Selbstständigkeit auf Mallorca: Generaldirektor verspricht, Neugründer zwei Jahre von Abgaben zu befreien

José Antonio Caldés ist als Generaldirektor in der Balearen-Regierung für die Selbstständigen auf den Inseln zuständig. Ein Gespräch über Fördermöglichkeiten, Anreize und Probleme

Alexandra Wilms

Alexandra Wilms

Die Balearen-Regierung stellt für das laufende Jahr weitere Vergünstigungen für Selbstständige in Aussicht. José Antonio Caldés, Generaldirektor für Firmen, Selbstständige und Handel, hat selbst „alle Etappen der Selbstständigkeit und des Gründertums durchgemacht“ und kennt die Realität der Freischaffenden, erklärt er gegenüber der MZ.

Die Landesregierung will Selbstständige besonders fördern. Warum?

Weil sie ein sehr relevanter Teil der hiesigen Geschäftswelt sind: Fast 85 Prozent der Unternehmen auf den Inseln haben zwischen einem und fünf Mitarbeitern, für die die Selbstständigkeit die übliche Rechtsform ist. Trotzdem hatte dieses Kollektiv bisher wenig Unterstützung von öffentlicher Seite. Die Schaffung meiner Abteilung ist ein erster Schritt, das zu ändern. Nun arbeiten wir an einem Masterplan, um Gründer zu fördern und zu unterstützen.

Was haben Sie konkret vor?

Zunächst einmal wollen wir Informationen und Bildungsangebote bündeln und online zur Verfügung stellen. Dazu gehören beispielsweise Tipps für die neue Berechnung der Selbstständigenabgabe oder Verwaltungsfragen. All das wird auf einer gerade im Bau befindlichen neuen Webseite zu finden sein. Außerdem wird es zwei Arten von Hilfen geben: zum einen Anreize für Neugründer, zum anderen Unterstützung für bereits bestehende Freischaffende.

Generaldirektor José Antonio Caldés.   | FOTO: PRIVAT

Generaldirektor José Antonio Caldés. / privat

Fangen wir mit den Neugründern an.

Wir führen eine cuota cero ein. Neue Selbstständige werden in den ersten zwei Jahren ihrer Tätigkeit ganz von den monatlichen Abgaben befreit, im dritten Jahr müssen sie nur die Hälfte der Abgabe bezahlen. Die entsprechende Verordnung soll bis Ende März veröffentlicht werden. Dabei werden wir auf die zunächst geplante Altersbeschränkung (bis 35 Jahre, Anm. d. Red.) verzichten, da Gründertum ja nichts mit dem Alter zu tun hat. Die Befreiung von den Abgaben wird rückwirkend ab Juni 2023 gültig sein.

Was können Selbstständige erwarten, die bereits länger tätig sind?

Nach den ersten drei Jahren stellen sich viele die Frage, ob sie weitermachen sollen oder nicht. Deshalb ist es wichtig, Finanzierungsoptionen zu bieten, damit beispielsweise Geräte und Material erneuert oder Geschäftsräume und Team vergrößert werden können. Wir müssen nicht nur Neugründer fördern, sondern den Unternehmern auch helfen, ihre Projekte zu konsolidieren.

Die Gruppe der Ausländer verzeichnet prozentual den größten Zuwachs unter den Selbstständigen.

Ja, für sie ist es ein recht einfaches und unkompliziertes Modell, um ein neues Unternehmen zu gründen. Es handelt sich meist um Freiberufler oder kleine Firmen mit bis zu drei Mitarbeitern, die als Selbstständige anfangen. Je nach Umsatz und Erfolg entschieden sie sich später dann vielleicht für ein Gesellschafter-Modell.

Was bringen Sie aus Ihrer eigenen Erfahrung als Selbstständiger und Gründer ein?

Ich kenne den Prozess der Einsamkeit des Selbstständigen, der nicht nur finanzielle Hilfe, sondern schlicht auch Ratschläge und Beratung braucht. Diese Einsamkeit lässt viele an ihrem Geschäftsmodell zweifeln. Wir werden eng mit den bestehenden Anlaufpunkten in Städten und Gemeinden zusammenarbeiten, um Beratung und Hilfe anzubieten.

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