Waldbrandgefahr auf Mallorca: Auf einem illegalen Campingplatz oberhalb von Sant Elm droht Ärger

Mitten im Hochsommer machen Wildcamper in einem Waldgebiet Feuer – sehr zur Sorge eines deutschen Teilzeitresidenten. Die Bürgermeisterin ruft die Anwohner dazu auf, die Ortspolizei zu verständigen

Der Platz oberhalb von Sant Elm ist bei Campern sehr beliebt.

Der Platz oberhalb von Sant Elm ist bei Campern sehr beliebt. / privat

Johannes Krayer

Johannes Krayer

Robert Strohburger (Name geändert) ist ein Fan von Sant Elm im äußersten Südwesten von Mallorca. Der Frankfurter und seine Familie besitzen eine Zweitwohnung in einer Anlage am Ortsende – da, wo der Carrer de na Popia in eine Schotterpiste mündet und sich den Berg in Richtung Torre de Cala En Basset hinauf windet.

Schon seit geraumer Zeit ist Strohburger aber nicht mehr ganz wohl in seiner Haut. Eigentlich gibt es am Beginn der Schotterstrecke ein Schild der Balearen-Regierung, das offenes Feuer an dieser Stelle verbietet. Eigentlich. Denn das Schild ist seit vielen Jahren komplett überschmiert, die Aufschrift nicht mehr lesbar. Der Platz hat sich inzwischen bei Wildcampern etabliert.

"Ich will ja niemandem seinen Urlaub vermiesen"

„Wenn sie nur campen würden, wäre das kein Problem für uns“, sagt Strohburger. „Ich will ja niemandem seinen Urlaub vermiesen.“ Kritisch sei es aber, wenn die Camper offenes Feuer entfachten. Häufig, wenn er in der Gegend spazieren gehe, sehe er lodernde Feuerstellen – auch jetzt im Hochsommer und in der aktuellen Hitzewelle. „Die Waldbrandgefahr ist enorm, vor allem wenn die Camper abends ein Feuerchen machen, dann ein paar Bier trinken und nicht mehr so aufpassen.“

l Der Platz oberhalb des Carrer de na Popia in Sant Elm ist bei Campern beliebt.  l Eine der zahlreichen Feuerstellen. l Das Schild, das offenes Feuer verbietet, ist komplett unleserlich.   | FOTOS: PRIVAT

Eine der zahlreichen Feuerstellen. / privat

Dass es bei einem Brand im Hochsommer schnell brenzlig werden könne, habe man schließlich vor zehn Jahren beim Großbrand von Andratx gesehen. Damals hätten in der Nähe ihrer Wohnanlage schon einmal Flammen gelodert.

Schon bei den Behörden vorstellig geworden

Strohburger hat nach eigenen Angaben bereits bei der Balearen-Regierung angerufen und ist dort auf eine „sehr kooperative“ Mitarbeiterin gestoßen. Allerdings sei trotzdem nach rund einem Jahr noch nichts passiert, das Schild bislang nicht erneuert worden.

Auch bei der Ortspolizei in Andratx wurde Strohburger im vergangenen Jahr vorstellig, um vor der Brandgefahr zu warnen. Dort sei er ebenfalls sehr verständnisvoll empfangen worden. „Die Beamten haben mir aber zu verstehen gegeben, dass sie viel zu wenig Personal haben. Von daher sei es unmöglich, regelmäßig mit einem Streifenwagen vorbeizukommen“, berichtet der Frankfurter.

Schranke würde auch die Quads stoppen

Man überlege, eine Zufahrtsbeschränkung an dieser Stelle zu errichten, habe der Polizist damals gesagt, eine Schranke könnte man möglicherweise installieren. Passiert ist bisher aber auch dahingehend nichts.

Eine Schranke würde auch ein weiteres Ärgernis für Strohburger verhindern: Seit Jahren rasten vor allem im Sommer ein- bis zweimal am Tag zehn bis zwölf Quads mit enormem Lärm die Straße hoch und in den Wald hinein. „Ich habe neulich 100 Dezibel gemessen, das ist ohrenbetäubend“, berichtet Strohburger. 100 Dezibel entsprechen einem Gettoblaster oder einer einfahrenden U-Bahn. Strohburger vermutet, dass die Quads von einem Unternehmen aus Peguera stammen.

Die Bürgermeisterin nimmt die Sache ernst

Die Bürgermeisterin der zuständigen Gemeinde Andratx, Estefanía Gonzalvo, zeigte sich im Gespräch mit der MZ überrascht: „Das ist das erste Mal, dass ich derlei Klagen höre“, sagt sie. Allerdings seien die Vorwürfe sehr ernst zu nehmen, schließlich sei es aktuell strengstens verboten, Feuer im Wald zu machen – unabhängig davon, ob dort nun ein lesbares Schild stehe oder nicht.

„Auf Mallorca gilt momentan fast überall die höchste Waldbrandwarnstufe“, so Gonzalvo, die Anwohner und Passanten um Mithilfe bittet. Wer offene Feuer in der Natur bemerkt, solle sich unverzüglich bei der Ortspolizei in Andratx melden (971-62 80 08). „Inzwischen haben wir das Personal deutlich aufgestockt, sodass die Beamten schnell vor Ort sein können.“

Im Kummerkasten online anzeigen

Wer nicht vor einer akuten Brandgefahr warnen, sondern allgemeine Missstände anzeigen wolle, könne das im Übrigen seit Neuestem auch auf der Website andratx.cat tun, unter der Rubrik „Queixes i suggeriments“. Das gelte auch im Fall der Quad-Touren, die nach Angaben von Gonzalvo auf Feld- und Waldwegen „streng verboten“ sind.

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