Irgendwie ist er ja auch so ein bisschen ein Kind der Insel. Oder vielleicht sieht man das hier auch nur so, weil Mallorca in den vergangenen Jahren kaum Musiker hervorgebracht hat, die es zu internationalem Ruhm gebracht haben. Aber die Legende besagt eben, dass der Eurovisions-Sieger vom vergangenen Jahr, der Portugiese Salvador Sobral, im Jahr 2011, während eines Erasmus-Aufenthaltes auf der Insel anfing, in den hiesigen Bars zu singen.

Zeitzeugen wie der Sänger Miquel Garcia von der Band The Clap erinnerten sich nach dem Sieg in Kiew an seine „zarte, spektakuläre und sehr schöne Stimme". Auch der Bassist Pep Estrada will „sofort" gemerkt haben, dass der damals 21-Jährige „einzigartig" singen konnte. In den Bars von Santa Catalina, heißt es, habe der damalige Psychologie-Student beschlossen, sich ganz der Musik zu widmen. Kommenden Freitag (23.11.) nun kehrt Sobral zurück an den Ort, an dem sich all dies zugetragen haben soll und spielt ein Konzert im Trui Teatre. Es ist der Abschluss der diesjährigen Ausgabe des Jazz Voyeur Festivals.

Als Zehnjähriger im Fernsehen

Natürlich ist das nicht die ganze Wahrheit. Denn schon als Zehnjähriger sang Sobral in der Talentshow „Bravo Bravissimo" im portugiesischen Fernsehen. Er suchte von klein auf die große Bühne, auch im Jahr 2009, als er an „Idolos", dem Pendant seiner Heimat zu „Deutschland sucht den Superstar" teilnahm und dort auf den mittleren Plätzen landete. Auch damals trug er schon übergroße Jacketts, wie später bei seinem bisher größten Erfolg im Showbusiness, als er in Kiew mit der Jazzballade „Amar pelos dois" mit seiner sanften Stimme die Herzen der europäischen Fernsehzuschauer eroberte. Und im Moment des Triumphes den Nerv hatte zu verkünden, dass es Zeit sei, dass die „echte Musik" - also seine - sich gegen die „Fast-Food-Musik" - also die seiner Konkurrenten - durchsetze.

Kurz nach dem Sieg beim Songcontest musste Sobral dann ins Krankenhaus. Im Dezember vergangenen Jahres wurde dem Musiker, der schon seit Längerem an schweren gesundheitlichen Problemen litt, ein Spenderherz transplantiert. Im Mai diesen Jahres stand er dennoch wieder auf der Bühne - während der diesjährigen Ausgabe des Songwettbewerbs. Damals noch mit langen Haaren, die er während der andauernden Europatournee abgeschnitten hat. „Es ist für mich ein neuer Lebensabschnitt, ich fühle mich leichter", sagte er in einem Interview.

Ruhigen Jazzballade

Auf der Tournee, auf der noch mindestens bis kommenden Mai Termine stehen, spielt er die Songs aus seinem Album „Excuse Me", das bereits 2016 in Portugal erschien und nach seinem Sieg beim ESC internationale Beachtung fand. Dort präsentiert er eine Mischung aus Jazz-Standards und Bossa nova. Demnächst soll ein zweites Album erscheinen. Darauf wird sich zeigen, welche musikalische Richtung Sobral nun gehen wird, inwieweit er sich trotz des Ruhmes eine eigene künstlerische Identität aufbauen kann. Der erste neue Song „Mano a mano" zumindest, den er in diesem Jahr präsentierte, ist eine ruhige Jazzballade im Stil seines Hits vom Songcontest.

Und übrigens: Das Konzert in Palma wird nicht das erste Mal sein, dass Sobral seit seiner Operation auf Mallorca auftritt. MZ-Leserin Ingrid Bauer war Anfang Oktober dabei, als er im Hotel Saratoga in Palma zwei Songs sang. Irgendwie ist er ja doch ein Kind der Insel.

Salvador Sobral, Trui Teatre, 23.11.