Gerade hat die Kirschernte begonnen. Isabel Alabern steht am Tisch und sortiert Früchte, während sie von ihrem Weingut erzählt. Ihr Vater ist auch da. Der 79-Jährige hat sich zwar aus dem Geschäft zurückgezogen. Er schaut aber trotzdem täglich vorbei. Schließlich wohnt er auf dem Anwesen, da ist der Weg nicht weit. Son Puig ist eine historische Finca am Fuße der Tramuntana. Isabels Großvater kaufte das Anwesen am Ortseingang von Puigpunyent Mitte der 1920er-Jahre.

Vor den Weinreben wurden hier schon Zitronen, Aprikosen und Kirschen angebaut. „Seit Monaten rufen die Kunden wegen der Kirschen an. Wir haben quasi schon vor der Ernte alles verkauft“, erzählt Isabel Alabern. Die 42-Jährige schüttelt ungläubig ihren dunklen Lockenkopf. „Wenn ich das mal vom Wein sagen könnte …“

Die Weinfässer lagern im ehemaligen Pferdestall

Sie unterbricht kurz ihre Arbeit, um das Anwesen zu zeigen. Manche Gebäudeteile stammen aus dem 13. Jahrhundert. Die Alaberns sind stolz auf ihre Finca, der Wein Son Puig ist nach ihr benannt, und auf den Flaschen sind Details aus der Finca abgedruckt. Zum Beispiel der Brunnen im Innenhof oder der Tisch für die Weinverkostungen, der von grünen Pflanzen umgeben ist.

Hier werden die Weine verkostet. Pere Joan Oliver

Um die Finca in ein Weingut zu verwandeln, haben die Alaberns sie vorsichtig renoviert. Isabels Bruder war der Architekt. Das Neue im Historischen ergibt eine besondere Ästhetik. Weil sie nicht die Decke abreißen wollten, ist der Boden im Raum, in dem der Traubenmost gärt, niedriger als in den anderen Räumen. Sonst hätten die Edelstahltanks nicht reingepasst. Das Labor ist dafür relativ groß und hat eine steinerne halbrunde Decke. Die Fässer aus amerikanischer und französischer Eiche lagern im ehemaligen Pferdestall.

Raimundo Alabern arbeitete 30 Jahre bei der „Obra Agricultural de la Caixa“. Die Stiftung erreichte zusammen mit Winzern, dass mehr Rebsorten auf der Insel angebaut werden dürfen. Im Jahr 2000 ging Alabern in Rente und beschloss, selbst ein Weingut zu gründen. 2001 pflanzte er die ersten Reben. Seine Tochter, eigentlich Journalistin, fand Gefallen an der Arbeit, ging mit Mitte 20 noch einmal an die Uni und studierte Agrarwissenschaften.

Das im historischen Gemäuer untergebrachte Labor. Pere Joan Oliver

Inzwischen leitet Isabel Alabern das Weingut, in guten Jahren wie 2015 produziert sie 45.000 Flaschen Wein. In den vergangenen Jahren spielte das Wetter jedoch nicht mit, es waren deswegen eher 27.000 bis 33.000 Flaschen. „Uns ist es wichtig, nur eigene Trauben zu verwenden, die hier auf der Finca wachsen“, erklärt Isabel Alabern. Das schränke die Produktion ein.

Bewusst nicht nur heimische Rebsorten

Auf neun der 25 Hektar der Finca wachsen Weinreben der Sorten Prensal blanc, Chardonnay, Sauvignon blanc, Giró ros, Malvasía, Merlot, Cabernet Sauvignon, Callet und Tempranillo. Einige dieser Rebsorten wie der Prensal sind heimisch, die meisten aber französische Sorten. Raimundo Alabern nervt es, dass inzwischen viele Winzer die Nase rümpfen, wenn man fremde Rebsorten verwendet. „Die Heimischen sind toll und spannend, aber allein fehlt ihnen oft etwas“, sagt er. Der 79-Jährige betont, dass das Weingut seiner Tochter keinen „Moden“, wie er sie nennt, folgt, sondern das anbaut, was in ihren Augen das beste Produkt ergibt.

Unter den Weinflaschen mit einer Preisspanne von 9 bis 22,50 Euro hat Isabel Alabern keinen Liebling. „Das ist, als müsste ich sagen, welches meiner Kinder ich am meisten liebe“, sagt sie.

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MZ-Weinexperte Wolf Wilders gibt aber eine Empfehlung: „Der Callet 2021, im Glas ein helles, brillantes Johannisbeerrot, hat füllige, samtige Fruchtnoten mit leichten Noten mediterraner Kräuter und Gewürze.“ Der Wein passe zu Gemüse oder Fleisch vom Grill. Wilder empfiehlt: „Auf jeden Fall 30 bis 45 Minuten vor dem Trinken die Flasche öffnen!“