Katalonien-Konflikt: Zumindest spricht man jetzt wieder miteinander
Nach eineinhalbjähriger Unterbrechung haben die spanische Zentralregierung und die separatistische Regierung von Katalonien die Gespräche zur Beilegung des Unabhängigkeitskonflikts in der wirtschaftsstarken Region des Landes offiziell wieder aufgenommen. Zum Auftakt empfing der katalanische Regionalpräsident Pere Aragonès am Mittwoch (15.9.) den spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez im Regierungspalast in Barcelona. Anschließend erörterten beide im Beisein mehrerer Minister zunächst den "Fahrplan" für die Gespräche der nächsten Monate.
Vor dem Treffen hatte Aragonès erneut bekräftigt, er werde an der Forderung nach Selbstbestimmung für die gut 7,5 Millionen Bewohner Kataloniens festhalten. Madrid lehnt diese Forderung jedoch strikt ab. "Unsere Positionen liegen weit auseinander", räumte Sánchez nach dem Treffen vor Journalisten ein. "Das Klima in Katalonien ist aber besser als vor einem Jahr, und das Ziel ist, dass es sich im kommenden Jahr weiter verbessert". Man habe beschlossen, "ruhig zu arbeiten. Ohne Pause, aber auch ohne Fristen", betonte er.
Erst am Samstag hatten Zehntausende in Barcelona für die Unabhängigkeit der Region demonstriert. Nach Angaben der separatistischen Bürgerbewegung ANC waren anlässlich des katalanischen Nationalfeiertags rund 400.000 Menschen auf den Straßen. Die Polizei schätzte die Zahl hingegen nur auf 108 000.
Die linke Zentralregierung will den Konflikt per Dialog beilegen. Im Juni hatte sie ungeachtet aller Kritik der konservativen Opposition neun inhaftierte Separatistenführer begnadigt. Die Maßnahme sei nötig, "um die Eintracht und das Zusammenleben wiederherzustellen", sagte Sánchez damals. Die Separatisten waren 2019 im Zusammenhang mit dem illegalen Unabhängigkeitsreferendum von 2017 unter anderem wegen Aufruhr und Veruntreuung öffentlicher Gelder zu Haftstrafen von bis zu 13 Jahren verurteilt worden.
Nach dem Referendum vom 1. Oktober 2017 und einem anschließenden Beschluss zur Abspaltung von Spanien war Katalonien von der damaligen konservativen Zentralregierung von Mariano Rajoy unter Zwangsverwaltung gestellt worden. Der damalige Regionalpräsident Carles Puigdemont entzog sich dem Zugriff der spanischen Justiz, indem er sich in einem Geländewagen versteckt rechtzeitig nach Frankreich absetzte und von dort aus nach Belgien floh. /dpa
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