Es läuft bei Jonas Hofmann. Der 28-jährige ­Flügelspieler ist auf dem Höhepunkt seiner ­Karriere. Sechs Tore und elf Vorlagen hat er in dieser Saison für Borussia Mönchenglad­bach auf der Habenseite. Am 8. Mai will der Tabellensiebte den Bayern die Meisterfeier verderben. Durch die starke Leistung wurde Nationaltrainer Jogi Löw ­bereits auf ihn aufmerksam. Im Herbst debütierte Hofmann für die deutsche Elf. Eine Corona-Infektion verhinderte im März, dass zu den zwei Spielen weitere Einsätze hinzukamen. Mit der MZ spricht der Fußballer über seine Zukunft, die er in der Immobilienbranche auf Mallorca sieht ­(bigbangbuilding.com).

Die meisten Fußballer bleiben nach ihrer Karriere dem Sport erhalten. Sie leiten bereits jetzt drei Subway-Filialen und steigen in die Immobilienbranche ein. Haben Sie keine Lust auf einen Trainerjob?

Mein Bauchgefühl sagt mir, dass ich nach der aktiven Karriere gern einen geregelten Arbeitstag und auch mal wieder ein freies Wochenende hätte. Man sollte niemals nie sagen. Es kann anders kommen. Nach derzeitigem Stand kann ich mir gut vorstellen, in anderen Branchen zu arbeiten, um in meinem Leben möglichst viel Verschiedenes zu sehen. Das Fast-Food-Geschäft würde womöglich als neues Standbein ausreichen, aber ich bin umtriebig und will immer Neues ausprobieren.

Passt Fast Food überhaupt zur gesunden Ernährung eines Leistungssportlers?

Wir sind auch nur Menschen und müssen hin und wieder sündigen. Subway ist nicht ganz mit anderen Ketten zu vergleichen. Es ist sicher die gesündeste Variante von Fast Food.

Auf Mallorca gibt es drei nur im Sommer geöffnete Filialen. Planen Sie eine Expansion auf der Insel?

Das ist durchaus möglich. Als sich die Idee mit der Immobilienfirma konkretisiert hat, habe ich darüber nachgedacht. Bislang waren das aber nur Gedankenspiele, doch das kann sich in Zukunft ändern.

Sie bezeichnen sich selbst als Mallorca-Liebhaber. Woher stammt diese Leidenschaft?

Es ist einfach eine superschöne Insel, die die klassischen Playa-Urlauber wahrscheinlich gar nicht wirklich kennen. Wenn man mit dem Auto etwas herumfährt und ein paar versteckte Örtchen findet, dann merkt man, dass man gar nicht weit fliegen muss, um im Paradies zu sein. Auf Mallorca ist das Gesamtpaket super. Vor der Pandemie habe ich mehrmals im Jahr Urlaub auf der Insel gemacht. 2018 und 2019 war ich besonders oft dort, um mir Immobilien anzuschauen.

Welche Ecke reizt Sie denn am meisten?

In Cala Ratjada fand ich es schon immer schön. Mittlerweile suche ich mir aber eher Orte, die nicht so sehr von Touristen überlaufen sind. Bonaire auf der Halbinsel von Alcúdia finde ich megacool. Ich bin aber auch ein Typ, der sich im Urlaub ein Auto mietet, verschiedene Strände anfährt und in den Tag hineinlebt.

Erzählen Sie von Ihrer neuen Immobilienfirma und Ihren Eigenheim-Plänen.

Ich wollte schon länger selbst ein Haus auf Mallorca haben. Diesen Traum habe ich mir jetzt erfüllt: Das Grundstück befindet sich in der Nähe von Alcúdia, ich möchte das Haus noch komplett umbauen. Nach meiner aktiven Karriere würde ich hier gern ein paar Wochen im Jahr verbringen. Bei der Recherche für den Kauf habe ich gemerkt, dass mich Architektur und die Immobilienbranche interessieren. Daraufhin habe ich die Firma gegründet. In meinem Kumpel Tom Hapke habe ich einen Immobiliendesigner und in Jochen Lendle ­einen Architekten aus Palma mit an Bord. Wir haben ein Team auf der Insel gefunden, die ersten Projekte gestartet, und jetzt entwickeln wir uns nach und nach weiter. Wir stehen für Häuser außergewöhnlicher Art.

Was kann man sich darunter vorstellen?

Wir wollen uns von den Grundlagen des modernen Baustils abheben - Sachen umsetzen, die man nicht täglich sieht, und die einen Wow-Effekt erzeugen. Unser Konzept ist es, ­Lebensräume zu kreieren, die ein absolutes Alleinstellungsmerkmal besitzen. Es sollen nicht nur gerade Wände mit viel Glas sein.

