Wohnmobil-Urlaub auf Mallorca - mit dem entspannten Campen ist das so eine Sache. Große legale Stellplätze mit Sanitäranlagen sucht man auf der Insel vergeblich, schon weil potenzielle Betreiber gar keine Lizenz bekommen würden. Wildcampen ist strengstens verboten. Solange aber die mobilen Urlauber diskret sind und sich mit ihren Stühlen und Tischen nicht ausbreiten, können sie ihre caravanas vielerorts auf herkömmlichen Parkplätzen abstellen. Das wird in vielen Fällen von den Behörden geduldet.

Zumindest wer sich länger auf der Insel aufhalten will, braucht aber verdammt gute Nerven: Geht ihm bald das Gas aus? Kommt er auf halb legalem Weg an eine neue Flasche? Passt dann der mitgebrachte Adapter? Und auch jedes Duschen und Fernsehschauen überlegt man sich zweimal. Denn wann kommt man angesichts der mehr als mangelhaften Infrastruktur das nächste Mal an Wasser und Strom?

Private Stellplätze sind gut versteckt

Wer wirklich entspannen will, kommt nicht drumherum, irgendwann einen der privaten Stellplätze aufzusuchen. Wer im Internet recherchiert, findet welche. "Familiärer Stellplatz", "privater Stellplatz"... Wer genau auf den Wortlaut achtet und sich in der Szene ein bisschen auskennt, merkt recht schnell: Die Anbieter befinden sich in einer rechtlichen Grauzone.

Ruft man sie an, reagieren sie ungehalten, sobald sich herausstellt, dass man von der Presse ist. "Wir haben den Platz vor Kurzem für die Öffentlichkeit geschlossen. Es ist nun ein privater Stellplatz", heißt es bei einem Anbieter. "Die Ortspolizei ist offenbar nicht auf Google Maps unterwegs, um die Plätze dort ausfindig zu machen. Und wir wollen bitte keine schlafenden Hunde wecken", gibt man uns bei einem anderen zur Auskunft.

Jeder Wohnmobilist muss selbst wissen, ob er sich darauf einlässt. Outet man sich bei den Anbietern nicht als Wohnmobil-Fahrer, würde man die teils bewusst nicht ausgeschilderten Plätze kaum finden, da oft gar nicht klar ist, wo sich welcher Platz nun befindet. Dass man zufällig an einem vorbeikommt, ist äußert unwahrscheinlich, da sie auf privatem Grund liegen. Teils bieten die Anbieter alle Dienste an, von einer neuen Gasflasche über Stromversorgung und Abwasserentsorgung bis hin zu Sanitäranlagen (wenn auch in sehr kleinem Stil).

Auf Mallorca wächst der Unmut der Wohnmobilisten

Wohnmobil-Fans versammeln sich auf Mallorca immer wieder, um gegen die aktuelle Lage zu demonstrieren, zuletzt am Samstagnachmittag (6.5.).

Rund 300 Personen fuhren mit ihren Wohnmobilen durch die Stadt und forderten dabei Plätze zum Campen und Übernachten und verlangten Lösungen für eine Situation, die sie als "unhaltbar" und "ungerechtfertigt" betrachten. Mallorca sei der Ort mit den meisten Einschränkungen in Spanien, sagte etwa Javier Fuster, der seit sieben Jahren Wohnmobil-Urlauber ist. 

Rund 300 Personen sollen an der Demonstration am Samstag (6.5.) teilgenommen haben. Mielniezuk

Hier sollten Wohnmobilisten keine Probleme bekommen

Längst unter Campern herumgesprochen hat sich, dass in Palmas Stadtviertel Ciutat Jardí das ganze Jahr über mehrere Dutzend Wohnmobile stehen. In einigen Fahrzeugen leben vor allem in den Sommermonaten Nomaden, die sich hohe Mieten sparen müssen oder wollen. Das Viertel ist auch bei ihnen so beliebt, da man mit etwas Glück in unmittelbarer Nähe zum Meer stehen kann. Dennoch sollte man es sich mit den Anwohnern, die die Wohnmobilisten dulden, besser nicht verscherzen. Daher gilt: am besten nicht mehrere Tage oder gar Wochen so parken, dass man den Anwohnern den Meerblick versperrt. Wer Glück hat, kommt irgendwann vielleicht ins Gespräch mit einem der Anwohner und bekommt Strom.

