Jana Rippberger und erste Liga – das sollte bisher einfach nicht sein. Die 26-jährige Hessin ist eine talentierte Verteidigerin und hatte sich den Aufstieg sogar mehrfach erarbeitet. Gleich zwei Mal wurde sie mit der B-Mannschaft der TSG Hoffenheim Zweitliga-Meister. Da das erste Team jedoch in der Bundesliga spielt, durfte die Reservemannschaft nicht aufsteigen. Nun sucht die Deutsche auf Mallorca ihr Glück und spielt künftig für Atlético Baleares. „In der spanischen ersten Liga spielen? Warum denn nicht?“, sagt sie. Derzeit läuft der Inselclub in der dritten Liga auf. „Mit unserem Team ist der Aufstieg aber machbar.“

Als Fünfjährige begann Rippberger in ihrem Heimatort Eberbach im Odenwald Fußball zu spielen. „Mein älterer Bruder war Spieler, mein Papa Trainer. Auf dem Dorf gab es keine Mädchenmannschaft. Ich habe mit den Jungs gekickt und festgestellt, dass ich da mithalten kann“, sagt Rippberger. Das war zu einer Zeit, als viele Männer den Frauenfußball noch belächelten. „Ein Trainer sagte zu mir, Mädchen haben im Fußball nichts zu suchen.“ Sie ließ sich nicht entmutigen und ging mit zwölf Jahren ins Probetraining bei der 35 Kilometer entfernten TSG Hoffenheim.

Dort nahm man die Verteidigerin mit Kusshand. Sie durchlief die komplette Jugendabteilung und war Kapitänin der B-Jugend, die 2012 die deutsche Meisterschaft gewann. Im Anschluss spielte sie für die zweite Mannschaft. Der damalige Drittligist erlebte mit Rippberger einen raketenhaften Aufstieg. Es ging hoch in die zweite Liga. 2016 und 2017 feierten die Damen die Zweitliga-Meisterschaft. „Im Training und in Testspielen durfte ich mich bei der ersten Mannschaft probieren. Es gab auch Angebote von anderen Erstligisten. Das war für mich aber nicht relevant, da ich damals im Abi-Stress war.“

Fußball als Nebenverdienst

Die zweite Frauenliga ist in Deutschland eine Profiliga. „Wir trainierten jeden Tag und ich hatte einen Arbeitsvertrag. Während andere neben Schule oder Studium kellnern, konnte ich Fußball spielen. Das war ein netter Nebenverdienst“, sagt Rippberger. Nach dem Abi studierte sie BWL. „Mein Master war berufsbegleitend. Ich habe unter der Woche bei Audi gearbeitet und bin deshalb zum FC Ingolstadt gewechselt.“ Das war mit Pendeln verbunden. „Freitags und samstags musste ich nach Heidelberg zur Uni, sonntags für die Spiele zurück nach Ingolstadt.“ Auch mit den „Schanzern“ stieg sie in die zweite Liga auf. Nach dem Ende des Studiums begann die Jobsuche. „Mir gefiel es in Bayern, und ich bewarb mich in der Umgebung.“ Bei Core-Backbone in Nürnberg wurde sie fündig. Die Firma stellt Netzwerke für Unternehmen zur Verfügung, mit denen diese große Datenmengen übermitteln können. Mit der Arbeitsstelle war 2020 der Wechsel zum 1. FC Nürnberg verbunden, bei dem sie bis zuletzt spielte.

Ihr Unternehmen hat auch ein Büro in Santa Ponça. „So war ich immer mal wieder auf der Insel und habe mir 2020 mit meinem Freund eine Wohnung in Palma de Mallorca zugelegt.“ Da der Fußball Kurzurlaube meist untersagte, war die 26-Jährige zunächst selten auf Mallorca.

Das änderte sich dieses Jahr. „Ich habe mir im Januar das Wadenbein gebrochen. Da ich nicht spielen durfte, konnte ich genauso gut in Palma wohnen.“ Zumal die Finanzdirektorin ihren Job auch aus dem Homeoffice erledigen kann. „Ich habe lange hin- und herüberlegt, ob ich den Schritt mit dem Umzug wage.“

Durch Google zu Atlético Baleares

Sie tat es. Es fehlte aber ein Fußballverein. „Ich googelte und bin schnell auf Atlético Baleares gestoßen“, sagt die Deutsche. Dass der Club vom Berliner Ingo Volckmann geführt wird, spiele keine Rolle. Der Vorzeigeverein Real Mallorca hat keine Frauenmannschaft. Die einstige Talentschmiede Collerense wurde bis in die vierte Liga durchgereicht. Atlético Baleares ist nun die beste Inselmannschaft.

Die fremde Sprache macht ihr keine Angst.„Ich hatte zwei Jahre Spanisch in der Schule und kann die Grundlagen, muss aber noch Vokabeln pauken“, sagt Rippberger, die einzige Ausländerin im Team. „Die Übungen im Training sind auf der ganzen Welt gleich. Auf dem Platz gibt es keine Probleme.“ Sie schwärmt von den professionellen Bedingungen beim Verein, angefangen dabei, dass es einen eigenen Fitnesstrainer gebe, bis hin zu einer aktuell geführten Website, auf der die Spielergebnisse abrufbar sind. „Das gibt es so selbst in Deutschland selten.“ Da ihr Spielerpass noch fehlte, war sie beim Auftaktsieg vor zwei Wochen nicht dabei. Ihr Debüt feiert die 26-Jährige am Samstag (1.10., 16 Uhr) im Heimspiel gegen den andalusischen Club Pozoalbense im Stadion von Son Malferit.