Hafen von Cala Ratjada: Wird die Baustelle bis zu den Osterferien fertig?

Der Hafen von Cala Ratjada auf Mallorca ist noch immer eine große Baustelle. Dabei sollen bis zum Saisonstart alle Arbeiten abgeschlossen sein. Ist das noch realistisch? Eine Ortsbegehung

Noch beherrschen große Maschinen und Baulärm im Hafen von Cala Ratjada das Geschehen. Doch bald soll alles fertig sein.

Noch beherrschen große Maschinen und Baulärm im Hafen von Cala Ratjada das Geschehen. Doch bald soll alles fertig sein. / Sophie Mono

Sophie Mono

Sophie Mono

Es gibt Tage, an denen ist ein Besuch des Hafens von Cala Ratjada auf Mallorca angenehmer als an diesem Donnerstagvormittag (16.2.). Graue Wolken bedecken den Himmel, der Wind ist kalt – und statt des geschäftigen Treibens der Fischer herrscht Baulärm. Seit gut einem Jahr sind die Arbeiten nun in Gange, die die balearische Hafenbehörde auf den Weg gebracht hatte. Der Hafen wird nicht nur saniert, sondern auch besucherfreundlicher. Jetzt ist der Endspurt angesagt: Bis Ostern, wenn die Touristen kommen, soll alles fertig sein. Noch eine Pleite wie mit der Umgestaltung der Meerespromenade, deren Umbau sich im vergangenen Jahr statt bis zum Saisonstart bis tief in den Hochsommer zog, will sich im Küstenort niemand erlauben. Läuft es diesmal besser?

Auf den ersten Blick ist das schwer zu beurteilen. Mehrere Bagger und Fräsmaschinen sind im Hafen im Einsatz, ein großer Betonmischer wirbelt Staub auf, als er in das Hafengelände einfährt. Parallel zur Mauer, wo bisher die Fischer ihre Netze zum Trocknen und Flicken ausgelegt hatten, bestimmen derzeit Baurohre, Toilettenhäuschen und Werkzeug aller Art das Bild. Der Boden ist an vielen Stellen aufgerissen, auch die Verkleidung der Mauer selbst noch nicht fertig. Kurzum: Es scheint noch einiges zu tun zu sein, bis die Arbeiten als abgeschlossen gelten können.

Geduldige Fischer

Paciencia“, brummt ein Fischer, der an den Trockenliegeplätzen an der Ortsseite seine Netze flickt, „Geduld“. Im Februar sind hier ohnehin nur wenige Privatboote abgestellt, und es ist der einzige Ort, an dem aktuell Platz ist, um die langen Fangutensilien auszubreiten. „Ich sehne mich danach, dass sie fertig werden. Aber sie geben ja ihr Bestes“, sagt er mit Blick auf die Bauarbeiter und widmet sich gelassen wieder der fast meditativ anmutenden Handarbeit. Immerhin profitierten die Fischer ja auch von der Renovierung, fügt er hinzu. „Wenn alles fertig ist, können wir uns bequem hinten an der Kaimauer ausbreiten, und die Urlauber steigen nicht wie bisher über unsere Netze, um in die Ausflugsboote zu gelangen.“ Die neue Aufteilung mache Sinn. Und bis dahin heiße es eben ausharren.

„Wir schaffen es bis Ostern, ganz klar“, beteuert Laura Díez von der balearischen Hafenbehörde Ports IB beim Anruf der MZ. Man habe in den vergangenen Wochen extra zusätzliches Personal angeheuert, damit alles fristgerecht fertig werde. „Und der allergrößte Teil der Arbeiten ist ja auch schon komplett abgeschlossen“, betont sie. Jener nämlich, der mit der Verstärkung der alten Kaimauer zusammenhängt.

