Strafzettel auf Mallorca bekommen? Das müssen Sie jetzt tun

Vor "multas" ist kaum wer gefeit – auch Besucher nicht. Was im Fall der Fälle zu beachten ist

Der berühmte Zettel, der einem schnell die Laune vermiest. | FOTO: NELE BENDGENS

Der berühmte Zettel, der einem schnell die Laune vermiest. | FOTO: NELE BENDGENS / Simone Werner

Simone Werner

Simone Werner

Zu schnelles Fahren, unerlaubtes Einfahren in die Anwohnerzone ACIRE, Parken ohne Parkticket während der O.R.A.-Zeiten oder gar ohne Erlaubnis in der gelben Parkzone, Fahren mit zu hohem Alkoholpegel oder Handy in der Hand. Die Gründe, weswegen Verkehrsteilnehmer auf Mallorca teure Strafzettel bekommen können, sind vielfältig. Wer denkt, dass er als Urlauber gegen sämtliche Regeln verstoßen kann, weil ihn ein potenzielles Knöllchen in seinem Heimatland sowieso nicht erreicht, täuscht sich. Was Urlauber und Inselbewohner tun müssen, nachdem sie eine multa bekommen haben.

Kontaktdaten angeben

Eines vorweg: Residenten sollten sichergehen, dass bei der spanischen Verkehrsbehörde (DGT) und dem Rathaus der Gemeinde, in der sie tatsächlich leben, ihre Anschrift korrekt hinterlegt ist. Nur dann können viele der multas überhaupt ihren Empfänger erreichen. Urlauber müssen bei der Mietwagenfirma sowieso die Anschrift ihres Wohnortes in Deutschland hinterlegen. Haben sie sich etwas zu Schulden kommen lassen, kontaktieren die spanische Verkehrsbehörde (DGT) oder das jeweilige Rathaus zunächst die Mietwagenanbieter. Diese melden ihnen die Daten des Fahrers dann zurück.

„Das muss im Fall der Rathäuser innerhalb einer Frist von 15 Tagen geschehen. Das Rathaus und die Verkehrsbehörde müssen sich dann selbst darum kümmern, die Knöllchen an die Heimatadresse der Fahrer zu schicken und das Geld einzutreiben“, erzählt Ramón Reus, der Vorsitzende der balearischen Mietwagenvereinigung Aevab, der auch den Mietwagenverleih Coches Reus mit 700 Autos auf den Balearen betreibt.

Bis zu 50 Strafzettel an einem Tag

An einem Dienstag, dem Tag, an dem bei ihm die multas der Rathäuser eingehen, können es im Sommer schon einmal 50 Strafzettel an einem Tag sein. Gerade die kleineren Rent-a-Car-Unternehmen bringt der mit den Strafzetteln verbundene Mehraufwand schnell an die Grenzen ihrer Kapazitäten. Bei Coches Reus etwa kümmert sich eine Person nur um die Bearbeitung von multas.

Auch wer nur ein paar Minuten überzieht, hat schnell den bekannten Zettel an der Windschutzscheibe.

Auch wer nur ein paar Minuten überzieht, hat schnell den bekannten Zettel an der Windschutzscheibe. / Lorenzo

Zustellung auch bei Touristen

Die von den Rathäusern ausgestellten Strafzettel sind für gewöhnlich unter die Scheibenwischer geklemmt (im Falle geparkter Autos) oder kommen per Einschreiben an den Wohnort, an dem der Fahrer gemeldet ist. Wer in Palma Fragen zu seinem Knöllchen hat, kann bei der Ortspolizei im Carrer Sant Ferran, 42 vorstellig werden (Vorabtermin: hier) oder eine E-Mail an multes@palma.es schreiben.

Die Strafzettel der DGT kommen auf dem Postweg – auch an die Meldeadresse von Urlaubern. Gelingt trotz mehrerer Versuche keine Zustellung, gibt es noch weitere Wege. Wer will, kann direkt auf der Website der DGT schauen, ob er einen Strafzettel bekommen hat. Dafür ist allerdings etwa die elektronische Kennung cl@ve permanente notwendig. Wer sie hat, kann unter sede. dgt.gob.es oben rechts auf „Acceso a mi DGT“ gehen. Auch in der App „miDGT“, kann man mit der cl@ve multas einsehen.

