Prinzessin im Rampenlicht: Wie Leonor zur nächsten Königin von Spanien aufgebaut wird

Leonor ist so präsent wie nie in den Medien. Kein Wunder: Der 18. Geburtstag der spanischen Thronfolgerin steht an

In Militäruniform schüttelt Leonor (li.) am Nationalfeiertag die Hände der geladenen Gäste, darunter Ausbildungskollegen aus Zaragoza.  | FOTO: HIDALGO/EFE

In Militäruniform schüttelt Leonor (li.) am Nationalfeiertag die Hände der geladenen Gäste, darunter Ausbildungskollegen aus Zaragoza. | FOTO: HIDALGO/EFE / Aus Madrid berichtet Thilo Schäfer

Thilo Schäfer

Thilo Schäfer

Die spanische Königsfamilie ist in der Regel sehr um den Schutz der Privatsphäre der beiden Prinzessinnen Leonor und Sofía bemüht. Dennoch tauchen sie regelmäßig in der bunten Presse auf. In diesen Tagen scheint die Thronfolgerin Leonor allgegenwärtig in den Nachrichten zu sein, und das Königshaus selbst verteilt großzügig Fotos von ihrer Ausbildung in der Militärakademie sowie anderen öffentlichen Anlässen. Der Zweck ist eindeutig: Die Princesa de Asturias, so ihr Titel, soll der Gesellschaft als Nachfolgerin von König Felipe VI. vorgestellt werden. Denn am 31. Oktober wird die Prinzessin 18 Jahre. Mit der Volljährigkeit würde sie automatisch die Funktion des Staatsoberhauptes übernehmen, falls ihrem Vater etwas zustößt.

Im August begann Leonor die Ausbildung in der Academia General Militar in Zaragoza, wo auch ihr Vater einst geschult worden war. Der Monarch ist oberster Kommandeur der spanischen Streitkräfte. Für die Öffentlichkeit gab es Bilder des Trainings, etwa wie die 17-Jährige in voller Montur und mit Rucksack im Schwimmbecken treibt. Am 7. Oktober legte Leonor in Zaragoza zusammen mit rund 400 weiteren Kadetten ihres Jahrgangs den Schwur auf die Nationalflagge ab, vor den Augen ihres Vaters. „Leonor, denk daran, dass dieser Schwur eine höhere Verantwortung gegenüber Spanien bedeutet. Du weißt, dass du als Kronprinzessin die Einheit und den Fortbestand der Krone symbolisierst“, erklärte Felipe VI., der 1986 am selben Ort den Eid abgegeben hatte.

Empfang In Uniform

Fünf Tage darauf stand die Nachfolgerin an der Seite des Monarchen auf der Tribüne in Madrid, um die Militärparade zum Nationalfeiertag des 12. Oktober abzunehmen. Beim Empfang im Palacio Real begrüßte Leonor die rund 2.000 Gäste zusammen mit ihren Eltern. Die Veranstaltung zeigte, welche erhöhten Maßstäbe nun an die Thronfolgerin gestellt werden. Denn im Gegensatz zu ihrem Vater, der in einen Anzug wechselte, behielt Leonor im Palast die Militäruniform von der Parade zuvor an. Mancher Kolumnist störte sich daran, da es sich im Palast um eine zivilgesellschaftliche Veranstaltung handele, bei der die Militäruniform unangebracht sei. Andere Medien sahen sich der Gelegenheit beraubt, den Modegeschmack der Prinzessin bewerten zu können.

Am Freitag (20.10.) übergibt Leonor in Oviedo die nach ihrem Titel benannten Preise. Die „Premios Princesa de Asturias“ sind die größte Auszeichnung Spaniens für herausragende Leistungen. Zu den diesjährigen Preisträgern zählen die US-Schauspielerin Meryl Streep oder der japanische Schriftsteller Haruki Murakami. Im kommenden Jahr wird die volljährige Leonor den Vorsitz der renommierten Stiftung übernehmen. Das Königspaar könnte ihr dann komplett die Bühne überlassen, so wie es Juan Carlos I. und Königin Sofia mit Felipe einst handhabten.

Den Abschluss des institutionellen Veranstaltungsmarathons bildet die feierliche Sitzung im Parlament am 31. Oktober, wenn Leonor ihren 18. Geburtstag feiert. Vor den Repräsentanten von Unterhaus und Senat legt die Thronfolgerin den Schwur auf die Verfassung ab. Dieser Festakt „garantiert die Kontinuität des Königshauses“, erklärte der Minister des Präsidialamtes, Félix Bolaños. Spätestens dann wird es sehr politisch. Neben Abgeordneten der Nationalisten aus Katalonien und dem Baskenland könnte auch der linke Koalitionspartner der geschäftsführenden Minderheitsregierung der Sitzung aus Protest gegen die Institution der Monarchie fernbleiben.

Protest von links und rechts

Der neue Zusammenschluss linker Kräfte unter dem Namen Sumar, mit 31 Abgeordneten viertstärkste Kraft im Unterhaus, hat seine Präsenz am 31. Oktober im Parlament noch nicht bestätigt. Die Linken und Teile der Sozialisten (PSOE) von Premier Pedro Sánchez sind erklärte Republikaner. Doch die Chefin von Sumar, Arbeitsministerin Yolanda Díaz, schließt gegenwärtig ein Referendum über die Monarchie aus.

König Felipe VI. war zum Mittagessen in der Vermutería Sant Jaime in Palma de Mallorca zu Gast gewesen.

König Felipe VI. / DM

Das Königshaus hat durch Skandale wie den des Schwagers von Felipe, Iñaki Urdangarin, und vor allem die Exzesse von Altkönig Juan Carlos Schaden genommen. In letzter Zeit kommt die Kritik jedoch etwas überraschend auch aus der rechten Ecke. Manche Politiker sind enttäuscht darüber, dass Felipe VI. den Sozialisten Sánchez erneut mit der Regierungsbildung beauftragt hat und auch die Pläne zur Begnadigung der katalanischen Separatistenführer absegnete. Dabei lässt seine konstitutionelle Rolle ohnehin keinen Spielraum.

Der in Ungnade gefallene Juan Carlos wird zur Vereidigung seiner Enkeltochter erstmals seit 2020, als er sich wegen der Skandale um seine Finanzen in die Vereinigten Arabischen Emirate absetzte, wieder auf einer Familienveranstaltung dabei sein. Jedoch ist er nur zum privaten Teil im Palacio de El Pardo eingeladen und muss den öffentlichen Akten fernbleiben.

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