bereichs, Arturo Segade, und der ehemalige Polizist Antoni Bergas - sowie ein Beamter der Stadtverwaltung von Palma wurden freigesprochen, als alle Anklagen gegen sie fallen gelassen wurden.

Für den Gerichtsprozess sind insgesamt 148 Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil ist für den 30. April des kommenden Jahres vorgesehen. Ob der Prozess diesen üppigen zeitlichen Rahmen brauchen wird, ist nach der drastischen Kehrtwende der Staatsanwaltschaft in der vergangenen Woche allerdings nicht mehr sicher. /mwp