Nach Kuss-Attacke auch noch Schritt-Grapscher beim WM-Finale: Spanien diskutiert über Fußball-Chef

Das Macho-Gehabe könnte das Aus für Luis Rubiales bedeuten

So feierte Luis Rubiales den WM-Sieg der Frauen.

So feierte Luis Rubiales den WM-Sieg der Frauen. / Twitter

Ralf Petzold

Ralf Petzold

Es könnte alles so schön sein: Die Welt freut sich mit Spanien über den ersten WM-Titel. Der Frauenfußball bekommt die Beachtung, die er verdient. Aber mitten in die Feierlichkeiten platzt Spaniens Fußball-Chef Luis Rubiales mit Macho-Gehabe. Zuerst küsste er Weltmeisterin Jenni Hermoso bei der Medaillenvergabe ungefragt auf den Mund. Nun tauchen auch noch Videos auf, wie er sich beim Jubel in der VIP-Loge obszön in den Schritt greift. Direkt neben ihm steht niemand Geringeres als die Königsfamilie.

Es ist nicht bekannt, ob der Jubel am Sonntag (20.8.) beim WM-Finale in Australien gegen England beim Tor zum 1:0 oder beim Abpfiff geschah. Die Bilder sprechen jedoch eine eindeutige Sprache. Einerseits ist die Jubelarie von Rubiales für einen Offiziellen schon zu überschwänglich, andererseits passt der Griff in den Schritt auch eindeutig nicht zum Geist der spanischen Frauennationalmannschaft.

Die Geste erinnert stark an die Aktion von Emiliano Martínez. Der Argentinier hielt sich nach dem WM-Sieg 2022 die Trophäe wie einen Phallus vor den Schritt.

Rücktritt oder Rauswurf?

Die spanische Medienlandschaft schießt nun entsprechend hart gegen den Präsidenten des spanischen Fußballverbands. Von Rücktritt oder Rauswurf ist die Rede. In diese Richtung wird auch die Aussage des spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez interpretiert, der die Entschuldigung des Fußball-Chefs als "unzureichend" bezeichnete und weitere Maßnahmen forderte.

Zu dem Video hat sich Rubiales bislang nicht geäußert. Die Entschuldigung bezieht sich auf die Kuss-Attacke. Auch diese hat einen faden Beigeschmack. "Hier haben wir alle es als etwas Natürliches, Normales betrachtet, aber draußen scheint es einen Aufruhr gegeben zu haben", erklärte Rubiales am Montagnachmittag. "Ich muss mich entschuldigen, da führt kein Weg dran vorbei. Und ich muss daraus lernen und verstehen, dass man als Präsident einer so wichtigen Institution wie der RFEF vorsichtiger sein muss, vor allem bei Zeremonien und dieser Art von Angelegenheiten." Er habe "wahrscheinlich einen Fehler gemacht".

Spielerin weigert sich, gemeinsam mit Rubiales gefilmt zu werden

Wie nun bekannt wurde, hatte Rubiales eigentlich von Hermoso noch verlangt, gemeinsam mit ihm bei dem Entschuldigungsvideo vor die Kamera zu treten. Nach dem Motto: Alles nur halb so wild. Die Fußballerin weigerte sich, weshalb Nationaltrainer Jorge Vilda zu vermitteln versuchte. Er sprach mit der Familie der Spielerin, die mit nach Australian gereist war. Doch die Entscheidung blieb die gleiche. Dass er sich nun für Rubiales eingesetzt hat, könnte vielleicht sogar auch Vilda schaden. Schließlich hatte die Rebellion der Spielerinnen vor der WM schon stark am Image des Trainers gekratzt. Das hätte durch den WM-Sieg aber alles vergessen sein können.