Klingt teuer. Braucht die Insel noch mehr Luxus?

Viele Interessenten sind bereit, jetzt Geld in Immobilien zu investieren, um ihre Zeit, auch in der Pandemie, dort verbringen zu können, wo sie sich wohlfühlen.

Haben Sie neben dem Alltag als Profi Zeit für die Firma?

Ich bin in alle Abläufe involviert und treffe letztlich die Entscheidungen. Tom knüpft wichtige Kontakte und kümmert sich um ­vieles. Mit ihm rede ich fast täglich.

Wie bereiten Sie sich auf diese neue Etappe in Ihrem Leben vor?

Tom und Jochen erklären mir viel. Das ist eine Art praktisches Studium für mich. Durch mein Interesse für die Branche lerne ich schnell dazu. Es macht mir Spaß und beflügelt mich. Ich nehme nebenbei auch Spanischstunden. Der Fußball steht aber im Vordergrund und darf nicht beeinträchtigt werden.

Sie werden im Sommer 29. Haben Sie schon einen Stichtag für das Karriereende?

Im Fußball kann man dafür schwer ein fixes Datum festlegen. Bei manchen läuft der Vertrag aus, aber der Spieler spürt, dass er gern noch ein Jahr dranhängen würde. Ich möchte meinem Körper nicht so sehr zusetzen, dass ich nach der aktiven Karriere den Rest meines Lebens auf Sport verzichten muss. Ich spiele gern Tennis und Golf. Ich will es nicht so weit kommen lassen, dass ich vor jedem Spiel eine Schmerztablette brauche. Bis 32 oder 33 Jahre würde ich schon gern spielen, danach wird es eine spontane Entscheidung sein, die letztendlich mein Körper treffen wird.

Der FC Chelsea soll Interesse an Ihnen haben. Die Engländer waren eines der Gründerteams der nach heftigen Protesten ­gescheiterten Super League. Überlegen Sie nach den Vorfällen erst recht, ob Sie zu so ­einem Team wechseln würden?

Die allermeisten wissen, dass die Super League völliger Quatsch ist. Ich bin froh, dass sie nicht zustande kommt. Es macht den Fußball doch aus, wenn die großen Clubs gegen die vermeintlich schwächeren Teams spielen müssen. Das will ich nicht missen.

Auf welche Dinge achten Sie besonders bei der Entscheidung über Ihre Zukunft?

Ich habe immer betont, dass ich mich bei Borussia wohlfühle, und ich habe auch noch zwei Jahre Vertrag. Es ist aber menschlich, wenn man nach einiger Zeit in einem Verein womöglich den Drang hat, noch mal etwas anderes zu machen und zu erleben. Ich bin bald 29 Jahre alt, und trotzdem ist es mir immer wichtig, mich weiterzuentwickeln und Fortschritte zu machen. Nach meiner erstmaligen Nominierung für die Nationalmannschaft habe ich den Anspruch, dort dabei zu bleiben.

Haben Sie Ihren Sommerurlaub auf der Insel schon gebucht, oder warten Sie, bis ­Joachim Löw den EM-Kader bekannt gibt?

Da muss ich auf jeden Fall noch warten. Im besten Fall habe ich erst nach dem EM-Finale am 11. Juli Urlaub. Es wäre eine herausragende Sache, bei der EM dabei zu sein. In meinen bislang zwei Länderspielen konnte ich das ein oder andere schon zeigen. Ich sehe die bisherigen Nominierungen als Zeichen, dass ich nah am Kader dran bin. In den verbleibenden Wochen dieser Saison muss ich weiter Leistung zeigen, um mir dann Hoffnungen auf eine EM-Nominierung machen zu können.

Wen wünschen Sie sich als kommenden ­Nationaltrainer?

Die Frage bekomme ich zum ersten Mal gestellt. Da muss ich mir erst mal Gedanken ­machen. Es gibt viele gute Trainer, die infrage kommen. Aufgrund von persönlichen Erfahrungen sympathisiert man vielleicht mit dem ein oder anderen Coach etwas mehr, aber ich komme mit vielen Menschen gut aus. Wenn der neue Trainer mich dann in die Nationalmannschaft beruft, ist mir jeder Name recht.

Wer gerade trotz Corona Urlaub auf Mallorca macht, wird in Deutschland heftig kritisiert. Kommt für Sie Inselurlaub infrage?

Momentan nicht, da wir im Fußball streng alle Hygienemaßnahmen und Kontaktbeschränkungen befolgen müssen, um das Infektionsrisiko zu minimieren - wobei ich schon eine Corona-Infektion hinter mir habe. Im Juli schaue ich dann, wie sich die Lage darstellt und was erlaubt ist.