Das sagen Mallorca-Deutsche zu dem Wahlsieg der Konservativen

Mehrheitlich erfreut: Ein fortlaufend aktualisiertes Stimmungsbild unter deutschen Residenten auf Mallorca nach den Regional- und Kommunalwahlen

Deutsche auf Mallorca kommentieren die Regional- und Kommunalwahlen 2023.

Deutsche auf Mallorca kommentieren die Regional- und Kommunalwahlen 2023. / Bendgens/MZ

MZ

Die Mallorca Zeitung hat Deutsche auf der Insel zu ihrer Meinung über das Ergebnis der Kommunal- und Regionalwahlen vom Sonntag (28.5.) befragt. Dieses Meinungsbild wird weiter aktualisiert.

"Das Wahlergebnis überrascht mich nicht im Geringsten. Die zunehmende Armut in der Bevölkerung ließ mit Sicherheit nicht wenige Protestwähler an die Urnen gehen. Es bleibt abzuwarten, ob sich die PP auch ohne absolute Mehrheit als Regierungspartei durchsetzen kann. Eine Koalition mit der ultrarechten Vox-Partei fände ich nicht in Ordnung - da würde ich Neuwahlen vorziehen. Welche Partei(en) auch immer das Volk vertreten werden, sie mögen die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum als oberste Priorität setzen! Des Weiteren sollte angesichts der aktuell überteuerten Mieten der Mindestlohn auf das Niveau anderer EU Länder angehoben werden."

Doris Kirch, Auswanderungs-Beraterin

"Dass eine Partei, die unter anderem den Stierkampf protegiert, große Zuwächse erreicht hat, kann niemanden im Tierschutz erfreuen. Dass es einen Richtungswechsel geben würde, war mir persönlich ziemlich klar, so tickt der Mensch. Nun heißt es für Baldea.org und andere Aktive sich erneut vorstellig zu machen und zu verteidigen, was bis jetzt im Tierschutz erreicht wurde. Ob es mit einer konservativen Regierung Verbesserungen geben wird, ist fraglich. Jedoch gibt es in den Gemeinden immer wieder einzelne Verantwortliche in Politik oder Verwaltung, die egal welcher Coulour anhängig, sich entweder für oder gegen Tierwohl aussprechen. "

Petra Steiner, Baldea-Tierschutzverband

"Eine sensationelle Nachricht! Wir bekommen mit absoluter Sicherheit eine neue Regierung - und das hat inmense Konsequenzen für die Vermögensteuer, für die Erbschaftsteuer und die Schenkungssteuer. Nach heutigem Sachstand wird die Vermögensteuer wie bereits in Andalusien abgeschafft, und auch bei der Erbschaftsteuer und der Schenkungssteuer dürfte für die erste Erblinie künftig Steuerfreiheit gelten. Das sind sehr wichtige Dinge, die Sie und wir bei der zukünftigen Gestaltung berücksichtigen müssen."

Willi Plattes, Steuerberater

"Mir ist schleierhaft, was für Mallorca daran gut sein soll, dass Vermögensteuer, Erbschaft- und Schenkungssteuer erlassen werden. Das wird die Probleme, die es auf Mallorca gibt (Stichwort Wohnungsnot) verschärfen und die Schere zwischen Arm und Reich erhöhen (in keiner anderen spanischen Region wächst die soziale Ungleichheit so schnell, Zitat aus der MZ) Das ist vielleicht gut für (vor allem deutsche) Immobilien-Interessierte, für die Insel jedoch nicht!"

Kathrin Bremer, Trainerin für Interkulturelle Kommunikation und Nachhaltigkeit

"Viele unserer Kunden, die auf Mallorca eine Immobilie gekauft haben, sind ebenso wie wir sehr zufrieden, dass das Linksbündnis endlich – und viel zu spät – abgelöst wurde. Die letzten Gesetzgebungsverfahren, insbesondere das vor ein paar Tagen verkündete Wohnungsgesetz, haben in unerträglicher Weise in das durch die Verfassung geschützte Eigentumsrecht eingegriffen und sogar Hausbesetzern größere Schutzrechte als dem verletzten Eigentümer gegeben. Da haben sich die Sozialisten von Podemos und Genossen erpressen lassen und jetzt die Quittung bekommen, denn bekanntermaßen wohnen mehr als 80 % der Spanier in Wohnungseigentum, und niemand hat es gern, wenn sein Haus besetzt wird und der Staat seine Hilfe verweigert."