Auch auf so manchem Parkplatz auf der Insel, etwa dem vor der Schwimmhalle Son Hugo in Palma trifft man zahlreiche Bewohner an, die angesichts hoher Mieten dauerhaft in Wohnmobilen und -wagen leben. Idyllische Orte für Urlauber sind diese Stellplätze aber fast nie.

Weitere Plätze ohne Infrastruktur und Wasser- und Stromversorgung

An der Ostküste gibt es etwa in Costa dels Pins in der Straße Passeig Pintor Miquel Vives (kurz vor dem Beginn der Avinguda del Pinar) einen Wohnmobilen vorbehaltenen Parkplatz mit zehn Plätzen. Man findet ihn bei Google Maps unter „Wohnmobil Stellplatz+Entsorgungsstation“. Wie eine Sprecherin des Rathauses auf Nachfrage äußerte, gibt es allerdings weder Strom noch einen Ort zum Entsorgen von Grauwasser.

Sehr beliebt ist auch die Stellfläche, die an den Parkplatz am Naturstrand Cala Agulla in Cala Ratjada angrenzt. Auch hier gibt es weder Wasser noch Strom oder gar Sanitäranlagen. Während der Sommermonate ist der Platz kostenpflichtig. Immerhin die Markisen soll man dort ausfahren können sowie Stühle aufstellen dürfen.

In Lluc ist man zumindest halbwegs versorgt

Wer es idyllisch mag, kann unbegrenzt lange für 5 Euro pro Nacht auf dem Parkplatz am Kloster Lluc stehen. Bezahlt wird am Parkautomaten. Strom und einen Ort, wo man Abwässer ausleeren kann, gibt es zwar nicht. Dafür dürfen Wohnmobilisten die Duschen und Toiletten des angrenzenden, von der Balearen-Regierung verwalteten Zeltplatzes (zona de acampada) nutzen. Auch die Picknickplätze und Grillstellen dürfen Wohnmobilisten mitnutzen.

Abwasser entsorgen, die Toilettenkassetten leeren, ausspülen und neues Wasser tanken, ohne dort zu stehen, können Wohnmobilfahrer in dem Wertstoffhof des Gewerbegebiets Son Castelló in Palma (Punt Verd, Carrer del Gremi de Sucrers i Candelers, 32) täglich, außer am 25.12. und 1.1., von 8 bis 20 Uhr (letzter Einlass: 19.45 Uhr). Mehr Informationen: https://www.emaya.es/residuos-y-limpieza/residuos/puntos-verdes/

Diese Apps sind hilfreich

Weitere Tipps zu Flächen, auf denen man parken und übernachten kann, bekommen Wohnmobilisten mithilfe der Apps „park4night“ und „Stellplatz-Radar von PROMOBIL“. In ersterer wird auf einer Karte eine Vielzahl an herkömmlichen Parkplätzen (blaues Logo, P) wie auch Wasserstellen (lilafarbenes Logo, Hand und Rädchen) sowie privaten Stellplätzen (hellblaues Logo, Wohnmobil) angezeigt. Praktisch ist auch, dass dort fast zu jedem Ort ein Foto zu sehen ist und viele Nutzer Kommentare hinterlassen haben. Deutlich weniger Orte finden sich in der Stellplatz-Radar-App. Hier werden von Park-, Stell- und Zeltplätzen dafür direkt die Preise angezeigt.