Auf Mallorca werden Gärten für die Bienen gesucht

Imker aus Alaró transportieren einen Teil ihrer 500 Bienenstöcke zu blühenden Wiesen und Bäumen

Wenn die Metallklappen geschlossen sind, können Pau Ixent und Biel Coll, die beiden Imker aus Alaró, die Bienenstöcke verladen.  | FOTO: NELE BENDGENS

Wenn die Metallklappen geschlossen sind, können Pau Ixent und Biel Coll, die beiden Imker aus Alaró, die Bienenstöcke verladen. | FOTO: NELE BENDGENS / Barbara Pohle

Jetzt beginnt die Reise der Bienen. Die beiden Imker aus Alaró haben die Metallklappen der Bienenstöcke am Vorabend geschlossen, Pau Ixent Queralt und Biel Coll können sie also gefahrlos auf den Pick-up laden. Sie organisieren seit drei Jahren die Wanderwirtschaft mit den Honigbienen, auch Transhumanz genannt. Auf der Insel hat diese zwar Tradition für die Schafherden, die wenigen Bienen jedoch, die früher zu einer Finca gehörten, ernährten sich von den eigenen Wiesen und Bäumen. Die Bienenstöcke rührte man nicht vom Fleck, der Honig deckte den Eigenbedarf.

Die Bienenstöcke werden auf den Pickup geladen.

Die Bienenstöcke werden auf den Pickup geladen. / Nele Bendgens

„Als wir vor acht Jahren mit dem Imkern begannen, war das vor allem ein Hobby für ältere Herren“, sagt Ixent. Doch mittlerweile interessierten sich junge Frauen und Männer für die Bienenzucht. Damals stellten sie auch fest, dass es auf der Insel keine Bienen (Apis mellifera zool., abeja span., abella kat.) zu kaufen gab. Eine Bestellung außerhalb kam nicht infrage, weil es für die Gesundheit eines Volkes unverzichtbar ist, dass es sich seit Generationen an Klima und Pflanzen gewöhnt hat. Denn von Anfang an ging es den beiden nicht nur um naturreinen Honig, sondern um nachhaltige Bienenzucht. So kam es, dass sie selbst mit der Aufzucht von Königinnen begannen und diese über das Internet verkauften.

Als die MZ 2017 über sie berichtete, war es noch ein Hobby. Heute sind sie hauptberuflich Imker und besitzen 500 Bienenstöcke. Dies gelang unter anderem, weil sie diese mittlerweile auch in privaten Gärten aufstellen.

Hier können Sie auf Mallorca einen Bienenstock halten

„Die Gartenbesitzer kaufen die Bienenstöcke nebst Volk und Königin bei uns“, sagt Ixent. Die Gärten müssten dabei gar nicht so groß sein, wie man allgemein annimmt. Beim Abstand zum Wohnhaus sind zwar hundert Meter vorgeschrieben, die reduziert werden können, wenn eine zwei Meter hohe Hecke zusätzlich schützt. Auch Distanz zu Wegen oder Straßen sind einzuhalten. Nicht genehmigt sind dagegen Bienen in urbanen Gärten in der Stadtmitte oder in Dorfzentren.

Die Imker kümmern sich mittlerweile hauptberuflich um die Tierchen.

Die Imker kümmern sich mittlerweile hauptberuflich um die Tierchen. / Nele Bendgens

Die beiden kümmern sich dann um die Bienen. „Wir fahren einen Tag in den Süden der Insel, einen anderen nach Pollença oder Sóller“, sagt Coll. Dann behandeln sie die Bienen unter anderem gegen die Varroamilbe. Mittlerweile gebe es, so Coll, höchst wirksame Mittel, die sogar in der Bio-Imkerei zugelassen sind. Für den Fincabesitzer schlägt dieser Service mit 100 Euro im Monat zu Buche, er bekommt dafür die gesamte Ernte in Gläsern.

„Der Umwelt zuliebe bieten die Besitzer den Bestäubern Platz und Nahrung – es sind gute Plätze“, sagt Ixent. Nach der Beratung durch sie würden die Gartenbesitzer häufig Gewächse pflanzen, die Insekten anziehen. „Wir sind immer auf der Suche nach neuen Gärten“, sagt Ixent, denn nur durch mehr Bienenweiden können die Imker die Zahl ihrer Völker erhöhen. Mittlerweile stehen ihre Bienenstöcke in 30 privaten Gärten.

Die Baumblüte

Wenn die Mandelbäume blühen, kommt ein Teil der Bienenstöcke auf die Felder der Firma „Almendras Bonany“ nach Petra, die durchweg spät blühende Sorten gepflanzt hat. Im Mai geht es zur Kirschblüte in Orient und im Herbst zu Feldern mit Johannisbrotbäumen.

Die Bienen helfen, die Mandelblüten zu bestäuben.

Die Bienen helfen, die Mandelblüten zu bestäuben. / Nele Bendgens

Zum Thema Transhumanz sind in dem Dokumentarfilm „More than Honey“ von Markus Imhoof Horrorszenarien von der kalifornischen Mandelblüte zu sehen. „Wenn dort 100 Bienenstöcke angeliefert werden, überleben das höchstens 40“, sagt Coll. Der Grund: Die Felder im Westen der USA wären riesig, manche sogar so groß wie ganz Mallorca. Dort spritze man pausenlos aus der Luft und obendrein Mittel, die in der EU nicht zugelassen sind. Zudem bekomme die Einheitskost den Bienen nicht.

Auf Mallorca sind die Plantagen klein, die Bienen fliegen hier auch die Wiesen auf dem Nachbargrundstück an. Zudem vergewissern sich Ixent und Coll, dass nur die für Bienen unschädlichen Produkte zum Einsatz kommen. Außerdem wird nur spät abends oder nachts gespritzt.

Die Produktion

Der Flugradius von Bienen beträgt zwischen drei und sieben Kilometern. Auf der Insel bietet sich ihnen in diesem Umkreis große Artenvielfalt. Doch dies erschwert die Produktion von sortenreinem Honig (monofloral span.). „Dafür muss über die Hälfte von der gleichen Pflanze stammen“, sagt Coll. Zur Sortenreinheit käme es beim Johannisbrotblüten, doch meistens würde Herbst- oder Frühjahrshonig daraus. Wer auf der Insel Mandel- oder Orangenblütenhonig anbiete, beziehe ihn von außerhalb und müsse dies auch kennzeichnen.

Bienen auf Mallorca.

Bienen auf Mallorca. / Nele Bendgens

Unter dem Logo „Mel Vici“ sind die Produkte ihrer Ernten in 33 Geschäften auf den Balearen zu kaufen, sowie in den Läden von Farmers & Co. Anfangs lag ihre Honigproduktion zwischen 1.500 und 1.700 Kilogramm pro Jahr. Von 2021 auf 2022 steigerte die beiden sie von 2.500 auf 5.000 Kilogramm. Heute verfügen sie über eine Imkerwerkstatt in Alaró. Hier schleudern sie Honig, analysieren und lagern ihn und organisieren den Vertrieb.

Die Züchtung der Königinnen, mit der alles begann, hat die Imker trotzdem nicht losgelassen. Seit zwei Jahren arbeiten sie bei dem Projekt „Zwölf Bienen“ (Dotzereines) der Balearen-Universität zum Schutz der einheimischen Bienen mit.