Die mallorquinische Hotelkette Riu greift dem von den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie schwer getroffenen deutschen Reisekonzern Tui mit 670 Millonen Euro unter die Arme. Riu übernimmt für dieses Geld die Tui-Anteile von 19 Hotels und zwei weiteren im Bau befindlichen Häusern, die bislang beiden Konzernen gemeinsam gehörten - die Tui hatte einen Anteil von 49 Prozent.

Man werde den strategischen Partner auch weiterhin "unterstützen", heißt es in Palma bei der mallorquinischen Hotelkette, die für den Deal Kredite aufnehmen muss. Riu hält etwa 3,6 Prozent an dem deutschen Reisekonzern.

Die Tui verspricht sich von dem Verkauf der Beteiligungen einen "erheblichen Buchgewinn". Mindestens 540 Millionen Euro sollen dem Konzern netto zufließen. Der deutsche Reisekonzern ist hoch verschuldet und musste von der Bundesregierung mit Milliarden Euro gestützt werden.

In einer Tui-Pressemitteilung zur Vorstandssitzung am Donnerstag (27.5.) wird die Transaktion so ausgedrückt: "Die Tui schärft ihren Fokus in der langjährigen Partnerschaft mit Riu: Die Zusammenarbeit wird zukünftig noch klarer auf Marke, Hotelmanagement und Vertrieb ausgerichtet. Im Zuge dieser Fokussierung übernimmt die Familie Riu die Tui-Minderheitsanteile an einem bisher gemeinsamen gehaltenen Immobilienportfolio mit 19 bestehenden und zwei im Bau befindlichen Objekten."

Nur der Besitz der Immobilien geht dabei vollständig an die Familie Riu, Management und Betrieb bleiben wie bisher in gemeinschaftlicher Hand der beiden seit Jahren miteinander verquickten Konzerne. Das Management der weltweiten verstreuten Hotels von Riu und Tui werde weiterhin in einem "50:50-Joint Venture" betrieben, mit weltweit 100 Hotels und Resorts, so die Tui-Pressemitteilung. In dieser gemeinsamen Gesellschaft, die 1993 gegründete RIUSA II S.A., lägen auch zukünftig Management und Vertrieb aller Riu Hotels und Resorts weltweit - auch für die 21 Immobilien, die künftig vollständig in den Besitz der Familie Riu gehen", heißt es in der Pressemitteilung.

Erklärungen des Riu-Konzerns zufolge müsse man die aktuelle Einigung im Rahmen der schweren Tourismus-Krise verstehen, die durch die Corona-Pandemie ausgelöst wurde. Im vergangenen Jahr habe man hundert Hotels schließen müssen und rund 60 Prozent des Umsatzes eingebüßt. Im Juni wolle man 76 Hotels in 15 Ländern wieder öffnen.

Beim deutsch-britischen Reisekonzern Tui sieht die Lage noch verheerender aus. Von den nun vereinbarten 670 Millionen Euro erhält der Konzern rund 540 Millionen Euro sofort. Die Zahlung der übrigen 130 Millionen Euro ist vom Erfolg der Saison und dem Umsatz in den verkauften Hotels abhängig. Die "Tagesschau" zitiert Branchenkenner, die davon ausgehen, dass Tui durch die Barmittel eine Atempause von etwa zwei Monaten bekommt. Der Schuldenberg des Konzerns sei durch die Krise von 900 Millionen auf 6,4 Milliarden Euro gewachsen.

Die von dem Abkommen betroffenen Hotels befinden sich nicht auf Mallorca, sondern auf den Kanaren (7), Andalusien (1), Mexiko (4), Panama (2), Dubái, Miami, Bahamas, Dominikanische Republik und Portugal. Die beiden Hotels, die gerade noch gebaut werden, befinden sich in Mexiko und Senegal. /tg