Eine Ausstellung in Valldemossa zeigt, wie fotogen und spannend die Mühlen auf Mallorca sind

Der Architekturfotograf und Architekt Lluís Bort i Cerezo hat die Kalksteinriesen abgelichtet

Diese alte Mühle hat noch alle Segel.

Diese alte Mühle hat noch alle Segel. / Nele Bendgens

Isa Hoffinger

Isa Hoffinger

Wenn der heiße Embat im Sommer die Segel der Kitesurfer aufbläht und vom Meer aufs Land weht, erwachen die schlafenden stummen Kalksteinriesen. Dann drehen sich die Flügel der alten Windmühlen, die sonst oft nur noch ein statisches Gerippe aus Eisen sind, an denen mehrere Segelstangen fehlen.

Genau diese Momente der Bewegung hat der Fotograf Lluís Bort i Cerezo, der aus Castellón in der Region Valencia kommt und sich für Industriearchitektur begeistert, mit seinem Objektiv festgehalten. „Ich wollte zeigen, dass die Mühlen heute immer noch funktionieren“, erklärt der Fotograf, der seit sieben Jahren auf Mallorca lebt und arbeitet. Gemeinsam mit der Fundació Cultural Coll Bardolet ist sein Fotoprojekt entstanden. „Die Mühlen haben mich fasziniert, weil sie etwas Archaisches haben. Sie erinnern an eine Zeit, in der sich die Menschen auf der Insel noch selbst versorgten und nichts importieren mussten“, sagt Bort i Cerezo.

Auch bei Wind drehen sich die zerbrochenen Flügel nicht.

Auch bei Wind drehen sich die zerbrochenen Flügel nicht. / Lluis Bort i Cerezo

Heute träumen Touristen von dieser verlorenen ländlichen Idylle. Bio-Brot, das mit Mehl aus den alten Mühlen hergestellt werden würde, könnte sich bei Liebhabern von Landhotels gut verkaufen, das zumindest hoffen einige Freunde der Mühlen, die sich für eine Wiederinstandsetzung engagieren. Lluís Bort i Cerezo kooperiert mit ihnen. Auch darum gibt es die Ausstellung in Valldemossa.

Kein Postkartenidyll

In der Fundació Cultural Coll Bardolet hängen die Fotos an den Wänden eines etwa 20 Quadratmeter großen Raumes. Die robusten, schweren Mühlen, die an die harte Arbeit in der Landwirtschaft erinnern, bilden in den Fotografien einen interessanten Gegensatz zu weißen flauschigen Wolken und einem Regenbogen am Himmel, die Natur hat Bort i Cerezo im Postkartenstil eingefangen.

Die bäuerliche Kultur hebt sich davon einerseits ab, andererseits entsteht gerade durch Neubauten und die asphaltierten Straßen, die die schöne Landschaft zerschneiden, eine noch größere Disharmonie. In einem Bild steht eine einsame weiße Mühle am Straßenrand, ein Auto fährt an ihr vorbei, durch die Abgase wird sie verschmutzt, der Putz blättert.

Diese Mühle steht wie ein Denkmal auf einem Feld.

Diese Mühle steht wie ein Denkmal auf einem Feld. / Lluis Bort i Cerezo

Archaische Schönheiten

Man sieht an den Bildern, wie stark der Kontrast der Monokultur Tourismus auf Mallorca heute zum autarken ländlichen Leben früher ist. „So manche Mühle gibt ein trauriges Bild ab“, sagt Lluís Bort i Cerezo. Viele von ihnen sind heute in Wohngebiete eingezwängt, die um sie herum entstanden sind oder stehen mitten im hektischen Verkehr.

„Die Insel platzt aus allen Nähten“, sagt Lluís Bort i Cerezo. Mir ist es auch wichtig, die Bevölkerung dafür zu sensibilisieren, welchen Schatz die Mühlen darstellen, und etwas zur Kommunikation zwischen den Eigentümern der Mühlen und der mallorquinischen Verwaltung beizutragen, denn einige sollen mit europäischer Wirtschaftshilfe restauriert und wieder in Betrieb genommen werden.“

Mallorca hat eine Fläche von 3.640 Quadratkilometern, pro Quadratkilometer gibt es statistisch gesehen eine alte Windmühle. Von den rund 3.300 Windmühlen auf der Insel wurden etwa 2.500 Mühlen zur Wassergewinnung gebaut, vor allem in den Gegenden von Campos, Ses Salines und in der Inselmitte bei Sa Pobla und Muro. Daneben gibt es etwa 600 Mühlen, mit denen Getreide zu Mehl verarbeitet oder Salz gemahlen wurde, sie haben hölzerne Flügel und eine kegelförmige Kappe.

Einmaliges Erbe

Pumpmühlen standen früher auf den Feldern und dienten der Bewässerung, Getreidemühlen wurden auf Bauernhöfen errichtet. Einige legten auch eine Sumpflandschaft trocken, um sie für die Landwirtschaft nutzbar zu machen. Etwa 1.500 Windmühlen gibt es im Pla de Sant Jordi. Die Ausstellung in Valldemossa ist eine gute Gelegenheit, sich mit diesem einmaligen Erbe zu beschäftigen.