Hätten wir es absehen müssen? Kann es uns eigentlich noch überraschen? Ist es nicht einfach der Logik dieser ganzen Geschichte geschuldet, dass kurz bevor das abschließende Kapitel eingeleitet wird, noch einmal eine brachiale Wendung im Doppelpack erfolgt? Die Staatsanwaltschaft hat im Fall Cursach nur wenige Tage vor Prozessbeginn wesentliche Passagen der Anklageschrift gestrichen. Nur wenig später wird bekannt, dass die ursprünglichen Ermittler in der Causa vor Gericht kommen sollen. Wir haben nun fast ein Jahrzehnt hinter uns, in dem Skandal nach Skandal bekannt wurde. Mit unzähligen Nebenschauplätzen. Zeugen werden zu Halunken. Ermittler zu Angeklagten. Und Beschuldigte plötzlich aus dem Nichts rehabilitiert.

Und nun scheint es, dass der Prozess beendet ist, bevor er überhaupt angefangen hat. Weil in dem ganzen Chaos – so unterhaltsam es aus einer distanzierten Position gewesen sein mag – eines bei den meisten Menschen verloren gegangen sein dürfte: der Glaube an die Arbeitsfähigkeit und die Unabhängigkeit der Justiz. Und dabei geht es nicht in erster Linie darum, ob die Staatsanwaltschaft mit ihrer Entscheidung von vergangener Woche richtig oder falsch lag. Auch nicht, ob es juristisch vertretbar ist oder nicht. Es geht darum, dass keine richtige Erklärung mitgeliefert wurde. Das kratzt an der Glaubwürdigkeit – gerade bei einem so gewichtigen Fall, der so viele Korruptionsvorwürfe beinhaltet. Denn egal, wie der Prozess jetzt ausgeht – die Zweifel, die Bauchschmerzen werden bleiben. Und das ist für die Justiz katastrophal.