Absender prüfen

Egal, über welchen Weg das Knöllchen kommt: Zuerst sollte man prüfen, welche Behörde dahintersteckt: Grundsätzlich ist die Policía Local für den Verkehr innerorts und die Guardia Civil für die Autobahnen und Landstraßen zuständig. Die Sanktionen stellen die Rathäuser oder die spanische Verkehrsbehörde DGT aus. Entscheidend ist, wo der Verstoß gegen die Verkehrsregeln begangen wurde und um welches Vergehen es sich handelt. Um besonderes schwere Vergehen, die in Spanien neben einem Bußgeld mit Punktabzug einhergehen, kümmert sich die DGT. Die Rathäuser drücken Verkehrssündern lediglich ein Bußgeld auf.

Während Fahrer in Deutschland Negativ-Punkte in Flensburg sammeln, werden die Punkte in Spanien von einem positiven Punktekonto abgezogen. Wie Francisca Ramis, die Chefin der spanischen Verkehrsbehörde auf den Balearen auf MZ-Anfrage bestätigte, werden Urlaubern mit Wohnsitz in Deutschland die Punkte für ein auf der Insel begangenes schweres Vergehen nicht auf ihrem deutschen Punktekonto angerechnet. „Sie müssen nur das Bußgeld zahlen“, so Ramis.

Manchmal kommt man nur wenige Minuten zu spät und hat schon ein Knöllchen an der Windschutzscheibe.

Manchmal kommt man nur wenige Minuten zu spät und hat schon ein Knöllchen an der Windschutzscheibe. / Bendgens

Zeitnah bezahlen

Erwischt ein Beamter oder Kontrolleur einen Urlauber in flagranti, muss er das Bußgeld noch im selben Moment zahlen (per Kreditkarte oder bar), heißt es auf der Seite der DGT. Falls das nicht geschieht, können die Beamten das Fahrzeug aus dem Verkehr ziehen. Findet man einen Strafzettel auf der Windschutzscheibe oder im Briefkasten vor, sollte man sich die Zahlungsbedingungen genau durchlesen. In einer Vielzahl an Fällen – auch wenn man direkt erwischt wird – spart man sich 50 Prozent des Bußgeldes, wenn man innerhalb von 20 Tagen (periodo voluntario) zahlt. Daneben kann jede Gemeinde Sonderbedingungen festlegen, etwa dass ein Fahrer ein Knöllchen am Parkautomaten zeitnah nach dem Erhalt gegen eine geringe Gebühr annullieren kann.

Am besten online zahlen

Strafzettel der DGT zahlt man am einfachsten im Internet, in der erwähnten App oder unter der 24 Stunden erreichbaren Telefon-Nummer (061) per Karte. Touristen können auf der Website auf „Sin Certificado“ klicken. Auch in Filialen der Caixabank, der spanischen Post (Correos) oder bei der DGT selbst ist eine Zahlung möglich, sofern man persönlich vorstellig wird. Wichtig ist in jedem Fall das Aktenzeichen (número de expediente).

Die Knöllchen der Stadtverwaltung von Palma kann man ebenfalls entweder online (hier), bei der für multas zuständigen Behörde in Palma oder mittels eines Barcodes bei den Banken CaixaBank, BBVA, Banca March, Santander und Caixa Colonya begleichen. Wird die Frist nicht eingehalten, in der man dem gesamten Betrags bezahlen muss, geben Rathäuser und DGT den Fall an das spanische Finanzamt (Agencia Tributaria) weiter, und es kommt eine Mahngebühr (recargo) hinzu. In besonders schweren Fällen kann das spanische Finanzamt den zu zahlenden Betrag vom Gehalt des Verkehrssünders oder dessen Vermögen pfänden (embargo).

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