Mit Andrey Denisenko kommt am Samstag, den 26. März, ein Vertreter der Konzertreihe „Weltklassik am Klavier“ auf die Kulturfinca Son Bauló. Der vielfach preisgekrönte russische Pianist, der seit 2017 in Hamburg lebt und unter anderem für das Projekt „Junge Künstler aus dem Norden“ des NDR Stücke aufnahm, will mit seiner Musik ein Zeichen gegen den Krieg in der Ukraine setzen. Auf Mallorca spielt er sein aktuelles Beethoven-Programm.

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Sie engagieren sich derzeit mit vielen solidarischen Aktionen gegen den Krieg in der Ukraine. Noch am Vorabend des Konzerts auf Son Bauló sind Sie in Deutschland an einem Benefiz-Konzert für „Ärzte ohne Grenzen“ in der Ukraine beteiligt. Inwiefern ist es Ihnen als russischer Künstler ein Anliegen, auf diese Weise zur aktuellen Situation Stellung zu beziehen?

Das ist mir unheimlich wichtig! Ich denke, dass Musik nicht nur etwas Schönes ist, das tröstet und erfüllt. Die Musik als Konzerttätigkeit ist ein Teil der Gesellschaft und daher auch nicht unpolitisch. Und gerade als russischer Künstler, der mit der Politik von Putin und mit diesem schrecklichen Krieg überhaupt nicht einverstanden ist, finde ich es ganz wichtig, dass ich vielleicht jemandem helfen kann, der direkt betroffen ist – auch wenn es nur ein wenig ist, ein Tropfen auf dem heißen Stein. Es ist sozusagen eine Friedensbotschaft mit der Musik. Dass sich einige russische Künstler hingegen direkt für den Krieg aussprechen, ist Wahnsinn und absolut inakzeptabel. Aber es gibt auch viele andere, die der gleichen Meinung sind wie ich und auch Benefizkonzerte geben, um irgendwie helfen zu können.

Sie treten in diesem Jahr mit dem Programm „Beethoven 250+2“ auf, das Sie nun auch auf Mallorca spielen werden. Wie haben Sie das Repertoire zusammengestellt?

Ich wollte mit diesem Programm zeigen, dass jedes Werk von Beethoven aus verschiedenen Zeiten seines Lebens eine Evolution bedeutet, einen neuen Stil. Auch innerhalb einer Gattung wie der Sonate hat sich im Rahmen von zwanzig Jahren, von der „Sturmsonate“ bis zu seiner letzten Sonate, musikalisch viel verändert. Außerdem habe ich die sechs Bagatellen op. 126 in das Programm genommen – quasi „Kleinigkeiten“, aber tief philosophisch. Und die Variationen D-Dur op. 76 gehören zu seinen kürzesten – aber wie viel in diesen sechs kleinen, einfachen Stücken steckt, ist unglaublich!

Den Auftakt bildet die berühmte Klaviersonate op. 31 Nr. 2 in d-Moll, die als „Sturmsonate“ bekannt ist. Was bedeutet Ihnen dieses Stück, aus dem die Verzweiflung des Komponisten spricht?

Beethoven sagte seinem Biografen, dass er Shakespeares Drama „Der Sturm“ lesen sollte, um sein Werk besser zu verstehen. Für mich persönlich hat die Sonate aber nicht viel mit Shakespeare zu tun. Mit diesem Werk, das ich sehr schätze und sehr liebe, möchte ich auf eine der düstersten Episoden aus Beethovens Leben verweisen: 1802 schrieb er einen Brief an seine Brüder, das berühmte Heiligenstädter Testament. Damals verstand er genau, dass er langsam taub werden würde. Die Variationen, die darauf folgen, zeigen, welche unglaubliche Kraft er nach einigen Jahren gefunden hatte, um weiterzuleben, und welchen Kontrast sie zur Stimmung der „Sturmsonate“ bilden.

Infos zum Konzert auf Son Bauló finden Sie hier.