Sanierung nach 50 Jahren

Seit den 70er-Jahren war die Struktur des Schutzwalls nicht saniert worden. Alleine nach einem schweren Unwetter im Januar 2017, als die Wassermassen ein metergroßes Loch in die Mauer rissen, gab es Notfallreparaturen. „Aber das war nur provisorisch. Als wir vor einem Jahr mit der Renovierung begannen, wies die Mauer Risse auf, sie war marode“, so Díez. Eine umfassende Verstärkung sei unumgänglich gewesen, ebenso wie die Installation neuer Wellenbrecher. „Bei hohem Seegang war der Wellengang im Hafen so stark, dass die Aktivitäten oft eingeschränkt werden mussten. Das ist jetzt anders.“ Dafür sorgen sechseckige Blöcke aus Ökobeton, die seeseits vor der Kaimauer im Wasser versenkt wurden. „Vor zwei Wochen gab es bei einem Unwetter bereits die erste Bewährungsprobe. Sie haben bestanden“, so Díez.

Jetzt werde vor allem auf der Landseite der Mauer gearbeitet, „und auch hier sind knapp 90 Prozent bereits abgeschlossen“. Unter anderem werden momentan die Lagerräume erneuert, die Fischer und Sicherheitskräfte im Hafen nutzen. Die kleine Bootstankstelle bekomme ein neues Häuschen. Zudem nutze man den Umbau, um Rohre neu zu verlegen.

Gustavos Wandbilder sind wieder da

Eines der zwei Wandbilder von Gustavo ist schon wieder an der Kaimauer von Cala Ratjada auf Mallorca angebracht

Eines der zwei Wandbilder von Gustavo ist schon wieder an der Kaimauer von Cala Ratjada auf Mallorca angebracht / Ports IB

Als Letztes stehe die Verkleidung der Mauer an, nicht zu vergessen das Anbringen der bunten Hingucker, für die Künstler Gustavo sorgt. Bereits seit 2014 bilden die zwei je 64 Quadratmeter großen Fliesenmosaike einen Farbkontrast zum tristen Beton. Eines ist bereits fertig, das zweite werde in den kommenden Wochen angebracht, versichert man in der Hafenbehörde. „Und zwar genau so, wie es vorher war.“ Der Künstler selbst habe darüber gewacht, dass alles identisch mit den Vorgängerbildern wird. „Die konnten wir leider nicht retten, aber die neuen Fliesen wurden in dem selben Ofen und nach dem selben Schema gebrannt“, so Díez.

Insgesamt 9,1 Millionen Euro lässt sich die balearische Landesregierung die Hafenerneuerung von Cala Ratjada kosten – etwas mehr, als ursprünglich erwartet. „Aber es war dringend notwendig“, betonte auch der zuständige Landesminister Josep Marí bei einem Ortsbesuch im Januar.

Und die Promenade?

Im Vergleich zu dem Heer an Bauarbeitern im Hafen geht es an der Meerespromenade aktuell ruhig zu – viel zu ruhig, wenn man bedenkt, dass noch immer viele kleinere Arbeiten ausstehen, die eigentlich über den Winter erfolgen sollten. Beim MZ-Rundgang ist zwar eine Handvoll Männer dabei, Details des Bodenpflasters nahe des Restaurants Pasta Pasta auszubessern. Doch die über den gesamten Paseo Marítimo verteilten Grünflächen – eigentlich das Herzstück der viel diskutierten neuen Gestaltung – fehlen noch immer.

Stattdessen liegen die dafür vorgesehenen, nur notdürftig mit Erde bedeckten und mit Steinen abgetrennten Abschnitte noch immer genau so da wie im vergangenen Hochsommer, als zumindest die groben Arbeiten endlich für beendet erklärt wurden. Auch einige Baurohre und unverputzte Stellen stören weiterhin die ansonsten nett anzusehende Promenade. Das zuständige Rathaus von Capdepera will sich – mal wieder – nicht näher äußern. Man werde zum Saisonstart alles fertig haben, heißt es. Genau wie vor einem Jahr.

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