Deutscher Mittelstand eröffnet Vertretung auf Mallorca - viele Mitglieder sind schon da

Bundesverband des deutschen Mittelstandes will die Insel zu einem "Drehkreuz" der Geschäftsbeziehungen machen. Die Repräsentanz übernimmt der Steuerberater Willi Plattes

Besiegelten in Palma die Zusammenarbeit: Christoph Ahlhaus, Dr. Helmut Baur und Willi Plattes (v. li.).

Besiegelten in Palma die Zusammenarbeit: Christoph Ahlhaus, Dr. Helmut Baur und Willi Plattes (v. li.). / Claudia Schittelkopp

Ciro Krauthausen

Ciro Krauthausen

Mallorca, das war einmal aus deutscher Sicht eine reine Urlaubsinsel. „Wir haben viele, viele Mitglieder in Deutschland, die ihre Unternehmen eigentlich schon von der Finca auf Mallorca aus steuern“, sagt Christoph Ahlhaus, selbst Immobilienbesitzer im Südwesten der Insel, vor allem aber seit wenigen Wochen Vorsitzender des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW).

Dass einer der ersten Amtshandlungen des früheren Innensenators und kurzzeitigen Hamburger Ersten Bürgermeisters ausgerechnet darin besteht, auf den Balearen eine Repräsentanz des Verbandes zu eröffnen, sei kein Zufall, sondern auf Vorschlag von Präsidiumsmitglied und Mallorca-Freund Helmut Baur (Binder Optik) schon lange geplant gewesen. Ahlhaus schwebt auf Mallorca ein „Drehkreuz“ vor, über das der deutsche Mittelstand auch weit über die Inseln hinaus seine Fühler ausstrecken kann. Anvertraut hat er es dem umtriebigen und seit 23 Jahren auf der Insel aktiven Steuerberater Willi Plattes (CEO Plattes Group).

Netzwerk mit 900.000 Mitgliedern dockt an Mallorca an

Dem BVMW gehören in Deutschland laut Ahlhaus knapp 30.000 Unternehmen an. Hinzu kämen mehr als 50 angeschlossene Branchenverbände kleiner und mittelständischer Unternehmer, denen wiederum an die 900.000 Unternehmen und Unternehmer angehören. „Der Mittelstand“, wie sich der eingetragene Verein weniger sperrig auch nennt, unterhalte knapp 250 Geschäftsstellen in Deutschland und 70 Auslandsrepräsentanzen – es ist ein gewaltiges Netzwerk, welches da via Plattes Group an Mallorca andockt.

„Wir wollen unsere Mitglieder dabei unterstützen, sich zusätzlich im Ausland zu etablieren, Lieferketten zurück nach Europa zu holen und sich neue Märkte zu erschließen“, sagt Ahlhaus im Gespräch mit der MZ. Die Erfahrung und das Netzwerk der Steuerkanzlei seien hier von großer Hilfe. Willi Plattes, der zudem in den Bundeswirtschaftssenat berufen wird, werde die Mallorca-Expertise auch verstärkt in Deutschland einbringen.

Mallorca als internationalen Unternehmensstandort bewerben

Ahlhaus, Baur und Plattes sehen die Auslandsrepräsentanz denn auch als Möglichkeit, für Mallorca als internationalen Unternehmensstandort zu werben. Plattes schwebt schon seit Jahren ein „Silicon Island“ vor, das digitale Unternehmen und Start-ups aus aller Welt anzieht. Die Voraussetzungen dafür hält auch Ahlhaus für gut. Schon jetzt habe die Insel in Sachen Infrastruktur deutschen Großstädten einiges voraus, hinzu käme auch noch die „emotionale Rendite“, an solch einem Ort leben und arbeiten zu können.

Größte Sorge aber bleibt der Mittelstand daheim und der Zustand der deutschen Wirtschaft. Ahlhaus teilt die düsteren Analysen, die eine der führenden Industrienationen der Welt im freien Fall wähnen. Als BVMW-Vorsitzender wolle er nun „deutlich lauter“ auftreten, um den Sorgen und Forderungen des Mittelstandes „Gehör“ zu verschaffen, sagt er. Nicht um Radau zu schlagen, sondern um „ideologiefreie“ und „faktenorientierte“ Lösungen für Themen wie Klimawandel, Fachkräftemangel oder Bürokratieabbau zu finden.

Auch das ist ein Gebiet, in der die Plattes Group mit ihrem Wirtschaftsforum „Neu Denken“ schon länger aktiv ist. Als nun auch offizieller Vertreter des deutschen Mittelstandes plant Willi Plattes „gezielte Gespräche“ und Veranstaltungen, darunter auch mit mallorquinischen Unternehmern. „Wir bauen jetzt erst einmal keinen Riesenapparat auf, sondern entwickeln unser Drehkreuz nach und nach“, sagt Christoph Ahlhaus.

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