Lutz Minkner, Immobilienunternehmer

"Das Ergebnis der Wahl vom Sonntag hat mich nur mäßig überrascht. Spanienweit koaliert die Volkspartei (PP) mit der Rechtsaußen Partei (Vox) und steigert damit aktiv deren Popularität. Unverwantwortlich! Ich lebe seit 16 Jahren in Palma und bin seit acht Jahren hier in der Kommunalpolitik aktiv. Palma war unter der Links-Koalition auf einem guten Weg. Stichworte: Sozialpolitik, Erwerb des Stadions Lluis Sitjar für den Ausbau der “grünen Lunge” der Stadt. Tempolimit 30/40, 80km auf dem Autobahnring, VAT – Spur, Abschluss des neuen Raumordnungsplans etc. Zum Wohle der Bevölkerung, würde die neue Stadtverwaltung gut daran tun, in diese Richtung weiterzuarbeiten. Wir, von MÉS, tun es in jedem Fall, als starke Opposition."

Uta Gritschke, Unabhängige Stadtratskandidatin für Més per Mallorca

"Der Weg zurück zu nationalem Denken ist jetzt endgültig in Spanien und auf den Balearen angekommen. Leider hat nur jeder Zweite seine Stimme abgegeben. Von denen hat gefühlt fast die Hälfte den Zenit des Lebens schon überschritten. Unglücklich agierende politische Akteure können den Wunsch nach Veränderung wohl immer weniger erfüllen. Egal auf welcher Seite. Aber so manche vermeintlich erfolgreiche Oppositionspartei ist beim Regieren schon kläglich gescheitert. Vielleicht wählen wir und insbesondere die junge Generation zukünftig nicht Parteien, sondern demonstrieren für Reformen, um Grundlegendes zu ändern und nicht ständig von links nach rechts zu pendeln."

Markus Liebscher, Unternehmer

"Als Selbstständige (autónoma) freue ich mich natürlich sehr über den Wechsel und hoffe, dass die neue Regierungspolitik im Sinne aller Bewohner der Balearen agiert- nicht nur einer Gruppe. Obwohl die Insel Regulierungen benötigt, hoffe ich sehr, dass einige nicht bewährte Maßnahmen wieder zurückgenommen werden. Zum Beispiel die Sperrung der Fahrspur auf der Autobahn vom Flughafen, die zu stundenlangen Staus bei Portixol führte - was nicht im Sinne der Umwelt sein kann."

Lilly Hess, Autorin

Das Wahlergebnis überrascht mich nicht. Es folgt dem allgemeinen derzeitigen europäischen Trend. Es wird sich zeigen, welche Auswirkungen der Rechtsruck für das kulturelle Engagement der Balearen-Regierung, der jeweiligen Gemeinde und Kommune bedeutet. Allerdings ist es auch eine Chance, da ich einige Lösungen, Regelungen und Änderungen der Vorgängerregierung nicht nachvollziehen konnte. Ich bin gespannt!

Cid Kiefer, Kulturveranstalter

"Go for it. Ich glaube, es sind gute Nachrichten. Wir haben hier sehr viel Unsinn hören müssen in den vergangenen Monaten, wie etwa die ständige Drohung mit der Limitierung des Immobilienkaufs durch Nicht-Residenten. Jetzt ist da noch das verunglückte und in letzter Minute verabschiedete Wohnraumgesetz der Regierung von Pedro Sánchez - es muss schleunigst wieder eingestampft werden. Was es stattdessen bräuchte, wäre eine rationale, sachliche Planung für die Schaffung von Wohnraum. "

Hans Lenz, Immobilienunternehmer und Präsident des Maklerverbandes ABINI

"Die PP - die Partei des Volkes- hat gewonnen! Es wird sich offensichtlich für uns Ausländer nichts Bedeutendes ändern. Der Rechtsruck lässt für mich eine Reaktion auf die gesamteuropäische Lage vermuten. Fraglich bleibt, ob die Bemühungen zur Beruhigung der Immobilien-Situation und zur Reduzierung der Wohnungsnot noch weiter fruchten. Hier in Lloret "im tiefen Land" mahlen die Mühlen hoffentlich bedächtig."

Will Kauffmann, Kulturveranstalter

"Der Spanier ist doch nicht so dumm... Sánchez ist dafür bestraft worden, dass er sich an seine linken, populistischen und separatistischen Partner verkauft hat. Für die Balearen: Gut, dass das übertriebene Katalanisch gedämpft wird. War ja auf den Weg, erstsprachig zu werden. Hinzu kamen die praktisch nicht realisierbare Straßenbahn zum Flughafen und die unnötige Bahn Manacor- Artá. Ringautobahn mit VAO und 80 kmH werden begraben. Mit PP besteht nun die Hoffnung, dass die geleerten Staatskassen nicht mit Steuern, sondern mit unnötigen Subventionen aufgefüllt werden. Und noch eine Hoffnung: dass endlich das GESA-Gebäude verschwindet."

