Ex-Bundesliga-Profi Sascha Mölders auf Mallorca: „So wie ich lebe, ist es genau richtig“

Mit dem FC Augsburg hat der 37-Jährige aus dem Ruhrgebiet die Bayern genervt, bei 1860 München ist er als „Wampe von Giesing“ eine Legende. Heute ist er Spielertrainer in der fünften Liga. Die MZ traf den Ex-Profi im Trainingslager auf Mallorca

Sascha Mölders im Trainingslager in Cala d'Or.

Sascha Mölders im Trainingslager in Cala d'Or. / Nele Bendgens

Ralf Petzold

Ralf Petzold

„Tor machen“, schreit Sascha Mölders auf dem Platz von Cala d’Or. Doch der Spieler hört nicht auf den Trainer und schießt weit über den Fangzaun. „Aufpassen dahinten“, flachst der 37-Jährige. Der Ex-Bundesligaprofi, der unter anderem für den FC Augsburg und 1860 München spielte, war mit dem Fünftligisten TSV Landsberg jetzt vier Tage im Trainingslager auf Mallorca. Der in Essen geborene Mölders ist mittlerweile Spielertrainer. „Er ist ein Typ mit Ecken und Kanten. Wie Mario Basler früher. So etwas gibt es heute nur noch selten“, beschreibt ihn Fussicamp-Leiter Michael Busse, der das Trainingslager organisiert hat. Bei den Fans kommt die „Wampe von Giesing“, wie sich Mölders selbst nennt, gut an. Zumindest wenn es die eigenen sind.

Sie haben in 21 Spielen 19 Tore geschossen. Ist die fünfte Liga eine Nummer zu klein für Sie?

Die Quote ist in Ordnung. Allerdings habe ich in den vergangenen sieben Spielen nur zwei Treffer erzielt. Da haben wir als Mannschaft auch nur wenig getroffen. Das zu verbessern ist unser Ansatz im Trainingslager.

Sie werden bald 38 Jahre alt. Wie behauptet man sich da gegen die Jüngeren?

Ich habe in der Regel zwei bis drei Abwehrspieler an mir kleben, die auf mich achten. Das bietet dann meinen Mitspielern mehr Räume. Das ist unsere Strategie.

Es gab in den vergangenen Jahren den Trend, dass eigentlich noch fitte Profis zu Amateurclubs wechseln. Ist es attraktiver, auf dem Dorf zu spielen als in der Allianz Arena?

Ich habe schon mein ganzes Leben lang lieber Kreisklassen-Fußball geschaut als Bundesliga. Das ist der ehrliche und geile Fußball, in dem es nicht nur um Geld geht. Für mich ist es nicht ausschlaggebend, in welcher Liga ich spiele. Ich muss Spaß haben. Jetzt bin ich Spielertrainer. Ich will als Trainer eines Tages ganz nach oben kommen. Ob das klappt, kann man schlecht vorhersagen. Als ich bei 1860 München im Januar 2022 weg bin, hätte ich in der dritten Liga bleiben können. An den Wochenenden in Hotels zu schlafen, kommt aber für mich nicht mehr infrage. Das habe ich 18 Jahre lang gemacht, darauf habe ich kein Bock mehr. Ich will am Wochenende kicken und am Abend bei meinen Kindern sein. Meine Frau ist Teammanagerin bei Landsberg und nun immer bei mir. Das habe ich all die Jahre vermisst.

Haben Sie sich einen Stichtag für das Karriereende gesetzt?

Ich kann mir aktuell nicht vorstellen, in den nächsten Jahren nicht zu spielen. Dafür macht es mir zu viel Spaß.

Mit Ihrem Spitznamen sind Sie der Held bei Amateuren. Wie kam es dazu?

Ich hatte schon ewig eine Merchandising-Kollektion geplant. Dann hat ein Fotograf ein Foto von mir geschossen, als ich einen Fallrückzieher gemacht habe. Da hing mein Bauch raus. Mit einer Fotomontage hat man mir eine richtige Wampe verpasst. Das war für mich ausschlaggebend, endlich die Fanartikel zu verkaufen. Da hat der Name gut gepasst. Der Verkauf läuft fantastisch.

Wobei Ihre Leidenschaft für Fast Food dann doch bekannt ist ...

Das war schon immer so. Ich habe gegessen und getrunken, was ich wollte. Die Trainer hat es nie gestört. Sie haben gesagt: „Solange du Leistung bringst und Tore schießt, ist es uns egal.“ Mangelnden Einsatz konnte man mir nie vorwerfen.

Denken Sie, dass Sie es mit ein paar Kilos weniger noch weiter gebracht hätten?

Auf gar keinen Fall. So wie ich lebe, ist es genau richtig. In meiner ganzen Karriere hatte ich nie eine Muskelverletzung. Mein Motto ist: Warum soll mein Körper mich im Stich lassen, wenn er alles bekommt, was er will? Meinen Spielern schreibe ich auch nicht die Ernährung vor. Jeder hat individuelle Bedürfnisse. Wenn jemand in der Halbzeit eine Cola trinken will, dann soll er es machen.

Sie gelten als ein ekliger Spieler, der dem Gegner auf die Nerven geht. Lässt sich so etwas trainieren?

Ich würde mich auch hassen, wenn ich Fan einer gegnerischen Mannschaft wäre. Ich bin kein Treter. Ich bin eklig, weil ich meine Mitspieler und die Fans mitreißen kann. Das stört andere, weil es uns als Team besser macht. Das versuche ich als Trainer weiterzugeben. In erster Linie geht es darum, den Spielern den absoluten Siegeswillen beizubringen.

Mit Augsburg waren Sie für den FC Bayern quasi das gallische Dorf. Wieso haben Sie ständig gegen den Favoriten gewonnen?

Wir haben damals Pep Guardiola die erste Niederlage in Deutschland zugefügt und ihre 53 Spiele andauernde Siegesserie unterbrochen. Und ich habe das 1:0 geschossen. Wir haben uns dermaßen besoffen danach. Das war ein schöner Tag. Der Erfolg ist einfach zu erklären: Unser Trainer Markus Weinzierl hat keinen Angsthasenfußball spielen lassen. Wir haben die Bayern vorne attackiert. Damit waren sie überfordert. Wir waren eine eingeschworene Einheit. Das ist das größte Gut im Fußball. Der erste Sieg hat uns Selbstvertrauen gegeben, und danach haben wir sie immer wieder geschlagen.

Was ist Ihre Prognose für diese Saison? Wird es ein spannender Titelkampf?

Ich komme aus dem Ruhrgebiet und bin Dortmund-Fan. Ich hoffe, dass sie den Titel holen. Das liegt ganz allein an ihnen. Meistens ist es so, dass wenn Bayern schwächelt, die Dortmunder noch mal schwächeln. Mit etwas Konstanz können sie Meister werden.

undefined

Abonnieren, um zu lesen