Auf dem spanischen Festland zirkuliert seit Monaten eine Ansteckungswelle mit dem Respiratorischen Synzytialvirus (RSV), das die Atemwege vor allem von Neugeborenen extrem gefährden kann. Noch sind die Ansteckungszahlen auf Mallorca und den Nachbarinseln vergleichsweise gering, dies könne sich jedoch schnell ändern, warnen Experten. Aus diesem Grund raten sie Eltern von Säuglingen, ihr soziales Leben einzuschränken und enge Kontakte des Babys auch mit nahestehenden Verwandten zu vermeiden.

Als erwiesen gilt, dass das Virus bei Säuglingen mit ihrem noch nicht ausgereiften Immunsystem häufig schwere Bronchiolitis verursachen kann, die wiederum im schlimmsten Fall zu Atemversagen führt. Nicht selten müssen die erkrankten Kinder dann in der Intensivstation künstlich beatmet werden.

Die Kleinsten sind am meisten gefährdet

Der Kinderarzt Edelmiro Vergés, Mitglied des beratenden Ausschusses für Impfstoffe auf den Balearen, versichert zwar, dass derzeit weder die Gesundheitszentren noch die Krankenhäuser auf den Inseln einen Zusammenbruch wegen steigender Infiziertenzahlen erleben, wie er auf dem Festland stellenweise bereits eingetreten ist. "Aber die Massenansteckungen können kommen", so Vergés. Am meisten von diesem Erreger betroffen seien "Neugeborene, Säuglinge und Babys im Alter von weniger als vier oder fünf Monaten."

Tatsächlich führte die Zuahme der Fälle von Bronchiolitis bei Kleinkindern in Katalonien bereits zu einer Überlastung der Notaufnahmen und Intensivstationen in den Krankenhäusern. Laut Kinderarzt Vergés könne eine RSV-Infektion bei einem Kind verschiedene Auswirkungen haben - von einer einfachen Erkältung über eine Bronchiolitis - die Vergés mit einer asthmabedingten Atemkrise vergleicht - bis hin zu schwerem Atemversagen.

"Das hat uns schockiert"

Joaquín Dueñas, Kinderarzt im Landeskrankenhaus Son Espases in Palma de Mallorca, differenziert, dass das Virus bei Säuglingen im Alter von zwei und drei Monaten eher die unteren Atemwege befällt, während es sich bei älteren Säuglingen in der Regel in den oberen Atemwegen manifestiert - ähnlich wie eine Erkältung, die keineswegs banal ist, und die sich mit Husten und Fieber, aber ohne Atemnot äußert. Normalerweise handele es sich bei dem Synzytialvirus um ein saisonales Wintervirus. Ähnlich wie bei der Grippe zirkuliere das RSV aktuell allerdings schon seit einem Jahr verstärkt - eine Folge der veränderten Verhaltensweisen während der Corona-Pandemie, die einiges durcheinander gebracht hätten. "Das ist ein Virus, das in den kalten Monaten auftritt, aber dieses Jahr hatten wir die ersten Fälle im August, bei über dreißig Grad, und das hat uns schockiert".

Am Dienstag (22.11.) waren 13 Kinder wegen RSV als Patienten im Son-Espases-Hospital dokumentiert, zehn davon auf der Station und drei auf der Intensivstation, so Dueñas. Diese Situation sei aktuell "nicht besorgniserregend".

Das könnte Sie interessieren:

Tipps für den Alltag

Auch wenn es manchmal schwierig ist, darauf zu verzichten, empfehlen Experten, um eine Ansteckung von Babys mit dem Synzytialvirus zu vermeiden, "sie nicht mehr zu küssen, als notwendig". "Bei Kindern unter einem Jahr muss man sehr vorsichtig sein und darf nicht alle Verwandten zu nahe kommen lassen", rät Vergés. Wichtigste Maßnahme sei häufiges Händewaschen, um eine Ansteckung zu vermeiden. Experte Joaquín Dueñas seinerseits appelliert an den gesunden Menschenverstand. "Es ist nicht ratsam, das Neugeborene mit zu einem Indoorspielplatz zu nehmen, wo sein älterer Bruder eine Party feiert." /somo