Auf den Spuren des Wassers: Besuch in den Gärten Jardines de Alfabia auf Mallorca
In loser Reihenfolge stellt die MZ Gärten auf Mallorca vor. Hier ein Blick auf die vielen Facetten der Jardines de Alfabia, für die Besucher viel Zeit mitbringen sollten
Die Jardines de Alfabia gleichen einem Puzzle. Entstanden sind die verschiedenartigen Teile durch stest neue Umgestaltungen. „Und trotzdem sind sie immer ein mediterraner Garten geblieben“, sagt Cristina Zaforteza, die als Tochter der Besitzerfamilie das Landgut leitet. Sie empfängt uns zum frisch gepressten Orangensaft auf der schattigen Terrasse der Bar und berichtet davon, dass hier schon in den 1920er-Jahren Besucher Platz nahmen. Ab 1960 notierte die Buchhaltung den Verkauf hauseigener Orangen an die Bar. „Schritt für Schritt wurde damals die Landwirtschaft des Gutes unrentabler, und das Interesse der Urlauber nahm zu“, sagt sie.
Das Landgut Alfabia ist seit der christlich-katalanischen Eroberung im Jahre 1229 im Besitz der Familie Zaforteza. Doch archäologische Studien ergaben, dass hier die Niederschläge, unter anderem aus der Serra de Alfabia, bereits in der Zeit der arabischen Besatzung gesammelt wurden und über Wassermühlen einen Nutzgarten bewässerten. Dieser Nutzgarten hat sich, laut der Historikerin, im Patio des heutigen Haupthauses befunden.
Die Wasserkanäle
Dass Wasser immer abwärts läuft, ist bekannt, den ersten Teil des Rundgangs gehen die Besucher jedoch gegen den Strom. Die MZ-Autorin begleitet Miguel Garcias, er ist seit 40 Jahren Gärtner des Anwesens. „Heute verlaufen die Wasserkanäle unterirdisch oder wassersparend durch Tröpfchenbewässerung“, sagt er. Das gilt auch für die erste Sichtachse, die von Platanen gesäumte Allee, die zum Haupthaus führt. Danach geht es linker Hand auf der zweiten Sichtachse weiter die Treppe hinauf. Dort wachsen zu Kugeln gestutzte Myrtensträucher und leuchten, dank Bewässerung, auch im Sommer in Hellgrün.
Vor dem mit Glyzinien dicht bewachsenen Pavillon teilen sich die Wasserwege. Einer von ihnen führt zu dem innen mit Farnen bewachsenen aljibe, einem Wasserreservoir, von dem der Gärtner sagt, dass es Gold wert sei. Er meint damit nicht, dass es als Hintergrund für Selfies dient, sondern die Möglichkeit, damit Wasser für die Gebäude des Landguts zu speichern. Ein weiterer Kanal führt unterhalb der 100 Meter langen und mit Natursteinen im Rautenmuster gepflasterten Pergola entlang. Diese dritte Sichtachse entstand in der Zeit des Barocks und gilt als der kunsthistorisch bedeutendste Teil der Anlage. Diese paseos, also Wege, die nach dem Vorbild Versailles zum reinen Lustwandeln erbaut wurden, kamen im 18. Jahrhundert auf.
Für den Schatten ist hier ein rot blühende Campsis-Kletterer verantwortlich, zwischen den Säulen liefern Cycas tropisches Grün. Im zweiten Teil der Pergola beginnt das, was die Besucher besonders im Hochsommer so begeistert: Aus den Steinurnen schießen Bögen mit Wassertröpfchen, die sich am höchsten Punkt in der Mitte kreuzen. Das ist möglich, weil das Gefälle nunmehr den notwendigen Druck liefert. Am Ende der Pergola wird das Wasser in einem weiteren Reservoir, einem safareig, gesammelt, der den tiefer liegenden Teil des Gartens bewässert.
Die Königin und die Riesen
Im rechten Winkel biegt jetzt eine neuere, mit rot blühenden tropischen Kletterern bewachsene Pergola ab. „Die Zypressenreihen rechts wurden gegen Stürme aus dem Norden gepflanzt“, berichtet Garcias. Mittendrin rankt eine rosa blühende Bougainvillea empor. Er habe zugesehen, wie sie gepflanzt worden ist, sagt der Gärtner. Hier wachsen auch Exemplare der Chorizia mit stacheligem Stamm. Linker Hand befindet sich ein Sonnenblumenfeld. „Fürs Foto“, sagt Garcias. Dann ist auch der intim wirkende Garten mit Palmen und Teich erreicht. Er wurde zum Besuch der spanischen Königin Isabella II. im Jahre 1860 angelegt.
Im Anschluss ist einer der Höhepunkte erreicht, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Baumriesen pflanzte man zu einer Zeit, als in Amerika reich gewordene Mallorquiner auf die Insel zurückkehrten. Viele sind Nadelbäume. Die höchsten sind zwischen 30 bis 40 Meter hoch. Eine Libanon-Zeder überragt sie alle, die Norfolk-Tanne wächst etwas niedriger als die echten Pinien. Dicht beieinander stehen Tannenarten vom spanischen Festland, und die Kanarische Kiefer besticht durch besonders lange Nadeln.
Beim Haupthaus sind dann Schattenpflanzen zu bewundern: Philodendren, Farne und Clivien. In der Nähe befinden sich Bar und Terrasse. Um die Mittagszeit ist es kühl, die Besucher verteilen sich. „Meistens schreibt man uns positive Rückmeldungen“, erzählt Zaforteza, „aber manchmal beschweren sich die Besucher auch über wenig Blüten im Sommer.“ In einem mediterranen Garten findet die Blüte aber nun einmal im Frühjahr statt. Andere Besucher meinten, dass 8 Euro Eintritt zu viel für einen Rundgang von zehn Minuten seien. Ihre Antwort: „Man benötigt mindestens zwei Stunden, um die Essenz des Gartens zu spüren. Für Kinder unter zehn ist der Eintritt zudem kostenlos, sie können hier, so lange sie wollen, rennen und toben.“
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