Konzerte hoch über dem Meer: Im ehemaligen Landgut Ca’n Tàpera in Palma erwartet Sie ein tolles Kulturprogramm

Das historische Schmuckstück im Stadtteil Sant Agustí ist der neue Sitz der Fundació Sa Nostra. Jetzt geht es dort so richtig los mit kulturellen Veranstaltungen

Empfang auf der Terrasse von Ca’n Tàpera zum Tag der Deutschen Einheit.

Empfang auf der Terrasse von Ca’n Tàpera zum Tag der Deutschen Einheit. / Sa Nostra

Brigitte Rohm

Brigitte Rohm

Man bekommt ein Gefühl der Entschleunigung, wenn man nahe der Cala Major durch das Wäldchen emporsteigt und die weitläufige Terrasse von Ca’n Tàpera betritt. Zwischen den Zweigen der Bäume blitzt weit unten das türkisblaue Meer durch. Das schmuck renovierte, geschichtsträchtige Gebäude dient seit dem vergangenen Sommer der gemeinnützigen Stiftung Fundació Sa Nostra als Hauptsitz in Palma. Die Lage abseits des Zentrums wird von der besonderen Atmosphäre des Ortes mehr als wettgemacht. Und da das Kulturprogramm ab Mitte April ordentlich in Schwung kommt, lohnt sich ein Besuch allemal.

Laut Informationen der Generaldirektorin von Sa Nostra, Lucía Martín Sans, geht die Geschichte von Ca’n Tàpera auf das Jahr 1818 zurück, als das Anwesen mit einer Fläche von etwa 38 cuarteradas registriert wurde (eine dieser alten Maßeinheiten entspricht 7.103 m²). Von 1864 bis 1923 zählte die possessió aufgrund von Erbschaften, Verkäufen und Versteigerungen acht verschiedene Besitzer. Im 19. Jahrhundert war es ein landwirtschaftlicher Betrieb, der sich dem Anbau von Getreide, Mandeln und Johannisbrot widmete. Darüber hinaus wurde in dieser Zeit Öl produziert.

Konzertreihe und Programm für Familien

Nach dem Erwerb durch die mallorquinische Sparkasse Sa Nostra im Jahr 1929 diente Ca’n Tàpera von 1930 bis 1950 als Schullandheim, während des Spanischen Bürgerkriegs als Waisenhaus sowie als Kommunikationszentrum mit dem spanischen Festland. Im Jahr 1951 trat Sa Nostra das Anwesen an das Bistum von Mallorca ab, das Ca’n Tàpera in das Ausbildungszentrum „La Casa de la Sagrada Família“ umwandelte. 1969 war in dem Gebäude dann eine soziale Einrichtung untergebracht, die Schulungen und andere Aktivitäten anbot.

Einst sowohl bewirtetes Landgut als auch Schullandheim: der neue, von viel Grün umgebene Hauptsitz der Stiftung Sa Nostra.

Einst sowohl bewirtetes Landgut als auch Schullandheim: der neue, von viel Grün umgebene Hauptsitz der Stiftung Sa Nostra. / Sa Nostra

Schon seit einigen Jahren nutzt die nach der Auflösung der Sparkasse übrig gebliebene Stiftung – Sa Nostra ging in der Bank La Caixa auf – den Standort in Palmas Stadtteil Sant Agustí selbst für Veranstaltungen. Nun, wo auch der offizielle Stiftungssitz dort untergebracht ist, soll Ca’n Tàpera zu einem Kulturzentrum mit prall gefülltem Kalender werden. Mit der Organisation betraut ist die von dem Duo Voicello bekannte Sopranistin Carme Garí. Ihre Herzensprojekte, mit denen das Programm nun startet, sind eine Konzertreihe, die an den Jahreszeiten ausgerichtet ist, und ein spezielles Programm für Kinder und Familien mit Namen „Ca’n Tàpera Menut“.

Frühlingserwachen ab Mitte April

Den ersten Impuls für das musikalische Frühlingserwachen gibt am 12. April ein von den Joventuts Musicals veranstaltetes Konzert mit der jungen Pianistin Laura Ballestrino. Das folgende, offizielle Eröffnungskonzert der Reihe am 19. April trägt den Titel „Artmonia. Essència sonora de Tàpies“: „Der Pianist Magí Garcías und die Tänzerin Catalina Carrasco lassen sich dabei von Tàpies-Gemälden der Sammlung zu einer Performance inspirieren“, sagt Garí über diese Fusion aus Musik und Kunst. Der Stiftungschor unter Leitung von Francesc Bonnín ist dann am 26. April mit einem nachösterlichen Osterkonzert an der Reihe. Im Mai und Juni stehen sieben weitere Termine der „Melodies de primavera“ an.

Die ehemalige Kapelle ist mit ihrem Klavier ein idealer Konzertsaal.

Die ehemalige Kapelle ist mit ihrem Klavier ein idealer Konzertsaal. / Sa Nostra

Damit nicht nur Klassik dabei ist, hat Carme Garí auch einige besondere Events ins Programm genommen, wie die Präsentation des neuen Albums von Aina Tramullas mit ihrem Jazz-Quartett (17. Mai). Auch das Projekt „Cruïlles“ von dem mallorquinischen Pianisten und Komponisten Miquel Brunet und Musikern der anderen drei Balearen-Inseln wird in Ca’n Tàpera aufgeführt (14. Juni). Die Frühlingskonzerte finden fast alle in der Sala Capella statt, da sich dort ein Klavier befindet. Das Publikum sitzt hier zu beiden Seiten des Instruments. „Der Raum der ehemaligen Kapelle ist nicht nur wunderschön, er hat auch eine besondere Akustik“, sagt die Sopranistin. Darüber hinaus wird der Konferenzraum mit seiner versetzbaren Bühne genutzt: Das intime Konzert des Trio Tugores am 31. Mai benötigt kein Piano und ist dort gut aufgehoben.

Heilende Klänge im Wald

Im Sommer sollen dann Open-Air-Konzerte auf der Terrasse stattfinden sowie Events auf einer weiteren, ganz neuen Freiluftbühne, zu der man über den Konferenzraum gelangt. Eine einmalige Ressource vor Ort ist zudem das Grün, welches das Landgut umgibt und sich bei einem Spaziergang erkunden lässt – Menschen mit Behinderung können dazu spezielle Fahrzeuge nutzen.

Mit Fahrzeugen können  Menschen mit Behinderung das Wäldchen erkunden.

Mit Fahrzeugen können Menschen mit Behinderung das Wäldchen erkunden. / Sa Nostra

Carme Garí möchte den Wald ebenfalls als Bühne nutzen: Sie suchte nach einem passenden Konzert zum Weltyogatag (21. Juni) und fand in der US-amerikanischen Musikerin Cumie Dunio die richtige Künstlerin. Sie arbeitet mit „heilenden Klängen“, und für ihr meditativ-musikalisches Erlebnis „Healing Voice“ geht es raus aus Ca’n Tàpera, hinein in den Wald.

Kulturzentrum und Sitz der Fundació Sa Nostra, Ca’n Tàpera, Carrer de Ca’n Tàpera, 5, Sant Agustí (Palma), Eintritt für die Konzerte: 15 Euro, Programminfos unter: fundaciosanostra.es, Karten: ticketib.com

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