Othman Ktiri hat einen eindringlichen Blick. Gepaart mit seiner Gestik und seiner klangvollen Stimme hypnotisiert er sein Gegenüber förmlich – da merkt man ihm den früheren Autoverkäufer an. Der Sohn eines marokkanischen Unternehmers und einer französischen Pharmazeutin kam als Praktikant in einem Supermarkt auf die Insel und arbeitete sich zum Mietwagen-Mogul empor. Der 43-Jährige ist der Gründer und Chef von OK Mobility sowie seit einem Monat Präsident des Autovermieter-Verbandes Baleval.

Was sind Ihre Ziele als neuer Präsident?

Unser Sektor ist völlig unbekannt und wird daher oft verteufelt. Ich möchte die Autovermietung in der mallorquinischen Gesellschaft sichtbarer machen. Die Leute sollen sehen, welchen Anteil an den Tourismuseinnahmen wir haben. Ohne Mietwagen würde viele Urlauber gar nicht erst auf die Insel kommen. Ohne uns gibt es keine Touristen in Valldemossa, die coca de patata essen oder in abgelegenen Restaurants einkehren.

Es gibt auch einen öffentlichen Nahverkehr.

Der reicht aber nicht aus. Die Mietwagen werden immer als die Schuldigen für Verkehrsstaus hingestellt. Dabei gibt es Studien, die das Gegenteil zeigen. Ohne die Mietautos würde es einen totalen Kollaps im Verkehrswesen geben. Wir sind essenziell. Schließlich vermieten wir auch Autos an Einheimische und sind ein großer Arbeitgeber. Es gibt zudem das Vorurteil, dass Baleval nur für große Mietwagenfirmen da ist. Auch damit möchte ich aufräumen. Bei uns ist jede Verleiher willkommen.

Die Mietwagen sind fast alle neu und stoßen weniger Schadstoffe aus als die 13 Jahre alten Karren, die der durchschnittliche Mallorquiner fährt.

Auf Mallorca wird der Autoverkehr gerade eingeschränkt – hat das keine Auswirkungen auf Ihre Branche?

Doch. Die Gesellschaft hat sich verändert. Die Leute kaufen nicht mehr, sondern leihen lieber. Sie wollen die Dinge nicht mehr besitzen, sondern einfach nur nutzen. Das betrifft viele Bereiche des alltäglichen Lebens. Unsere Kundenzahl wird immer weiter steigen. Das muss aber kein Nachteil für die Umwelt sein. Die Mietwagen sind fast alle neu und stoßen weniger Schadstoffe aus als die 13 Jahre alten Karren, die der durchschnittliche Mallorquiner fährt. Ein Auto zu haben, hat auch immer etwas mit Freiheit zu tun. Und diese sollten wir nicht aus dem Blick verlieren.

OK Mobility hat ein Abkommen mit Baleària geschlossen, wonach Mietautos kostenlos auf die Fähre dürfen. Was ist die Idee dahinter?

Nur unsere Mietwagen wohlgemerkt, egal auf welcher Strecke. Seit 50 Jahren waren die Mietautos auf den Fähren verboten. Auch hier geht es darum, Freiheiten zu schaffen. Wie der Kunde damit umgeht, müssen wir schauen.

Wie läuft die Saison bei OK Mobility?

Die Mikrochip-Krise und der dadurch verursachte Mangel an Neuwagen hat uns vor große Hürden gestellt. Wir waren besorgt, dass wir die Nachfrage nicht befriedigen können. Das haben wir geschafft und freuen uns über Rekordumsätze. Beim Verleih haben wir doppelt so viel verdient wie 2021. Mit Autoverkauf und allem Drumherum kommen wir auf 500 Millionen Euro Umsatz. 2021 waren es 390 Millionen. Wir haben inzwischen über 50 Stationen in zehn Ländern, darunter seit 2021 auch in Deutschland.

Mietwagen waren im Frühling extrem teuer.

Der Preis hängt von der Anzahl der Autos und der Anzahl an Urlaubern auf der Insel ab. Im Frühjahr war der Unterschied enorm, die Preise entsprechend hoch. Im Sommer sind viel mehr Autos da, und es ist günstiger geworden.

In Online-Portalen wird OK Mobility oft der „Abzocke“ beschuldigt. Warum sind die Kunden so unzufrieden mit Ihrer Dienstleistung?

Wir erhalten in unseren sozialen Netzwerken auch viel Zuspruch, aber wir sind kein Beachclub. Mietwagenfirmen sind nicht sexy. Dort wartet in einem Büro ein Typ mit einem Kartenlesegerät auf dich, der auf strenge Vertragsbedingungen beharrt. Wenn man weiter ins Detail geht, muss man sich das Buchungsverhalten anschauen. Viele Kunden buchen über Broker oder Reiseanbieter. Wenn man über so einen Zwischenhändler geht, bleiben viele Infos auf der Strecke. Da fehlt es an Transparenz. Die verkaufen den Leuten Sachen, die es nicht gibt. Und wir müssen uns dann mit den Kunden hinsetzen und streiten. Ich rate immer dazu, direkt auf der Website der Verleiher zu buchen und eine Versicherung zu nehmen, um böse Überraschungen zu vermeiden.

Eines muss dem Kunden klar sein: Wir vermieten einem völlig Unbekannten eine Ware im Wert von 25.000 Euro für vielleicht 30 bis 50 Euro pro Tag. Da ist es klar, dass wir auf ein Minimum an Garantien bestehen.

Die Broker behaupten das Gegenteil...

Was sollen sie sonst auch sagen? Im Endeffekt bestimmen wir aber die Mietbedingungen. Eines muss dem Kunden klar sein: Wir vermieten einem völlig Unbekannten eine Ware im Wert von 25.000 Euro für vielleicht 30 bis 50 Euro pro Tag. Da ist es klar, dass wir auf ein Minimum an Garantien bestehen.

Uns erreichten schon mehrfach Klagen darüber, dass bei der Rückgabe der Autos alte Schäden in Rechnung gestellt werden. Was sagen Sie dazu?

Das wäre unmoralisch, illegal, und man müsste knallhart dagegen vorgehen. Aber hier sind wir wieder bei dem gerade angesprochenen Punkt: Du mietest ein teures Auto ohne Versicherung für wenig Geld. Dann verursachst du einen winzigen Kratzer, kleiner als ein Zentimeter. Mir ist klar, dass das unwichtig erscheint. Aber ich muss 300 Euro in Rechnung stellen, da es der Betrag ist, den ich an die Werkstatt zahlen muss. Ich werde nicht einen Filzstift meiner Tochter nehmen und drüberpinseln. Bei einem Mietpreis von 50 Euro kann ich das nicht einfach unter den Tisch kehren.

Manchen Urlaubern wurden Beträge von der Kreditkarte abgebucht, ohne dass sie zuvor informiert wurden.

Von derartigen Fällen habe ich keine Kenntnis. Es gibt detaillierte Gesetze über den Gebrauch der Kreditkarten. Es ist unmöglich, dass das Konto belastet wird, ohne dass der Kunde davon weiß. Eine andere Sache sind jedoch die Selbstbeteiligungen im Schadensfall.

Wenn die Urlauber den Mietwagen buchen, sprechen die Mitarbeiter alle Sprachen der Welt. Geht es um eine Beschwerde, versteht keiner mehr Englisch oder Deutsch.

Bei OK Mobility sprechen wir 13 Sprachen. Es kann sein, dass es zu Stoßzeiten Einschränkungen gibt. Im Callcenter stellen wir aber nur Leute ein, die auch Englisch sprechen.