„Wo genau steht Ihr Auto? Kann ich Sie hier aussteigen lassen?", fragt Busfahrer Pedro Marín die drei einzigen Mitfahrer, die mit ihm von Ses Covetes am Naturstrand Es Trenc auf Mallorca zum zwei Kilometer entfernt liegenden Parkplatz Sa Barralina unterwegs sind. Ausnahmsweise müssen die Senioren an diesem Montag (1.7.) nicht an der regulären Haltestelle nahe der Einfahrt des erst am 21. Juni eröffneten neuen Parkplatzes aussteigen. Die drei Urlauber kämpfen auch im Bus mit den vorherrschenden 38 Grad. Da sie zudem am anderen Ende des Geländes, das Platz für knapp 500 Fahrzeuge bietet, geparkt haben, chauffiert Marín sie zu ihrem Auto. „Wenn der Shuttle-Service erst einmal angelaufen ist, wird auch die Klimaanlage laufen", verspricht der 49-Jährige optimistisch.

Es ist der erste Tag, an dem er Strandbesucher für jeweils 1,50 Euro pro Person mit einem kleinen Bus im 20-Minuten-Takt zwischen Sa Barralina und Ses Covetes hin- und herfährt. Durch die langersehnte Parkfläche wollen Landesregierung und die Gemeinde Campos das sommerliche Parkchaos am überlaufenen ­Naturstrand verhindern - insbesondere seitdem strandnahe, aber illegale Stellflächen ­geschlossen wurden. Zeitgleich zur Eröffnung wurde entlang der Zufahrtsstraße ein absolutes Halteverbot verhängt. Am Straßenrand führt jetzt ein mit grünen Pfosten abgetrennter Fußgängerweg nach Ses Covetes. Dort laufen gerade nur wenige Strandbesucher.

Immer wieder kommen Busfahrer Marín auf dem Weg nach Ses Covetes aber Autos entgegen. „Viele versuchen erst einmal, bis vor zum Strand zu fahren, finden dann aber keinen Parkplatz und müssen wieder umkehren", erzählt der Andalusier. „Es wäre daher gut, wenn es einen Parkeinweiser gäbe, der ihnen gleich sagt, dass sie besser direkt auf dem neuen Parkplatz parken", fügt er hinzu.

Beschilderung verbessern

Isidora Calvo aus Málaga, ihrem Mann und ihrem Sohn ist die große Fläche zwar sofort aufgefallen, woraufhin sie ihr Auto dort abgestellt haben. Dass zum Strand ein Bus fährt, haben sie aber nur von anderen Badegästen erfahren. Wer die rot-gelben Schilder der Überland-Busse nicht kennt, sucht auf dem Riesen-Parkplatz tatsächlich vergeblich nach Hinweisen auf den Shuttle-Bus. „Auch steht nirgendwo, wie weit es noch bis zum Strand ist. Also haben wir uns vorsichtshalber direkt für die Fahrt mit dem Bus entschieden", sagt Calvos Mann.

Nicht nur die Ausschilderung sollte die Gemeinde Campos, wenn es nach den Besuchern geht, noch anpassen lassen. Auch die Preise fürs Parken (1 Euro pro Stunde, maximal 5 Euro für das Tagesticket) und für den Shuttle­-Service dürften gerne noch etwas sinken. „Bei 5 Euro erwartet man zumindest einen Schattenplatz für sein Auto", sagt Urlauberin Calvo.

An der Haltestelle in Ses Covetes erkundigt sich eine Mitarbeiterin des unmittelbar ­daneben liegenden Noray-Cafés bei Marín nach den Preisen für den Bus. „Ich freue mich über den neuen Service, schließlich bringt er uns mehr Gäste. Allerdings wundere ich mich, dass der Transfer nicht kostenlos ist", so die Frau. „Die Besucher müssen immerhin schon für den Parkplatz zahlen." Zumindest Residenten ­können das Shuttle-Bus-Ticket auch mit ihrer ­Tarjeta Intermodal begleichen.

Wer mit vielen Freunden, Familienangehörigen oder kleinen Kindern kommt und nicht vom Parkplatz aus zum Strand laufen oder viel Geld für den Bus ausgeben will, kann es wie ­Sarah Blake machen. „Ich habe meinen Mann, unser einjähriges Baby und meine Schwiegermutter mit dem Auto vor zum Strand gebracht, bin dann zurück zum Parkplatz gefahren und alleine mit dem Bus wieder zum Strand", erzählt die 35-jährige, aus der Nähe von London stammende Touristin. Anfangs dachte die ­Britin, der Parkplatz Sa Barralina sei eine kostenlose Park-and-ride-Fläche. „Ich musste ­bisher noch an keinem Strand Geld fürs Parken zahlen", so Blake, die sich bei den Park­tickets - eine, zwei, drei Stunden oder Tages­ticket - eine sinnvollere Staffelung wünschen würde: „Wer fährt schon für eine Stunde an den Strand!", so die Urlauberin.

Ein sehr teurer Strandbesuch

Ganz exakt sind die Angaben auf dem Automaten sowieso noch nicht. Beim Test der MZ etwa zeigt die Anzeige nach dem Einwurf von 2 Euro statt zwei Stunden Parkzeit eine Uhrzeit am Morgen des Folgetags. „Bei einem anderen ­Automaten geht das Licht noch nicht", erzählt Politesse Marga Galvez. Sie kontrolliert sowohl die in Ses Covetes geparkten Autos als auch die auf dem Parkplatz. Um von Ses Covetes zum Parkplatz zu kommen und sich auch auf der weitläufigen Fläche besser fortbewegen zu können, hat man ihr ein Elektrofahrrad zur Verfügung gestellt. Am Montagnachmittag (1.7.) ist die Anzahl der Autos mit rund 70 aber noch überschaubar, also auch fußläufig gut erreichbar. „Bisher war der Parkplatz morgens am vollsten", so die 19-Jährige, die sich in den heißen Sommermonaten wohl noch öfter mal unter das Schatten spendende Strohdach stellen wird, neben dem sich auch drei Toiletten in Holzverkleidung befinden.

Zwei französische Touristen sprechen die junge Frau an und fragen, was es denn hier zu besichtigen gebe, einen Freizeitpark? „Nein, nur einen Strand", entgegnet ihnen die ­Kontrolleurin. „Na, dann fahren wir weiter", verabschieden sich die Franzosen fortgeschrittenen Alters, die sich über die hohen Parkgebühren gewundert hatten. Auch ein Autofahrer, der rechts vor der Einfahrt zum Parkplatz ­geparkt hat und dessen Fahrzeug gerade abgeschleppt wird, weigert sich offensichtlich, die Gebühr zu zahlen. „Da hat er sich aber verrechnet", sagt Busfahrer Marín. „Das wird ein ­richtig teurer Strandbesuch."

Der Shuttle-Bus zwischen dem Parkplatz Sa Barralina und Ses Covetes verkehrt bis zum 31. August täglich zwischen 10 und 13.40 Uhr sowie zwischen 15 und 18.40 Uhr, Fahrten im 20-Minuten-Takt.