Verhärtete Fronten: Gewerkschaften auf Mallorca stellen Ultimatum bei Tarifverhandlungen im Tourismusgewerbe

Wenn es schlecht läuft, werden Mallorca und die Nachbarinseln ohne gültigen Tarifvertrag in die Saison starten - dieser betrifft rund 140.000 Menschen

Die Angestellten im Tourismusgewerbe auf Mallorca fordern deutliche Gehaltserhöhungen

Die Angestellten im Tourismusgewerbe auf Mallorca fordern deutliche Gehaltserhöhungen / B. Ramón

Fernando Guijarro

Der Ton in den Tarifverhandlungen zwischen Mallorcas Hotelierverband und den Gewerkschaften verschärft sich. Seit Wochen stehen Vertreter von Arbeitgebern und Arbeitnehmern miteinander in Kontakt, um auszuhandeln, in welchem Rahmen sich die tariflich vorgegebenen Gehaltserhöhungen bewegen sollen, die die Angestellten im Hotelgewerbe, der Gastronomie und den Nachtlokalen bekommen sollen. Doch statt sich anzunähern, verhärten sich die Fronten. Wie MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" berichtet, wollen die Gewerkschaften den bisher gültigen Tarifvertrag anfechten, statt einer Verlängerung zuzustimmen, falls es bis Montag (16.1.) keine Einigung gibt.

Aus Kreisen der Verhandlungspartner sickerte durch, dass die Hoteliers zunächst darauf pochten, eine Gehaltserhöhung von 8 Prozent in den kommenden drei Jahren umzusetzen. Gewerkschafter bestanden aber darauf, dass die Gehälter in dieser Zeit um 16 Prozent angehoben werden. Nach Schlichtungsversuchen durch Verantwortliche des balearischen Arbeitsministeriums ließen sich die Hoteliers auf 10 Prozent hoch- und die Gewerkschafter auf 15 Prozent zwischen 2023 und 2025 herunterhandeln. Mehr Zugeständnisse will wohl keine Seite machen.

Wieder bei Null anfangen?

Sollte der Ende 2022 ausgelaufene Tarifvertrag tatsächlich angefochten werden, würde dies bedeuten, dass sämtliche Verhandlungen wieder bei null starten müssten. Dies birgt wiederum die Gefahr, dass Mallorca in eine Tourismussaison startet, ohne dass die Bedingungen für die Saisonkräfte tariflich geregelt sind. Angesichts der bevorstehenden Regionalwahlen im Mai dürfte das Thema dann zusätzlich politisiert werden - Umstände, die eigentlich keine der beiden Seiten als wünschenswert empfinden dürfte.

Umso mehr will man sich nun im Arbeitsministerium ins Zeug legen, die Wogen zu glätten. Immerhin sind rund 140.000 Angestellte auf Mallorca und den Nachbarinseln von den Tarifbestimmungen betroffen. Es handelt sich somit um den wichtigsten Tarifvertrag der Region, der zudem eine Beispielwirkung für den Rest Spaniens hat.

Inflation als Allround-Argument

In ihrer Argumentation führen die Gewerkschafter immer wieder die Inflation an, die es unabdingbar mache, die Gehälter der Angestellten deutlich zu erhöhen. Zudem erinnerten sie daran, dass sie im Corona-Krisenjahr 2020 zustimmten, die Gehälter einzufrieren, statt auf die für dieses Jahr vereinbarte Erhöhung von 3,5 Prozent zu bestehen. Erst im Juni 2021 habe es dann eine Anhebung der Vergütung von 3,5 Prozent gegeben, während die Inflation in diesem Jahr mit 6,5 Prozent zu Buche schlug. 2022 bekamen die Angestellten wieder 3,5 Prozent mehr Lohn, die Preise stiegen aber um 5,8 Prozent und der Preisindex (IPC) sogar um 8,5 Prozent. Unterm Strich hätten die Angestellten also bereits zwei Jahre lang an Kaufkraft verloren, auch sei die 2018 groß gefeierte und vereinbarte stückweise Anhebung der Gehälter um insgesamt 17 Prozent bis 2022 nicht vollständig erfolgt.

Erwartungsgemäß argumentieren die Unternehmer ebenfalls mit der Inflation. Auch sie hätten die Kostensteigerungen getroffen, hinzu komme die Unsicherheit der Reisebranche bezüglich der Buchungen für dieses Jahr. /somo

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