Der 8. März 2020 war das letzte Mal in der alten Normalität, dass sich Palmas Straßen mit Demonstranten füllten, die sich - wie damals üblich - ohne Maske und Sicherheitsabstand, ganz unbeschwert, zusammendrängten. Lila Fahnen wurden geschwenkt und feministische Parolen gerufen. Wenige Tage nach dem Frauentag tauchte ganz Spanien in den Lockdown ab. Seitdem ist alles anders. Oder?

Die Pandemie mag vieles auf den Kopf gestellt, alte Muster und Gewohnheiten aufgebrochen haben - doch mehr Gleichheit zwischen den Geschlechtern haben die vergangenen zwölf Monate nicht gebracht. Eigentlich zeigt sich zu Corona-Zeiten nur verschärft, was schon immer im Argen lag: Häusliche Gewalt, insbesondere gegen Frauen, nahm während Ausgangssperren und Sperrstunde zu, ebenso der Pornokonsum. Und auf dem krisengebeutelten Arbeitsmarkt werden die alten Gehaltsunterschiede zwischen Mann und Frau noch deutlicher, wenn sie wegen Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit nur noch einen Teil des Gehalts bekommen.

Immerhin trat im Januar in Kraft, dass Männer nun genau wie Frauen 16 Wochen lang in Elternzeit gehen dürfen, wenn sich Nachwuchs angekündigt hat. Ja, das ist Gleichheit - aber mal ehrlich: 16 Wochen sind immer noch viel zu wenig, vor allem für die Frau, die nun mal nicht nur Mutter, sondern auch Milchmaschine für das Neugeborene ist.

Übertragbar vom einen auf den anderen Elternteil ist die Elternzeit in Spanien - anders als in Deutschland - nicht. Wenigstens da kam Corona wohl einigen Frauen zugute: Sie konnten Zeit mit ihrem Baby verbringen, die sie sonst nicht gehabt hätten.

Doch genau wie bei der Debatte um eine Neuausrichtung der Insel-Wirtschaft gilt auch bei der Emanzipation: Corona kann Missstände deutlich machen; einen wirklichen Wandel aber können nur Gesellschaften erwirken, die daraus konkrete Konsequenzen ziehen.