Eine Pflanzenflüsterin aus Mallorca verrät: Was sind gute Gewächse für urbane Räume?
Im Biznaga Atelier in Palma berät Elena Zafón Menschen, die ihre Wohnungen oder Büros grün und gesund gestalten möchten
Pflanzen für urbane Räume, das klingt interessanter als Zimmerpflanzen, vor allem aus dem Mund von Elena Zafón, die aus Valencia stammt und Industriedesign studiert hat. Ihre Pflanzensammlung steht in einem hohen Raum mit viel Licht. Manche Gewächse scheinen fein, filigran und so zart wie die Künstlerin, die selbst wie eine zierliche Pflanze wirkt, die sich in die engen Gassen der Altstadt von Palma verirrt hat. Bevor sie vor sieben Jahren nach Mallorca zog, ist sie viel herumgekommen, zuletzt hatte sie in Amsterdam gelebt.
Namensgeber war ein Kaktus
Auch auf Mallorca arbeitete die heute 37-Jährige zunächst als Grafikdesignerin. Auf der Suche nach einer Veränderung lernte sie bei einem Malkurs im Taller Artisteo in Palma dessen Betreiberin María Martínez kennen. Die beiden verstanden sich. Und Zafón eröffnete neben dem Raum, in dem sich noch heute Staffeleien, Pinsel und unfertige Gemälde befinden, ein Pflanzenatelier namens Biznaga. So heißt ein mexikanischer Kaktus, aber auch ein Jasmin-Sträußchen, das in Málaga verkauft wird und gegen Mücken helfen soll.
Sehnsucht nach der Natur
„Ich habe nie auf dem Land gewohnt und mich vielleicht gerade deshalb schon immer intensiv mit Botanik beschäftigt“, sagt Zafón. Auf der Insel intensivierte sie ihre Kenntnisse, denn das ursprüngliche Habitat einer Pflanze beeinflusst wesentlich ihren Licht- und Wasserbedarf. In Workshops für Erwachsene jeden Alters, die sie unter dem Motto tribu botánica (Stamm der Botaniker) anbietet, gibt sie das Gelernte weiter und lässt die Teilnehmer auch in die Erde greifen. Wer sich bemühe, die Pflanzen in den eigenen vier Wänden zu verstehen, und sie richtig pflege, bekomme ein besseres Verhältnis zur Natur, sagt sie.
Workshops für grüne Daumen
Der nächste Kurszyklus beginnt im September und besteht aus zehn aufeinanderfolgenden wöchentlichen Workshops, für jeweils 37 Euro. Die Teilnehmer nehmen Setzlinge und Ableger mit passendem Substrat mit nach Hause. Auch nach den zehn Wochen reißt der Kontakt mit ihnen nicht ab. Zafón bemüht sich ständig darum, mehr Mitglieder in ihrer tribu zu versammeln und hat über ihre Website auch Kontakt mit Pflanzenfans, die noch nicht an ihren Kursen teilgenommen haben. Zudem melden sich dort Kunden, die bei ihr grüne Inseln in Auftrag geben wollen. Zafón war etwa beim grünen Design der öffentlichen Bibliothek Can Sales in Palma federführend.
Spanisches Moos wird gebadet
Für die Kompositionen wählt sie Pflanzen aus, die in den üblichen Zimmerpflanzenrepertoires der Gärtnereien selten vertreten sind. „Andere Gestalter grüner Innenräume tauschen Pflanzen, die nicht funktionieren, einfach aus“, sagt sie. Sie prüft Lichteinfall, Wärme oder Kälte sorgfältig, bis sie sich für bestimmte Pflanzensorten entscheidet.
Da sind zum einen die tropischen Gewächse, wie zum Beispiel das Spanische Moos (Tillandsia usneoides), das mit Wasser besprüht und gebadet wird und kein direktes Licht mag. Zum anderen sind da die Sukkulenten und Kakteen, die wenig Wasser benötigen und viel Licht vertragen. Elena Zafón zeigt auf den Sägeblattkaktus (Epiphyllum anguliger), der in einem bemoosten Ballen wurzelt. Das ist eine Technik, die aus Japan stammt und Kokedama genannt wird. Mit ihr kann der Blattkaktus auf Holz wachsen, als eine Art living wall.
Wurzeln trinken an Fäden
Dass die Gewächse so gut gedeihen, liegt unter anderem am individuell gemischten Substrat. Zafón experimentiert mit Inselerde, die sie mit Regenwürmern bestückt, aber auch mit Kompost. In die Töpfe gibt sie immer eine stattliche Drainageschicht. Chemische Dünger sind verpönt, dagegen empfiehlt sie, die Erde etwa alle drei Jahre zu erneuern.
Die Pflanzenflüsterin fährt in Kürze in Urlaub. Wie überleben die Gewächse in dieser Zeit? Zafón sagt, dass sie einige Tricks parat habe, einen davon verrät sie: Tropische Pflanzen werden zusammengestellt. In ihrer Mitte steht erhöht ein Wassergefäß. Von dort aus führen Baumwollfäden in die Erde jedes Topfes. Die Pflanze nimmt sich, so viel sie braucht.
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