Mallorca Zeitung

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Das Alternatilla Jazz Festival bringt frischen Wind aus Italien nach Mallorca

Bei der neuen Ausgabe des Festivals im Dezember stehen lokale und internationale Musiker auf verschiedenen Bühnen der Insel. Der Fokus liegt auf italienischem Jazz – und vielen weiblichen Talenten

Die auf Mallorca lebende, kubanische Schlagzeugerin Nailé Sosa. José Luis Luna

Nach Holland, Norwegen, Portugal, Polen und Kuba holt das Alternatilla Jazz Festival nun bei seiner sechsten Ausgabe Musik aus dem Gastland Italien auf die Insel: Vom 1. bis 11. Dezember gibt es insgesamt 13 Konzerte, davon elf auf Mallorca und zwei auf Menorca.

„Generell schaut man in Spanien eher darauf, was musikalisch in den USA, in Lateinamerika und in Großbritannien passiert“, sagt die Konzertveranstalterin Ana Espina. „Man sieht kaum italienische Künstler, die bei uns auf Tournee gehen. Dabei gibt es dort eine sehr interessante Jazz-Szene mit vielen jungen Formationen – und sie teilen so viele Einflüsse mit uns: Das Licht, das Klima und sogar das Essen.“

Paolo Fresu mit Devil Quartet

Ob die musikalische Völkerverständigung tatsächlich gelingt, wird man bei mehreren Gelegenheiten beobachten können. „Unser größter Star in diesem Jahr ist Paolo Fresu mit seinem Devil Quartet – er ist nicht nur in Italien sehr bekannt, sondern auch international“, so die Veranstalterin. Der meisterhafte Jazztrompeter und Flügelhorn-Spieler gibt sich am 5.12. auf Menorca und am 6.12. im Teatre Principal in Palma die Ehre.

Das Paolo Fresu Devil Quartet 2018. Roberto Cifarelli

Espina freut sich auch auf das Duo Musica Nuda mit Sängerin Petra Magoni und Bassist Ferrucio Spinetti (8.12., Muro): „Minimalistischer könnte es nicht sein, aber Magoni hat eine so vielseitige Stimme, dass sie damit Unglaubliches vollbringt und man weitere Instrumente überhaupt nicht vermisst.“

Musikalische Blind Dates

Instrumente, die einem bei „Jazz“ als Erstes in den Sinn kommen, sind wohl Saxofon, Trompete oder Klavier – die Gitarre eher weniger. Dass auch sie für diese Musikrichtung durchaus Potenzial hat, beweisen zwei italienische Jazz-Gitarristen: Francesco Zampini zeigt sein Können gemeinsam mit seinem Quintett (7.12., Pollença).

Pasquale Grasso reist für zwei Konzerte von seinem Wohnort New York aus an. Er spielt mit seinem Quartett in Palma (3.12., Teatre Xesc Forteza) und lässt sich zuvor noch auf ein Experiment ein (1.12., Porreres): Grasso teilt die Bühne mit den lokalen Musikern Toni Vaquer und Marko Lohikari.

Es ist das erste von drei Konzerten aus der Alternatilla eigenen Reihe „Ménage à Jazz“: „Das sind neue Bands, die von uns zusammengestellt werden“, sagt Espina. Für die Veranstalter sei das gleichermaßen ein Grund zur Freude und zur Nervosität, gesteht sie: „Wir können ja auch mal daneben greifen, und am Ende wird das Live Blind Date auf der Bühne dann gar nicht berauschend. Aber bis jetzt haben wir nur gute Erfahrungen gemacht.“

Roberto Fonseca aus Kuba ist wieder dabei

Einen spannenden Mix dieser Art gibt es auch in Inca zu hören (2.12.): Mit dabei sind unter anderem die bekannte spanische Jazz-Musikerin Andrea Motis mit Gesang und Trompete und der kubanische Jazz-Pianist Roberto Fonseca, einer der großen Namen des Festivals im Vorjahr. Eine Brücke zum letzten Gastland schlägt auch die Schlagzeugerin Nailé Sosa, die aus Kuba stammt, aber inzwischen auf Mallorca lebt und somit die lokale Jazz-Szene vertritt.

Sosa wird auch den Rhythmus beim Konzert der Alternatilla All Women Jazz Band angeben. „Weibliche Talente sind im Jazz immer noch unterrepräsentiert“, sagt Espina über ihr Herzensprojekt. Vergangenes Jahr startete das Festival dieses multinationale Format, bei dem nur Frauen auftreten. Diesmal spielen die sechs Musikerinnen leider nur einmal auf Menorca (10.12.).

Musiker vom spanischen Festland

Auch Jazz vom spanischen Festland ist mit von der Partie: Das facettenreiche Caminero Trío (5.12., Sa Pobla), Carme Canela und Albert Sanz (9.12., Llucmajor) sowie der Pianist Xan Campos aus Galicien mit seinem Trio (4.12., Sant Llorenç des Cardassar): „Sie sind ziemlich aufregend, weil sie sich instrumentell vom traditionellen Jazz entfernen und einen Schritt weitergehen“, so Espina. Das Resultat klinge sehr modern und mitunter sogar rockig.

Das letzte Konzert auf Mallorca geben die jüngsten italienischen Musiker des Festivals: „Das Lorenzo Bisogno Quartet (10.12., Esporles) wird uns den frischesten Wind aus Italien bringen“, verspricht Espina. Am Ende wird es sogar ein Quartett mit „Bonus-Musiker“ sein, denn der Posaunist Massimo Morganti hat sich spontan noch als Gast auf der Bühne angeschlossen.

Saxofonist Bisogno übernimmt indes am 11.12. im Xesc Forteza zusammen mit der polnischen Pianistin Aga Derlak und den lokalen Musikern Joan Garcias und Joan Moll im Rahmen der letzten „Ménage à Jazz“ den krönenden Abschluss des Festivals.

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