Es hatte sich bereits seit Tagen angedeutet: Die Bundesregierung streicht Mallorca und die Nachbarinseln ab Sonntag (14.3.) von der Liste der Risikogebiete im Zuge der Corona-Pandemie, die das Robert-Koch-Institut veröffentlicht. Das geht aus einer Mitteilung des Robert Koch-Instituts vom Freitag (12.3.) hervor. Neben den Balearen gelten nun auch die autonomen Gemeinschaften Kastilien-La Mancha, Valencia, Extremadura, La Rioja und Murcia nicht mehr als Risikogebiete.

Wenige Minuten später fiel dann auch die Reisewarnung des Auswärtigen Amtes. Auf der Website heißt es nun: "Vor nicht notwendigen, touristischen Reisen nach Spanien einschließlich der Kanarischen Inseln wird derzeit gewarnt. Dies gilt mit Wirkung vom 14. März 2021 nicht mehr für die autonomen Gemeinschaften Kastilien-La Mancha, Valencia, Extremadura, Murcia, Rioja sowie die Balearen." Dass die Bundesregierung allerdings Auslandsreisen weiterhin eher weniger aufgeschlossen gegenübersteht, kann man an dem Passus sehen, der ebenfalls neu eingefügt wurde: "Von nicht notwendigen, touristischen Reisen in die Gemeinschaften Kastilien-La Mancha, Valencia, Extremadura, Murcia, Rioja sowie auf die Balearen wird weiterhin abgeraten."

Der Wegfall der Einstufung als Risikogebiet bedeutet nun unmittelbar ab Sonntag für Urlauber und Mallorca-Pendler: Die Verpflichtung, bei der Einreise in Deutschland einen negativen Coronatest vorzuweisen, entfällt. Ebenso gilt die Vorschrift nicht mehr, sich nach der Ankunft direkt in eine zehntägige Quarantäne zu begeben, die mit einem negativen Corona-Test frühestens nach dem fünften Tag aufgehoben werden kann.

Die Entscheidung erleichtert Reisenden aus Deutschland, die Osterferien auf Mallorca zu verbringen und dürfte dazu beitragen, den Tourismus auf Mallorca wieder anzukurbeln. Die großen deutschen Reiseveranstalter werben mit vergünstigten Konditionen, viele Hotels bereiten sich nun auf die Öffnung vor.

Die ersten Reaktionen auf die Entscheidung der Bundesregierung aus Politik und Reisebranche waren selbstredend positiv. Der balearische Tourismusminister Iago Negueruela sagte bei einer Pressekonferenz am Freitagmittag (12.3.) in Palma wenige Minuten nach Bekanntwerden der Entscheidung: "Ich bewerte diesen Schritt als sehr positiv. Die Tatsache, dass die Balearen kein Risikogebiet mehr sind, zeigt, dass wir unsere Arbeit hier gut gemacht haben und dass auch andere Urlaubsziele sehen, wie gut es bei uns läuft. Nun müssen wir weiter vorsichtig sein und die epidemiologische Situation beibehalten."

Auch der Deutsche Reiseverband DRV reagierte bereits mit einer Pressemitteilung. Der Präsident des DRV, Norbert Fiebig, wird darin mit den Worten zitiert: „Die Aufhebung der Reisewarnungen ist die logische Konsequenz aus den deutlich gesunkenen Inzidenzen, die beispielsweise auf Mallorca bereits seit Wochen unter 50 und derzeit bei 21 liegen. Das ermöglicht an Ostern wieder Reisen in verschiedene Regionen Spaniens und Portugals." Mit der Aufhebung der Reisewarnung komme die Bundesregierung der Forderung des Verbandes nach.