Hans Bacher, Resident und Parteimitglied der liberalen Ciudadanos

"Es ist, wie es immer ist: Eine Regierung hat sonviel Unsinn inszeniert, dass das Volk die Opposition wählt, und in vier bis acht Jahren hat die zur Macht gekommene Opposition derartige Dummheiten angestellt, dass die Wähler die ehemaligen Regierungsparteien zurückholen. So funktioniert das Gobierno-Spiel auf der Insel seit Ewigkeiten, und das ist gut so, und wir Deutschen können als interessierte Zuschauer nur hoffen, dass die gewählten Narren in Palma ein bisschen intelligenter agieren als die gewählten Narren in Berlin…"

Axel Thorer, Journalist und Autor

"Da wir Gäste in diesem Land sind, halte ich mich mit Äußerungen etwas zurück... Ich als Sozialdemokrat bedauere natürlich grundsätzlich, wenn das linke Spektrum verliert, aber sofern eine demokratische Regierung ohne Beteiligung von Rechtsradikalen zustande kommt, ist das in Ordnung."

Rudi Neuland, Bildhauer und Kulturveranstalter

"Habe mit Freuden heute morgen die Ergebnisse studiert. Jetzt hoff ich auch, dass die Versprechen, die gemacht wurden, auch umgesetzt werden. Ich traue der Dame eigentlich recht viel zu. Sie ist jung und voller Energie. Sehr geehrte Frau Prohens, schaffen Sie bitte dieses Unnötige Rauchverbot auf den Terrassen ab, wie versprochen. Dies würde bei den Bürgern ein gutes Zeichen setzen. Bei den anderen Versprechen wünsche ich Ihnen viel Erfolg. Hoffentlich täusche ich mich nicht in Ihnen, bitte denken Sie an Ihre Bürger. Ohne Sie wäre Mallorca nicht da, wo es jetzt ist."

Elvira Kaese, MZ-Leserin

"Ich halte mich generell aus der Inselpolitik heraus, jedoch finde ich die Zunahme der Stimmen für Vox bedenklich, und es weckt Grund zur Besorgnis."

Elke Becker, Autorin

"Wir sind sehr froh das die PP gewonnen hat. Für uns Geschäftsleute ist dies definitiv besser. Da die PP für Sport/ Fortschritt und neue Ideen einsteht und kleine und mittelständige Betriebe fördert, können wir dadurch eventuell unser Projekt an der Playa durchsetzen. Daher ist es genau unsere Partei."

Caro Robens, Unternehmerin und TV-Auswanderin

"Wir sind superglücklich mit diesem Wahlergebnis, weil wir nur sagen können, dass wir hier in Santanyí von der PP-Bürgermeisterin Maria Pons immer sehr unterstützt worden sind und die uns immer ein offenes Ohr geschenkt hat. Auch Llorenç Galmés, der wohl Inselratspräsident wird, hat uns schon mehrfach seine Aufwartung gemacht."

Heimke Mansfeld, Hope Mallorca

"Also ich war gestern den ganzen Tag im Wahllokal meiner Gemeinde und habe am Eingang Wähler begrüßt und eingewiesen, an welchem Tisch sie wählen mussten. Das mache ich gerne und seit Jahren. Da bin ich auch sehr stolz ,dass ich als Deutsche so gut integriert bin und von der Partei PP voll und ganz akzeptiert werde (...) Seit der Pandemie wurden Selbstständige und kleine Firmen nur noch ausgequetscht wie eine Zitrone. Mit vielen Regeln und hohen Steuern behaftet und obendrein noch behandelt wie Verbrecher. Zu guter Letzt wurden auch noch Arbeitnehmer stark belastet mit Steuernachzahlungen und steuerlich bedingten Lohnkürzungen. Bei den Wahlen haben die Bürger nun gesagt: Es reicht."

Gerlinde Weininger, Wirtin und PP-Mitglied

"Für mich war es überraschend. Nach allem, was ich gelesen und gehört habe, habe ich bis vor ein paar Tagen noch geglaubt, dass Armengol weitermachen wird und das auch kann. Letztendlich überrascht mich der Wechsel aber doch nicht ganz, denn ich verfolge Llorenç Galmés, den Ex-Bürgermeister von Santanyí und heute Sprecher der PP im Inselrat, der so eine Power und politische Erfahrung hat. Er ist eine sympathische, weltoffene Person, die sicher frischen Wind und viel Energie in die Regierung bringt. Zu Marga Prohens kann ich nicht viel sagen, ich habe sie nicht so verfolgt. Sie ist straight bis bissig, wie deutsche Presseberichte manchmal sagen. Das finde ich auch. Sie versucht, sympathisch zu sein, aber ich empfinde sie als noch zu jung für diese Position. Aber frischer Wind tut gut. Krisen hat ja die letzte Regierung nicht schlecht gemanagt, aber natürlich mit Sánchez, der jetzt sicher auch ein Wackelkandidat ist."

Ingrid Flohr, Kulturmanagerin

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