Fußballverrückte Spanier? Nicht auf Mallorca! Die Insel fährt auf Basketball ab. Zu den seltenen Gelegenheiten, an denen Spitzenbasketball geboten wird, kommen die Insulaner in Scharen. Da ist es dem Mallorquiner auch egal, ob Männlein oder Weiblein spielt. Sowohl zum Spiel der amerikanischen Show-Truppe Harlem Globetrotters vor einigen Wochen als auch zu den anstehenden Partien der spanischen Frauennationalmannschaft am Donnerstag und Freitag (5.7. und 6.7., je 21 Uhr in der Halle von Son Moix) gegen Japan gab es einen Ansturm auf die Tickets, den sonst nur Rockstars verursachen (Restplätze gibt es im Internet hier).

„Auf Mallorca gab es schon immer eine große Leidenschaft für den Basketball", sagt José Luís Alberola, der seit sechs Jahren das Centro de Tecnificación - eine Nachwuchsakademie - leitet. „Gemessen an der vergleichsweise geringen Bevölkerungszahl unserer Region haben wir auch viele Profispieler."

„Mit Rudy Fernández, Sergio Llull, Álex Abrines und Joan Sastre kommt fast die halbe Nationalmannschaft von den Balearen", sagt Juanjo Talens, Präsident des balearischen Basketballverbandes. Doch nicht nur die Männer mögen den Sport. „Die 8.700 Mitglieder unseres Verbandes sind fast zu gleichen Teilen zwischen Männern und Frauen aufgeteilt." Das sei nicht nur ein mallorquinisches Phänomen. Die Frauen haben sich in den vergangenen Jahren im Basketball immer mehr Aufmerksamkeit erkämpft. „Wenn jemand früher von der Nationalmannschaft gesprochen hat, war klar, dass er die Männer meinte. Heute muss man fragen, von welchem Geschlecht er spricht", so Talens.

Fest verbunden mit dem Aufschwung der Basketballerinnen und der wachsenden Begeisterung am Frauenbasketball ist ein Name: Alba Torrens. Die 28-Jährige aus Binissalem ist einer der Stars der Spanierinnen und neben Nogaye Lo eine von zwei Mallorquinerinnen im Kader. „Nicht nur, dass es das erste Spiel der Spanierinnen seit 1975 auf Mallorca ist. Es ist zudem der erste Auftritt von Alba Torrens überhaupt auf der Insel", sagt Talens. Das zieht. Der Präsident hofft, dass die Begeisterung genauso groß bleibt, wenn die Nationalmannschaft auch im nächsten Jahr zu Spielen auf die Insel kommt. Doch zumindest die Statistiken sehen gut aus.

Zum Spiel der spanischen Fußballerinnen im vergangenen November kamen 2.179 Zuschauer ins Stadion von Son Moix. Beim WM-Qualifikationsspiel gegen Österreich spielten mit Virginia Torrecilla, Mariona Caldentey und Patricia Guijarro sogar drei Mallorquinerinnen mit. Bei den beiden Basketballspielen in der großen Halle von Son Moix wird wohl an keinem Tag einer der 3.800 Sitzplätze frei bleiben.

„Im Männersport ist Fußball die unangefochtene Nummer 1. Bei den Frauen ist diese Position aber noch nicht vergeben", sagt Alberola. Mit den Testspielen der Spanierinnen unterstreicht der Basketball noch mal seine Stellung auf der Insel. „Es ist höchste Unterhaltung und ein Spektakel, die Nationalmannschaft zu sehen", schwärmt Talens. „Ich genieße schon die hohe Qualität der Trainingseinheiten."

Es wird nicht das letzte Basketball-Highlight auf der Insel sein. Ende Juli kommt die männliche U16-Nationalmannschaft zum Trainingslager auf die Insel. „Auch für die Testspiele gegen Kroatien und Holland ist der Zuspruch enorm", sagt Alberola.

Bei aller Begeisterung fehlt Mallorca nur ein Erstligateam. Palmas Zweitligist, der ab der kommenden Saison Iberojet heißt, krebst seit Jahren in der zweiten Liga rum. Zu den Heimspielen ist die Halle meist nur halb gefüllt. Es liegt mal wieder am Geld. „Ein Erstligateam ist teuer", meint Talens. „Aber Schritt für Schritt nähern wir uns an."

S­ollte Palma eines Tages wirklich erstklassig spielen, müsste Fußball-Lokalmatador Real Mallorca sehen, ob die basketballverrückten Mallorquiner überhaupt noch zum Fußballgucken ins Stadion kommen oder ihm stattdessen einen Korb ­geben.