Notruf, Krankenhaus, Wartezeiten - was Sie im Notfall auf Mallorca wissen müssen

Ein Leitfaden, wie Sie im Fall von schlimmen Verletzungen oder Krankheiten auf der Insel Hilfe bekommen. Residenten sollten wissen, welches "ihr" Krankenhaus ist

Ralf Petzold

Ralf Petzold

Bei einer leichten Erkältung ist es mit einer Suppe und ein paar Tagen Ruhe oder einem Termin beim Hausarzt getan. In schlimmen Krankheitsfällen kommt man um die Notaufnahme aber nicht herum. Ein Überblick, was Sie sich im Notfall beim öffentlichen Gesundheitssystem auf Mallorca in Sachen Notruf und Auswahl des Krankenhauses beachten sollten und wie lange sie im schlimmsten Fall warten müssen.

Den Notruf wählen

Im absoluten Notfall muss der Krankenwagen gerufen werden. Unter der Nummer 061 erreicht man direkt die Leitstelle für medizinische Notfälle. Auch unter der allgemeinen Notrufnummer 112 kann der Notarzt alarmiert werden. In der Einsatzzentrale spricht man in der Regel auch Deutsch oder Englisch. Besitzer eines Smartphones und einer spanischen Telefonnummer können die App My112 kostenlos herunterladen. Im Notfall übermittelt das Handy auf Knopfdruck den Einsatzkräften den eigenen Standort und ruft einen Krankenwagen. „Die Einsatzzentrale entscheidet, welches Krankenhaus angesteuert wird“, sagt eine Sprecherin der balearischen Gesundheitsbehörde IBSalut. „Bei Verkehrsunfällen greift die Versicherung und ein privates Krankenhaus kann den Fall übernehmen. In absoluten Notfällen fährt der Krankenwagen zum nächstgelegenen Krankenhaus.“

Erst einmal ins PAC

Da die Notaufnahme der öffentlichen Krankenhäuser (urgencias) nicht erst seit Corona ständig ausgelastet ist, sollen weniger dringende Fälle erst einmal ein PAC (Punto de Atención Continuada) aufsuchen, ein 24 Stunden geöffnetes Gesundheitszentrum mit Notaufnahme. Die dort behandelnden Ärzte überweisen die Patienten, wenn nötig, an ein Krankenhaus.

Welches Krankenhaus?

„Wenn vermutet wird, dass beispielsweise ein Knochen gebrochen ist, kann der Patient auch direkt die Notaufnahme eines Krankenhauses aufsuchen, wo geröntgt wird“, sagt die Sprecherin von IBSalut. Für Residenten gilt hier nur bedingt freie Arztwahl. Den vier öffentlichen Krankenhäusern Son Espases, Son Llàtzer, Manacor und Inca sind unterschiedliche Einzugsbereiche zugeordnet. Wer beispielsweise im Einzugsgebiet vom Son Llàtzer gemeldet und ins Son Espases geht, wird dort zwar notversorgt, aber im Endeffekt für die weitere Behandlung ohne Termin an die Ärzte im Son Llàtzer verwiesen. Eine Liste mit den Krankenhäusern und ihrer Zuständigkeit finden Sie unter bit.ly/KrankenhausMallorca.

Im Wartezimmer

In der Notaufnahme angekommen, muss sich der Patient am Empfangsschalter anmelden. Hier reicht es, mit wenigen Worten das Problem zu schildern und die Tarjeta Sanitaria oder die europäische Versichertenkarte vorzuzeigen. Danach darf im Wartezimmer Platz genommen werden.

Am Anfang geht es meist recht schnell. Denn im ersten Schritt ruft die Krankenschwester den Patienten zur sogenannten triaje auf. Hier muss das Leiden explizit geschildert werden. Die Krankenschwester nimmt Basisdaten auf und teilt den Kranken eine Priorität zu. Vor dem Verlassen gibt es ein Armband zur Identifizierung. Für Patienten, die kein Spanisch sprechen, stehen Übersetzer in den Krankenhäusern parat.

Die Priorität prüfen

Die öffentlichen Krankenhäuser arbeiten mit fünf unterschiedlichen Prioritätsstufen. Bei der ersten handelt es sich um Lebensgefahr. Hier wird unverzüglich gehandelt. Die zweite Stufe sind dringende Fälle, die – wenn es keinen schlimmeren Fall gibt – ebenfalls sofort an der Reihe sind. Bei der dritten Stufe muss der Arzt entscheiden, wie dringlich der Fall ist. Die Patienten dieser Priorität warten in der Regel nicht länger als zwei Stunden.

Stufe vier sind Patienten, die warten können. Bis zu drei Stunden sieht das balearische Gesundheitssystem als Wartezeit vor. In der letzten Stufe steht fest, dass keine stationäre Behandlung notwendig sein wird. Bis zu vier Stunden kann die Behandlung hier auf sich warten lassen.

Im größten Inselkrankenhaus, dem Son Espases, zeigen Bildschirme die Wartezeit an, die je nach Andrang variiert. Die Patienten bekommen aus Datenschutz einen siebenstelligen Zahlencode, der anstatt des Namens angezeigt wird. Ist man an der Reihe, dröhnt der Name aus dem Lautsprecher.

Im Son Espases sagt die Stimme dann an, welcher farbigen Linie auf dem Boden zu folgen ist. Diese führt zu den Behandlungskabinen, den boxes. Zuerst ist es immer ein Notfallmediziner, der den Patienten untersucht und entscheidet, ob zum Beispiel Röntgenaufnahmen nötig sind oder ein Facharzt konsultiert werden muss.

Wartezeiten - Notaufnahme kann dauern

Dann fällt die Entscheidung, ob der Patient entlassen wird oder im Krankenhaus bleiben muss. Da oft auf Station kein Bett frei ist, kommen die ins Krankenhaus eingewiesenen Patienten dann häufig in einen Saal der Notaufnahme, wo sie zunächst auf einfachen Betten oder Liegen untergebracht werden. Bei hoher Auslastung können dort auch mehr als 24 Stunden verstreichen, bevor es weitergeht.

Angst, sich in den vielen Gängen der Krankenhäuser zu verlaufen, braucht man keine zu haben. Ein Mitarbeiter begleitet die Patienten im Rollstuhl oder zu Fuß zur Radiologie-Abteilung und zurück zum Arzt.

(Dieser Artikel wurde erstmals am 7.2.2022 veröffentlicht.)

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