Einkaufen auf Mallorca: Genossenschaft in Artà bietet fast alles, was man braucht

In der Kooperative Sant Salvador in Artà kaufen nicht nur Landwirte ein. Die Genossenschaft übernimmt die Ländereien der Ermita de Betlem

Der Betriebswirt Albert Ferrer in dem Geschäft der Kooperative, rechts Weine und im Hintergrund die Öko-Tees von T’Estim.

Der Betriebswirt Albert Ferrer in dem Geschäft der Kooperative, rechts Weine und im Hintergrund die Öko-Tees von T’Estim. / Nele Bendgens

Auf der Tüte mit den Mandeln ist zu lesen: „Wir pflegen unsere Produkte des Geschmacks und des Dufts von früher wegen.“ Gleichzeitig schaut die Cooperativa Sant Salvador in Artà auch in die Zukunft: „Wir von der Genossenschaft sorgen dafür, dass die Landwirte im Inselosten von ihrer Arbeit leben können“, sagt Albert Ferrer (30), Leiter der Kooperative. Zurzeit wäre die Landwirtschaft eher Hobby oder Nebenerwerb. Das war nicht immer so.

Als die Kooperative im Jahr 1979 gegründet wurde, fuhren die payeses noch üppig Mandel- und Johannisbroternten ein. Große Felder hätte es hier in den Bergen nie gegeben, so Ferrer. Man hätte aber die kleinen Äcker und großen Weiden geschickt genutzt. So konnte die Genossenschaft schon ein Jahr nach Gründung das Gebäude kaufen, das heute ein paar Schritte von Artàs Fußgängerzone entfernt liegt.

Später versprach der Tourismus bessere Einnahmen, und die Erträge der überalterten Mandelbäume wurden immer spärlicher, bis das Xylella-Bakterium ihnen den Rest gab. Die Kooperative aber hörte nicht auf, die Landwirte mit allem Nötigen zu versorgen. Heute zählt die Genossenschaft 70 Mitglieder und 160 Partner, die sich gegenseitig unterstützen.

Die Wurstwaren stammen vom Landgut Els Olors.

Die Wurstwaren stammen vom Landgut Els Olors. / Nele Bendgens

Die Kunden betreten zuerst einen lichtdurchfluteten Raum mit hellen Holzregalen, denen anzusehen ist, dass sie von Hand gefertigt sind. „Wir bemühen uns, dass die Kunden mit einem Einkauf möglichst viel erledigen können“, sagt Ferrer. Frisches Obst und Gemüse stamme aus Öko- Anbau, wichtigster Lieferant und eines der aktivsten Mitglieder der Kooperative sei der Biolandwirt Pedro Osuna.

Seine Marmeladen aus Auberginen, Kürbis und gerösteten Paprika sowie Chutneys finden sich ebenso in den Regalen wie der Honig Mel Vici. Über viele Produzenten berichtete die MZ bereits, es wirkt hier manchmal wie ein Wiedersehen mit alten Bekannten. Aber es gibt auch Neues zu sehen: eingelegte Feigen, getrocknete Tomaten oder die Pflaumenmarmelade von Agromallorca.

Gut vernetzt mit anderen Genossenschaften

Die Kooperative ist gut vernetzt mit anderen Genossenschaften, auch auf dem Festland. Deshalb gehören etwa die katalanischen „Oli d’Oliva Verge Extra Nit“ oder das „Oli d’Oliva Verge Extra Arbequina Terrall“ zum Angebot. Letzteres ist sogar preisgünstig in Fünf-Liter-Flaschen zu haben.

Auch die Auswahl von Öko-Weinen aus ökologischem und konventionellem Anbau ist groß. Dazu gehören auch zwei Fässer der Bodega Vins Ripoll, bei denen man mitgebrachte Flaschen auffüllen kann. Direkt daneben hängen Sobrassadas: Die Wurstwaren stellt ein Mitglied der Genossenschaft auf dem alten Landgut Els Olors her. Aus Manacor stammt das Sortiment der Teesorten T’Estim, die von einer gemeinnützigen Behindertenwerkstatt angebaut und getrocknet werden.

Unverwüstlich: die Messer mit Holzgriff aus Consell.

Unverwüstlich: die Messer mit Holzgriff aus Consell. / Nele Bendgens

In einem zweiten Raum sind vor einer Holzwand Messer mit Holzgriffen aus Consell aufgereiht, daneben die guten alten porqueres, die Schuhklassiker mit Sohlen aus ausrangierten Autoreifen. Die Weidenkörbe bezieht Ferrer bei dem Unternehmen La Palma, handgemachte llatres würden den Verkaufspreis sprengen. Bezahlbar sind hingegen die Naturkosmetik-Produkte von Tot Herbes, die für Nachhaltigkeit bekannt sind, oder aber die Seifen aus Sóller. Sie verkauft die Kooperative ohne Aufschlag, um den Handwerker zu unterstützen.

Neue Felder

Durch eine Schiebetür aus Glas gelangt man in die Do-it-yourself-Abteilung mit Werkzeug und Material für Haus und Garten vom Pinsel über die Motorsäge bis hin zu Schraubenzieher und Dübel. Dahinter betritt der Besucher eine riesige Halle mit hohen Regalen, in denen sich Säcke stapeln. Hier lagert der landwirtschaftliche Bedarf der Kooperative, den die Mitglieder günstig beziehen können. Durch ein riesiges Tor als Hintereingang kann ein Gabelstapler die Ware zu Anhängern und Pick-ups transportieren.

Vom Bistum Mallorca übernahm die Genossenschaft kürzlich sechs Hektar Land rund um die Ermita de Betlem. Derzeit zieht man dort Zäune und bereitet den Boden vor, 2024 wird gepflanzt. „Wir planen den alten Klostergarten der Mönche neu“, berichtet Ferrer. Als Schwerpunkt sind Bäume geplant, aber auch Heilkräuter, Gemüse und dazu Bienenstöcke. Gleichzeitig sollen Menschen mit Behinderung Arbeit finden. Auf einem Rundweg könnten Besucher künftig die Anlage besichtigen und danach in einem Geschäft regionale Erzeugnisse einkaufen, so Ferrer.

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