Die schweren Holztüren sind meist geschlossen, denn Robert López und Marie-Noëlle Ginard haben die Hoffnung auf zufällige Besucher aufgegeben und öffnen nur noch angemeldeten Gästen: Zu versteckt liegt Can Monroig im Labyrinth der Altstadt von Inca. Doch in der Kulturszene weiß man mittlerweile, in welcher Gasse sich dieses historische, in eine Kultur-Wohn-Höhle verwandelte Haus befindet. Am Freitag (8.6.) und den acht folgenden Tagen besteht Gelegenheit zum unangemeldeten Besuch. Den Startschuss gibt der deutsche Künstler Herbert Hundrich mit einer Performance (siehe Kasten).

Eigentlich ist Can Monroig (Can Valella, 22) eine Geschäftsadresse, eigentlich wollen der Hispano-Brite López (49) und die Hispano-Französin Ginard (52) Kunden anlocken. Früher hatten sie ein Dekorationsgeschäft in Pollença, und auch in Inca behielten sie ihr grundlegendes Konzept bei: Sie verkaufen anspruchsvolle Dekoration und bieten die Durchführung kompletter Gestaltungsprojekte in Häusern an, einschließlich Restaurierung mit traditionellen Methoden.

„Dieses Haus hat uns verändert," sagen sie. Zunächst riefen sie Kultur-Events ins Leben, um Werbung für ihre geballte Wohn-Kreativität zu machen. Aber irgendwie nahm die Kultur Überhand, was – wie Ginard zugesteht – auch mit der wirtschaftlichen Situation zu tun hat: Um die wenigen „normalen" Kunden prügeln sich Tausende Anbieter. Also suchten sich López und Ginard jene Nische, in der sie sich am wohlsten fühlen: Tradition mit ausgefallener Ästhetik.

Can Monroig spiegelt das Konzept perfekt wider. Beim Ausgraben des Hausbodens stießen sie auf einen Backofen, der vermutlich aus muslimischer Zeit stammt. Sie verwandelten ihn in eine Keramik-Installation. Böden aus Strandkiesel wurden anhand eines kleinen erhaltenen Restes nachgebaut, und wie die Gewölbe fertig waren, füllten sie sich mit Möbel und Kunst und einer Menge Objekte, die beides sind.

Zum Beispiel die muebles gamberro, Ginards wild angemalte Flohmarkt-Sofas. Oder eine Serie von Horrorpuppen, die Teil der neuen Kollektivausstellung ist. Immer wieder kommt Bewegung ins Haus, mit Projektionen, Konzerten, Performances. Einmal ließen López-Ginard Schauspielschülerinnen aus Paris „Bernarda Albas Haus" von Federico García Lorca aufführen, auf Französisch.

Can Monroig ist gerade groß genug für ein ausgewähltes Publikum. Das sich beeilen muss: Gleich nach der Ausstellung reisen die Hausherren nach Kamerun. Ein möglicher Kunde will sie sehen.

PERFORMANCE & AUSSTELLUNG: WARUM HERBERT HUNDRICH DEN TSUNAMI NACH MALLORCA TRANSPORTIERT

Oft werkt Herbert Hundrich in seinem Atelier in Sineu, wo er seine Ideen auf Leinwand und Papier, in Stein und Polyester einfängt. Oft werkt er auch in Parchim in Mecklenburg-­Vorpommern. Nicht selten schweifen seine Gedanken in andere Regionen ab. Als sich in Japan die Tsunami-Katastrophe ereignete, blieben Hundrichs ­Gedanken länger dort hängen als die seiner Mitbürger. Gemeinsam mit dem Kulturmanager Martin Breuninger brütete er ein besonderes Projekt aus: Parchim sollte zur neuen Heimat für ­einige der Tsunami-Opfer werden.

Vielleicht weil er dann eine Ausstellung machte, wurde der Vorstoß als rein kulturelles Projekt missverstanden. Eigentlich war es ernst gemeint, sogar einen Shaolin-Tempel hatte Hundrich ins Stadtbild ge-photoshopt. Aber angesichts des Fehlschlags zieht sich Hundrich auf die künstlerische Ebene zurück und malt nun auf die Straße vor Can Monroig im Rahmen einer Performance einen „Tsunami económico", einen wirtschaftlichen Tsunami, „weil in Spanien zwar keine zerstörerische Welle gekommen ist, aber trotzdem plötzlich viele Menschen auf der Straße zu finden sind, weil sie ihre Häuser verloren haben." Dazu spielt „Kaum" (Jan Gerdes und Silvina Avila) Experimentalmusik. Innen nimmt Hundrich mit Skulpturen, Zeichnungen sowie einer Installation der begehbaren Zisterne an der Kollektivausstellung teil, die sich in ­Incart einordnet, das Kunstfestival der Lederstadt. Weitere Programmpunkte in Can Monroig: Bettina Haude (Fotografie), César Barco Manrique (Skulpturen, Malerei), Taget und Carlo Franco (Design und Kleider), Marie-Noëlle Ginard (Malerei auf Puppen), L´Equilibriste (Musik) und Trickfilm-Projektion mit dem Titel „Xinacittà" (jeweils 20 Uhr).

Eröffnung am 8.6. ab 19 Uhr. Geöffnet 9.-16.6., Sa 10.30-13.30, 17-21 Uhr, So 10.30-13.30 Uhr, Mo-Fr 17-21 Uhr. Sa (16.6.) 10.30-13.30, 17-21 Uhr.