Originelles Mallorca-Souvenir: Fotografen lauern an den beliebten Strecken Radurlaubern auf

Eine Britin und ihre pfiffigen Dienstleistungen für Radsporturlauber auf der Insel

Die fünf Fotografen liegen immer an den selben Orten auf der Lauer.  | FOTO: MALLORCA BIKE FOTOS

Die fünf Fotografen liegen immer an den selben Orten auf der Lauer. | FOTO: MALLORCA BIKE FOTOS / Ralf Petzold

Ralf Petzold

Ralf Petzold

Sich die Serpentinen von Sa Calobra hochquälen, und dann sieht das keiner? Das passt nicht mehr in die mediale Welt, in der das Instagram-Konto so wichtig ist wie das Spiegelbild. In Fitnessstudios sind Fotoecken heutzutage schon genauso Pflicht wie eine vernünftige Hantelbank. Doch was sollen Radfahrer machen, die im Kampf gegen die Höhenmeter schwitzen? Eine Britin erkannte eine Marktlücke und vertreibt nun ein Mallorca-Souvenir der besonderen Art.

2003 kam Lorraine Chandler erstmals auf die Insel. „Nach der Uni, als Touristenführerin“, sagt die Britin. Nach ein paar Saisons ging es in die Heimat zurück nach London, ehe sie 2009 komplett nach Mallorca übersiedelte. „Mein Mann ist passionierter Radfahrer. Ich selbst saß noch nie im Sattel eines Rennrads.“ Als der Göttergatte 2015 die Rundfahrt Mallorca 312 absolvierte, kamen ihr die ersten Geschäftsideen. „Viele Radfahrer sind im Norden der Insel untergebracht. Sie schaffen keine weite Strecke, und ihnen entgehen die schönsten Flecken“, sagt Chandler. Mallorca Cycle Shuttle war geboren.

Die Britin mietet Busse an, die die Urlauber in den Hotels in Alcúdia und Pollença einsammeln. Von dort geht es samt Rad im Gepäck entweder für 40 Euro nach Andratx oder für 37,50 Euro nach Lluc. Knapp 100 Radsportler sind derzeit, in der absoluten Hochsaison, Tag für Tag dabei. „Unsere Hauptkundschaft sind derzeit noch die Engländer, was wohl auch daran liegt, dass wir unsere Website und sozialen Medien auf Englisch betreiben. Aber es kommen immer mehr Deutsche hinzu“, sagt Chandler, die den Mallorca Cycle Shuttle in Zukunft auch auf Peguera und die Playa de Palma ausweiten will.

Rettungsdienst bei Platten für Radurlauber auf Mallorca

Nun kommt es nicht selten vor, dass sich Anfänger auf dem Rennrad überschätzen oder ein Platten der Radtour ein abruptes Ende bereitet. „Die Tramuntana-Tour sind immerhin sieben Stunden“, sagt die Britin. Daher bietet sie auch eine Notfallversicherung an. „Wir kooperieren mit Taxifahrern, die die Radsportler einsammeln und dann zu einem Ort ihrer Wahl bringen: zurück ins Hotel, zur nächsten Werkstatt oder zum Radverleih.“ Der Versicherungsschutz kostet für vier Tage 16 Euro, für zwei Wochen 56 Euro. Abgeholt werde man aber nur einmal.

Ein Foto vom Radurlaub bekommen

Das dritte Standbein ist Mallorca Bike Fotos. Fünf Fotografen, darunter Chandlers Ehemann, schlagen sich an Orten mit schönem Hintergrund in Sa Calobra, Lluc und Formentor ins Gebüsch. „Von 10 bis etwa 16 Uhr harren wir von Ende Februar bis Ende Mai immer an demselben Standort aus“, sagt die Britin. „Es gibt viele Wiederholungstäter, die das Foto im Internet sehen und am nächsten Tag mit ihrem schicksten Trikot und eingezogenem Bauch wiederkommen.“ Wer im richtigen Zeitpunkt posieren möchte, sollte bei der Abfahrt in Sa Calobra nach dem Krawattenknoten die Augen nach einer Kamera offen halten. In Formentor stehen die Fotografen einmal mit Ausblick auf den Leuchtturm und ein zweites Mal beim Aussichtspunkt Es Colomer. In Lluc beim Coll de Sa Batalla.

Daumen hoch, ein dickes Grinsen oder eine völlig fertige Visage seien die üblichen Posen. 2.000 Mal drücken die Fotografen durchschnittlich pro Tag ab. Manchmal werden es auch 4.000 Fotos. „Wir versuchen sie noch am selben Abend hochzuladen. Das ist natürlich eine Heidenarbeit“, sagt die Chefin, die besonders die Zusammenarbeit mit dem Rathaus Escorca und der Fundación Rotger Villalonga hervorhebt, die als Grundstückseigner keine Einwände haben. Die Bilder werden zwar nicht bearbeitet, aber sortiert und in Zeitabschnitten hochgeladen, damit die Radsportler sie finden.

Respekt zwischen Rad- und Autofahrern

Es seien vor allem Deutsche, die sich die Bilder dann kaufen, aber es kämen auch immer mehr US-Amerikaner hinzu. „Nicht selten grinsen auch Busfahrer oder die Beamten der Guardia Civil, die täglich patrouillieren, in die Kamera“, sagt Chandler. Wobei die Busse oft schöne Aufnahmen zerstören, da sie im falschen Augenblick vorbeifahren. „Es gibt weniger Unfälle, als man denken würde“, sagt die Britin. „Nur einmal hat es einen Radfahrer direkt vor unseren Augen erwischt. Er stand wenig später wieder auf, als wäre nichts gewesen. Oft fehlen aber nur Zentimeter, und es hätte gekracht.“ Generell herrsche trotz des vielen Verkehrs aber gegenseitiger Respekt.

Die Fotos kosten pro Exemplar zwischen 4,50 und 7,50 Euro. Der Preis hängt von der gewünschten Größe ab. Ab drei Fotos gibt es einen Mengenrabatt. Als Souvenir ist das auf jeden Fall besser als ein Bierkönig-Shirt.

Abonnieren, um zu lesen