Missbrauchsopfer im Fall Nazaret auf Mallorca: „Wir haben untereinander nie darüber gesprochen“

Toni Estela ist das einzige Opfer, das bislang in die Öffentlichkeit tritt. Der 51-Jährige lebte von seinem 11. bis 14. Lebensjahr im Heim. Jetzt geht er an die Öffentlichkeiyt

Toni Estela machte den Missbrauch öffentlich.

Toni Estela machte den Missbrauch öffentlich. / FOTO: B. RAMON

Xavier Peris

Wann hat der Täter Sie erstmals sexuell missbraucht?

Wenige Monate nachdem ich nach Nazaret kam. Eines Morgens holte er mich aus dem Schlafsaal, da ging es los. Er nahm mich auf den Arm und brachte mich in sein Zimmer. Dort zog er sich und mich aus und begann zu machen, was er wollte. Er sagte mir: „Mach dir keine Sorgen.“

Bei wie vielen anderen Kindern haben Sie den Missbrauch mitbekommen?

Acht oder neun. Aber nur, weil sie bereits in seinem Zimmer waren, als er mich holte. Wir haben untereinander nie darüber gesprochen. Wir waren Kinder und ihm hörig.

Er nahm Kinder an Wochenenden auch zu Ausflügen mit.

Ja, ich war häufig dabei. Meiner Mutter sagte er, ich wolle am Wochenende nicht nach Hause. Und mir erzählte er, meine Mutter würde mich nicht abholen. Dabei wollte ich so gerne meine Eltern sehen. Das werde ich ihm nie verzeihen.

Wurden Sie da auch missbraucht?

Ja, häufig zwang er uns, uns gegenseitig anzufassen und danach Sex mit ihm zu haben.

Hat er Sie bedroht, damit Sie nichts sagen?

Nein, er hat mir gesagt, dass das alles völlig normal sei und ein Teil des Lebens.

Und bis zu Ihrer ersten Anzeige im Jahr 2016 haben Sie nie mit jemandem darüber gesprochen?

Nein, als Kind hatte ich sehr viel Angst. Ich sagte meiner Mutter, dass ich nicht nach Nazaret will. Aber als sie mich fragte, warum, schwieg ich. Ich konnte es ihr nicht sagen. Ich war ein Kind.

Was hat der Missbrauch mit Ihnen gemacht?

Er hat mein Leben geprägt. Um es zu überwinden, brauche ich Gerechtigkeit. Es ist wichtig, dass alle Opfer sexueller Gewalt sich trauen, diese anzuzeigen.

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