Vom Prunk und Reichtum der Windsors kann die spanische Königsfamilie nur träumen

In London wird Charles III. gekrönt. Altkönig Juan Carlos sorgt derweil gerade für neue Skandale

Der spanische König Felipe VI. (re.) und der britische Monarch Charles III. im November 2022.

Der spanische König Felipe VI. (re.) und der britische Monarch Charles III. im November 2022. / FOTO: CASA REAL

Thilo Schäfer

Thilo Schäfer

An diesem Samstag (6.5.) richten sich die Blicke der ganzen Welt nach London. Das britische Königshaus zelebriert mit allem Pomp des Zeremoniells die Krönung von Charles III. Wie viel sich der Staat die Feierlichkeiten kosten lässt, ist offiziell nicht bekannt. Das Boulevardblatt „The Sun“ schätzt die Ausgaben auf umgerechnet rund 100 Millionen Euro. Der Glanz der Windsors stellt alle anderen europäischen Königshäuser in den Schatten, selbstverständlich auch die spanische Monarchie.

König Felipe VI. und Königin Letizia wohnen der Krönung bei. Im Gegensatz zum bombastischen Begräbnis von Elizabeth II. im September ist Altkönig Juan Carlos diesmal nicht eingeladen, obwohl die beiden Dynastien enge Kontakte pflegen. Bei der Trauerfeier in der Westminster Abbey saßen der Rex Emeritus und Königin Sofía noch in der zweiten Reihe direkt hinter Felipe und Letizia. Doch die Beziehungen zwischen Vater und Sohn sind offenbar auf einem Tiefpunkt angelangt, seit Juan Carlos im August 2020 angesichts von Skandalen und mutmaßlichen Korruptionsfällen nach Abu Dhabi umsiedelte. Gemeinsame Fotos sind derzeit nicht erwünscht. Der emeritierte Monarch ist für seinen Nachfolger Felipe zum Problem geworden, wegen Untersuchungen seines Privatvermögens oder auch den Erpressungsvorwürfen seiner ehemaligen Geliebten, Corinna Larsen.

Diskretion erwünscht

Die Verschlechterung der Beziehung zu seinem Sohn, der ihm 2014 auf den Thron folgte, wurde vor Kurzem deutlich, als der Emeritus zum zweiten Mal seit seinem Umzug nach Abu Dhabi wieder die Heimat besuchte. Mitte April weilte der 85-Jährige wie vor einem Jahr im noblen galicischen Badeort Sanxenxo, wo er sich mit der Mannschaft der Bribón auf die Regatta auf der britischen Isle of Wight im August vorbereiten wollte, um dort den Weltmeistertitel zu verteidigen. Das spanische Königshaus versicherte, dass man von diesem Besuch aus der Presse erfahren hätte. Die Informationen über den Rex Emeritus werden gezielt von seinem „Umfeld“ gestreut.

Doch verlief der neuerliche Aufenthalt des Altkönigs ganz anders als vergangenes Jahr. Damals reagierte Juan Carlos offensichtlich erfreut auf das enorme Interesse der Medien und die Sympathiebekundungen der Menschen in Sanxenxo. Er ließ sich überall sehen, schüttelte viele Hände und erklärte den Reportern, er sähe bezüglich seiner undurchsichtigen Finanzen keinen Erklärungsbedarf. Vor einem Jahr traf sich Juan Carlos nach dem Segelurlaub zudem mit Felipe im Zarzuela-Palast in Madrid, seiner früheren Residenz. Von dem Treffen drang kaum etwas an die Öffentlichkeit, aber der König soll seinem Vater sein Missfallen über den medienwirksamen Auftritt in Sanxenxo deutlich gemacht haben.

Beim jüngsten Besuch hielt sich Juan Carlos offensichtlich an die Bitten. Er vermied so gut es ging die Öffentlichkeit und verkehrte nur zwischen dem Yachthafen sowie dem Haus seines Freundes Pedro Campos, dem Vorsitzenden des Real Club Naútico de Sanxenxo, wo er erneut untergebracht war.

Besuch in London

Im vergangenen Jahr gab der Fischhändler zur Freude der Presse noch bereitwillig Auskunft über die Köstlichkeiten, die man bestellt hatte. Diesmal gab es keinen Kommentar. Der Wirbel um den Heimatbesuch von Juan Carlos begann bereits am Tag, bevor der von Emir Mohamed bin Zayed gesponserte Privatjet in Galicien landete. Der Altkönig flog zunächst nach London, wo er das Champions-League-Spiel von Real Madrid beim FC Chelsea besuchte. Ein zuvor kolportiertes Treffen mit König Charles wurde von beiden Monarchien dementiert. Vor der Rückkehr an den Arabischen Golf machte Juan Carlos einen unerwarteten Zwischenstopp in der baskischen Hauptstadt Vitoria, wo er ein Zahnklinik aufsuchte.

Und noch ein Skandal

Kaum war der Altkönig wieder weg und der Medienrummel abgeklungen, platzte die nächste Bombe. In einem Buch über Juan Carlos berichten zwei Journalisten unter Bezug auf ihm nahestehende Personen, dass der emeritierte Monarch eine uneheliche Tochter haben soll, aus einer Affäre mit einer bereits verstorbenen Aristokratin. Sowohl Juan Carlos, als auch die Tochter der Besagten, Alejandra de Rojas, dementierten vehement.

Das Tuch zwischen den beiden Bourbonen scheint zerschnitten. Das letzte öffentliche Treffen zwischen Felipe und Juan Carlos war im Januar beim Begräbnis von Konstantin von Griechenland, dem Bruder von Königin Sofía und Onkel des derzeitigen Monarchen Spaniens. Konstantin war der letzte König Griechenlands. Er wurde 1973 von der Militärjunta gestürzt und lebte danach bis zu seiner Rückkehr 2013 im Exil in London.

Juan Carlos wurde selbst im Exil in Rom geboren und wuchs in Portugal auf. In Spanien zieht man angesichts der Krise im Haus der Bourbonen gern historische Vergleiche. Im 19. Jahrhundert verbat Alfonso XII. seiner Mutter Isabel II., die wegen Korruptionsskandalen gestürzt worden war, die Rückkehr aus dem Exil in Paris. Juan Carlos selbst überwarf sich mit seinem Vater Juan de Borbón, der das Angebot der Franco-Diktatur auf den Thron im Gegensatz zu seinem Sohn ablehnte.

Traum vom Prunk der Windsors

Vom Prunk und Reichtum der Windsors können spanische Bourbonen nur träumen. Das ist eine Erklärung der Experten dafür, warum Juan Carlos so sehr auf private Einnahmequellen aus war. Das britische Königshaus erhält vom Staat knapp 100 Millionen Euro und bezieht unbekannte Gewinne aus privaten Geschäften. Die Casa del Rey muss dagegen mit 8,3 Millionen Euro aus dem Staatshaushalt auskommen, Sicherheit nicht eingerechnet. Felipe stehen 259.000 Euro an Bezügen zu, Letizia erhält 142.000 Euro, Sofía 116.500 Euro. Juan Carlos wurde wegen der Skandale von der Gehaltsliste gestrichen.

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