Tierische Therapeuten: So helfen Vierbeiner alten Menschen auf Mallorca

Das Seniorenheim La Llar in Calvià bietet eine Therapie mit Ponys an

Eine Seniorin kuschelt mit einem Pony.

Eine Seniorin kuschelt mit einem Pony. / Rosa Ferriol

Rosa Ferriol

Taca und Pancho heißen zwei neue tierische Therapeuten im Seniorenheim La Llar in Calvià im Südwesten der Insel. Die beiden Ponys sind ab sofort jeden Dienstag und Donnerstag bei den Bewohnern der Einrichtung zu Besuch. Die Idee dahinter: Die alten Menschen sollen, indem sie die Vierbeiner streicheln oder füttern, aus ihrer Rolle einer pflegebedürftigen Person herauskommen und spüren, dass sie auch selbst etwas geben können.

„Wir wissen, dass dieser Rollentausch das Selbstwertgefühl und die Selbstwahrnehmung älterer Menschen sehr positiv beeinflusst", sagt die Psychologin Josefina Riera, die hochmotiviert und überzeugt von diesem neuen Projekt ist, "wir arbeiten mit dem Reitzentrum Es Pas zusammen, das Erfahrung mit dieser Art der Therapie mitbringt."

Ein Mann bestaunt die Ponys

Ein Mann aus dem Heim bestaunt die Ponys. / Rosa Ferriol

Die Pflege der Ponys macht den alten Menschen Spaß. Auch Berührungen des weichen und warmen Fells haben einen positiven Effekt auf die Psyche. Die Bewohner striegeln die Tiere auch. „Diese körperliche Aktivität ermöglicht es dementen Menschen, mit der Realität in Kontakt zu kommen und hilft ihnen, ihre Probleme zu vergessen. Außerdem fördert die Pflege der Ponys ihr Einfühlungsvermögen und stillt das menschliche Bedürfnis, Zuneigung zu geben und zu empfangen“, erklärt Riera.

Ponys helfen bei der Gedächtnisarbeit

Die Therapeutin versucht, mithilfe der Ponys zunächst die Aufmerksamkeit der Bewohner zu fesseln. Dann beginnt sie mit der kognitiven Stimulation, die Senioren machen Übungen. Das können Spiele sein, die das Gedächtnis trainieren bis hin zum Schildern von Lebensgeschichten“, sagt Riera hinzu, während sie das Pony Taca festhält, das unruhig Hin und Her trappelt. Manchmal seien die Ponys fügsamer, manchmal nervöser, letzteres schade aber nicht, sagt Riera. „Ein Wohnheim braucht viel Leben.“

Bewohner unds Mitarbeiter mit den Ponys.

Bewohner unds Mitarbeiter mit den Ponys. / Rosa Ferriol

Die beiden Ponys durchbrechen die Stille und bringen Menschen zum Reden. „Wenn mein Enkel die Ponys sehen würde, würde er sie lieben“, sagt ein Mann. „Meine Urenkelin hat angefangen, auf einem Pony zu reiten, jetzt reitet sie schon auf einem größeren Pferd“, erklärt ein anderer. „Zu Hause hatten wir früher auch Pferde“, erinnert sich eine Bewohnerin, während sie einem Pony eine Karotte gibt.

68 Pflegebedürftige profitieren

„Die Benutzer sind auf einmal hellwach geworden“, sagt Josefine Riera mit einem zufriedenen Lächeln. Cirila Varela, eine fitte Bewohnerin, meint: „Ich liebe die Ponys, wir hatten Pferde, weil ich auf dem Land gelebt habe. Die Ponys erinnern mich nun an die Zeit, in der ich geritten bin und mein Großvater mich gescholten hat, weil ich ein Pferd einmal an einen Baumstamm gefesselt und zurückgelassen habe."  „Sei brav, Kleines“, sagt die Seniorin Enriqueta Florit zu einem Pony. Auch sie freut sich schon sehr auf ihre neue Rolle als Betreuerin.

Durch die Ponytherapie will das Seniorenheim Llar de Calvià noch moderner werden. Es sei eine Herausforderung, Therapien zu verbessern, sagt der Leiter Joan Llorenç Caimari, „Josefina Riera hat eine große Leidenschaft für Pferde, ohne sie wäre diese Therapie nicht realisierbar", so Caimari. „Ich hoffe, dass auch andere Wohnheime nachziehen“, wünscht er sich.

Vorerst profitieren jedenfalls die 58 Bewohner des Heims La Llar in Calvià sowie zehn Tagesgäste von der neuen Ponytherapie. /iho