Erst mal den Rasen sprengen - So trainiert der FC St. Pauli auf Mallorca

Der Tabellenführer der Zweiten Fußball-Bundesliga beginnt seine Trainingswoche auf dem Übungsgelände von Real Mallorca

Der FC St. Pauli macht sich auf Mallorca fit

Nele Bendgens

Johannes Krayer

Johannes Krayer

Die Spieler des deutschen Kultclubs FC St. Pauli können seit Dienstag (13.2.) wieder trainieren. Die Hamburger sind am Montagnachmittag (12.2.) für ein paar Tage auf Mallorca gelandet, um die Partie gegen Eintracht Braunschweig unter besseren Bedingungen als in Norddeutschland bewerkstelligen zu können. In Hamburg hatte der Platz nach inzwischen wochenlangen Regenfällen nicht mehr viel mit einem Fußballrasen gemein. Auf Mallorca müssen die Verantwortlichen auf dem staubtrockenen Platz erst einmal die Rasensprenger einschalten.

Die Wasserfontänen machen auch die Fans nass, die am Dienstagvormittag beim ersten Training stehen. Zwei Handvoll Anhänger der Mannschaft von Trainer Fabian Hürzeler sind erschienen. So wie Carsten Walter, der gerade bei einem Freund auf der Insel für ein paar Tage Urlaub gemacht hat. "Als wir gelesen haben, dass St. Pauli kommt, mussten wir natürlich vorbeischauen", sagt Walter, der am Nachmittag weiter zum Flughafen fährt und nach Hamburg zurückfliegt. Er hat sich standesgemäß eines der charakteristisch braunen Pauli-Trikots übergestreift.

Fans und Spieler begrüßen sich mit breitem "Moin"

Zwar sei er kein Hardcore-Fan, gehe aber schon ab und zu ans Millerntor zu den Begegnungen. "Mein Sohn ist bei jedem Heimspiel dabei", sagt Walter. Als die Spieler auf den Trainingsplatz 3 des Übungsgeländes Ciutat Deportiva Antonio Asensio laufen, begrüßen die Anhänger sie mit einem breiten "Moin", das die Profis erwidern. Die Mannschaft wirkt entspannt, auch wenn es am Wochenende beim 0:1 in Magdeburg die erste Niederlage der Saison gesetzt hat.

Die Spieler beim Training.

Die Spieler beim Training. / Nele Bendgens

"Irgendwann musste es ja mal passieren", kommentiert Carsten Walter den Ausrutscher. Ohnehin sei die Form des Teams in dieser Saison erstaunlich. "Ich hatte zwar schon gehofft, dass St. Pauli oben mitspielt, aber dass das Team jetzt nach 21 Spieltagen Tabellenführer ist, war nicht zu erwarten." Auch die Konstanz überrascht ihn. Selbst wenn wie jüngst zum Asia Cup Stammspieler fehlten, gewinne die Mannschaft.

Temperaturunterschied macht mehr Sorgen als Flugscham

Das Thema Flugscham, das kurz nach Bekanntwerden des Mallorca-Ausflugs von St. Pauli aufkam, ficht Walter und seinen Begleiter nicht an. "Das sind doch nur zweieinhalb Stunden Flug", sagt Walter. Viel eher macht ihm der große Temperaturunterschied zwischen Hamburg und Mallorca Sorgen. "Das ist nicht ganz risikolos, der Körper muss sich ja erst einmal an die klimatischen Bedingungen gewöhnen."

Einer der Fans auf dem Trainingsgelände.

Einer der Fans auf dem Trainingsgelände. / Nele Bendgens

Auf dem Platz ist davon nicht viel zu merken, die Spieler gehen samt ihrem Trainerstab an die Arbeit, als stünden sie in Hamburg auf dem Rasen. Zunächst ein paar Aufwärm- und Dehnübungen, dann verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen Schwerpunkten, wie Torwarttraining und Passsicherheit in kleineren Einheiten. Am Ende ein Trainingsspiel, neun Mann gegen sieben Mann mit zwei Jokern, die die ballführende Mannschaft unterstützen.

Lohnt sich der Aufwand?

Insgesamt 35 Personen umfasst der Tross der Hamburger auf der Insel, berichtet Pressesprecher Patrick Gensing. Auch drei Zeitungen aus Hamburg sind mitgekommen, deren Vertreter sich zwar über die sonnige Auszeit auf Mallorca freuen, allerdings die Frage aufwerfen, ob sich der Aufwand wirklich lohne. Geplant sind auf Mallorca neben der Trainingseinheit am Dienstag eine weitere Einheit am Mittwoch sowie am Nachmittag Krafttraining.

Der Donnerstag soll den Spielern zur freien Verfügung stehen und am Freitag kurz vor der Abreise gibt es dann noch ein nichtöffentliches Training. "Fünf Tage Mallorca für 220 Minuten Training", rechnet einer der schreibenden Kollegen aus, das klingt zunächst einmal nicht nach einer ausgewogenen Gleichung.

Jackson Irvine beim Training.

Jackson Irvine beim Training. / Nele Bendgens

Spieler sind froh über Abwechslung

Das sieht man beim FC St. Pauli naturgemäß anders. Klar habe es Beschwerden gegeben, dass ausgerechnet der "Hipster-Club" einen Kurztrip per Flugzeug antrete, hört man aus dem Umfeld des Clubs. Allerdings seien die meisten Beschwerden von Fans des Stadtrivalen Hamburger SV gekommen, die offenbar ein wenig hätten stänkern wollen. Die Spieler selbst sahen den Ausflug nach Mallorca und die Unterbringung im Luxushotel Steigenberger Hotel & Resort Camp de Mar zumindest nach eigener Aussage sehr positiv.

So erklärte Jackson Irvine, der erst vor wenigen Tagen mit Australien beim Asia Cup gegen Südkorea ausgeschieden war: "Es sind tolle Bedingungen hier, und alle sind froh, mal ein bisschen rauszukommen." Er sehe kein großes Risiko für die Gesundheit der Spieler, auch wenn die Temperaturen anders als in Hamburg seien. "Man sieht ja, dass das ein richtiger Energieschub für die Spieler ist und eine Super-Vorbereitung für die Partie gegen Braunschweig."

Und auch persönlich habe sich für ihn der Ausflug auf die Insel bereits gelohnt. Zwar war er zum ersten Training auf Mallorca ein wenig später gekommen, aber das habe daran gelegen, dass er unverhofft auf dem Trainingsgelände einen früheren Teamkollegen getroffen habe. "Ich bin hier Antonio Reguero begegnet, mit dem ich vor zehn Jahren bereits in Schottland zusammengespielt habe", erzählte Irvine nach dem Training. Er halte sich bei Real Mallorca fit und sei ein "Supertyp".

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