Die Streichung Mallorcas von der Liste der Risikogebiete ist dank der niedrigen Corona-Inzidenz auf Mallorca möglich. Bereits seit Mitte Februar liegt sie unter der Marke von 50 Fällen auf 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen. Die Bundesregierung räumt diesem Grenzwert eine große Bedeutung bei der Einstufung von Regionen als Risikogebiete ein. Derzeit liegt die Sieben-Tage-Inzidenz auf den Inseln bei etwa 22. Sie liegt damit deutlich unter der von anderen Mitbewerbern um den Tourismus im Mittelmeerraum. In Deutschland steigt die 7-Tages-Inzidenz wieder, sie liegt derzeit bei über 70.

Die großen deutschen Reiseveranstalter hatten bereits seit vergangener Woche darauf gedrängt, die Reisewarnung aufzuheben. DER Touristik war am Freitag (4.3.) vorgeprescht. „Aufgrund der guten pandemischen Entwicklung erwarten wir eine baldige Öffnung des Reiseziels", ließ sich Chief Product Officer Sven Schikarsky in einer Pressemitteilung zu den Buchungszahlen zitieren. Am Montag (8.3.) hatte dann zunächst Alltours nachgelegt. „Wir rechnen damit, dass die Reisewarnung für Mallorca in den nächsten Tagen aufgehoben wird", gab auch Alltours-Inhaber Willi Verhuven der Bundesregierung einen mit.

Und noch am selben Tag meldete sich dann auch die Tui - und zwar gleich doppelt. Deutschland-Chef Marek Andryszak formulierte in einer virtuellen Pressekonferenz forsch das Ziel, „Osterurlaub auf Mallorca zu ermöglichen". Die Hoteliers hätten sich intensiv darauf vorbereitet, sicheren und verantwortungsvollen Urlaub anzubieten, sagte Andryszak. Am Abend kam dann Tui-Vorstand Sebastian Ebel mit Ministerpräsidentin Francina Armengol und Tourismusminister Iago Negueruela zusammen und erklärte in seiner zumindest nach außen hin gewohnt diplomatischen Art, er wäre „negativ überrascht", sollte die Reisewarnung nicht spätestens am 19. März fallen.

Druck kam neben den Veranstaltern in den vergangenen Tagen auch zusehends von Mallorca-Residenten oder Zweithausbesitzern. Stellvertretend für sie alle richtete sich der Immobilienunternehmer Lutz Minkner mit einem Offenen Brief an den deutschen Botschafter in Madrid, Wolfgang Dold. Angesichts der Pandemie-Situation auf Mallorca "macht die Quarantäne für Reiserückkehrer keinen Sinn, lässt sich einem vernünftig Denkenden auch nicht erklären. Es hätte also auf der Hand gelegen, die Quarantänevorschrift für Reiserückkehrer von den Balearen sofort aufzuheben." Minkner kritisierte die Entscheidung, die Balearen am Freitag (5.3.) nicht schon von der Liste der Risikogebiete zu nehmen. "Spanische und deutsche Freunde haben uns gebeten, an Sie heranzutreten und dieses Unverständnis der Bundesregierung unverzüglich zu übermitteln verbunden mit unserer Forderung, die Quarantäne-Vorschriften für Reiserückkehrer von den Balearen sofort aufzuheben. Die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit von wechselseitigen Tests und Beibehaltung der Maskenpflicht steht nicht infrage."

Am Mittwoch (10.3.) strich dann die Schweiz Spanien und damit auch Mallorca von der Liste der Risikogebiete. Seit Donnerstag (11.3.) sparen sich seitdem Einreisende aus Spanien die Quarantäne in der Schweiz. In der Alpenrepublik gelten allerdings auch andere Kriterien als in Deutschland für eine Einstufung als Risikogebiet: Ob ein Staat oder Gebiet auf die Liste der Risikoländer kommt, hängt unter anderem von seiner 14-Tages-Inzidenz ab. Wenn die Inzidenz eines Landes um mindestens 60 höher ist als die Inzidenz der Schweiz, kommt das Land auf die Liste.