Für die einen sind es unschuldige Tiere, für deren Rettung man Zeit und Geld opfert - für die anderen Träger von Ungeziefer, die zu Problemen in der Nachbarschaft führen. Das Thema Straßenkatzen auf Mallorca polarisiert, wie derzeit auch der Inselrat zu spüren bekommt. Der hat gerade einen Entwurf zur inselweiten Regulierung von Katzenkolonien vorgelegt - laut einer Sprecherin der Abteilung Wirtschaftsförderung und lokale Entwicklung auf expliziten Wunsch verschiedener Rathäuser.

Zwar haben einige Gemeinden bereits eigene Verordnungen für die in Gruppen lebenden, herrenlosen Tiere. Doch nicht jedes Dorf könne sich die Erarbeitung einer solchen ­Verordnung leisten, heißt es beim Inselrat. ­Deshalb liege nun ein Entwurf vor, der den Rathäusern zur Verfügung gestellt werden solle. Es handle sich dabei wohlgemerkt um ein Rahmenpapier, das die Gemeinden an ihre Bedürfnisse anpassen und verabschieden müssten.

Massive Kritik von Tierschützern

Um einen möglichst breiten Konsens zu ­erreichen, sollen auch Tier- und Umweltschutzverbände ihre Meinung zu dem ­Entwurf kundtun - und diese ist im Fall der Tierschutzdachvereinigung Baldea ziemlich ­entschieden. „Wir sind entsetzt", so Baldea-Präsidentin Maxi ­Lange. Die Verfasser des ­Textes hätten ganz offensichtlich „keine Ahnung, was es bedeutet, so eine Kolonie zu betreuen".

Ihre Kritik betrifft vor allem das faktische Verbot, Katzenkolonien im ländlichen Gebiet zu betreiben. „Auf dem sogenannten suelo ­rustico darf weder gefüttert noch kastriert werden, das heißt nichts anderes, als dass alle herrenlosen Katzen außerhalb der Ortsgebiete eingeschläfert werden", so Lange. „Und das werden wir nicht akzeptieren." Denn viele der Kolonien befänden sich eben genau dort: auf verwilderten Fincas oder auch in Urbanisa­tionen, die ebenfalls als suelo rustico gelten.

Beschränkung auf Kolonien im Ortsgebiet

Dass sich der Entwurf lediglich auf die Regulierung von Katzenkolonien im Ortsgebiet beschränkt, erklärt sich Lange damit, dass der Inselrat nur das balearische Umweltministerium konsultiert habe: „Die sind gegen Katzen und wollen alle abmurksen, um die Vögel zu schützen." Dabei sei man auch bei Baldea gegen Kolonien in den Bergen oder in Naturschutzgebieten wie der s'Albufera.

Doch dass Fütterung und die Einrichtung von Kolonien im ländlichen Raum mit Strafen von bis zu 1.500 Euro belegt werden sollen, torpediere das jahrelange Engagement des Vereins. „Wir machen doch die Drecksarbeit, stellen uns nachts hin, um die Tiere zu fangen und auf ­eigene Kosten zum Tierarzt zu bringen. Und das soll jetzt alles den Bach runtergehen?"

Unrealitische Anforderungen an die Helfer

Dabei habe man in der vergangenen Zeit ja durchaus Unterstützung vom Consell erhalten: Die Behörde hatte Anfang vergangenen Jahres nach langem Drängen der Tierschützer erstmals Subventionen in Höhe von insgesamt 244.000 Euro aufgelegt, eine Summe, die den Gemeinden für die dringend benötigte Sterilisation herrenloser Katzen zur Verfügung stand. Aber es reiche eben nicht, deren Vermehrung ausschließlich innerhalb der Dörfer zu verhindern, argumentiert Lange. Eine Kontrolle der Population sei nur mit ­umfassenden Kastrationen und der Hilfe der Anwohner zu erreichen.

Gerade in dieser Hinsicht sieht die Tierschutzsprecherin auch weitere Punkte des Entwurfs kritisch. Es seien teils völlig unrealistische Anforderungen, die an die mittlerweile vielen freiwilligen Helfer gestellt würden. Dazu zählt sie die vom Inselrat vorgesehene Einrichtung von Katzenklos in den Kolonien, die jeden Tag gereinigt werden müssten. ­Ebenso realitätsfern sei die vorgeschriebene halbjährliche Untersuchung aller Katzen durch ­einen verantwortlichen Tierarzt: Schließlich sei das Einfangen der verwilderten Tiere schon für die einmalige Kastration ­extrem aufwendig und zeitintensiv.

Der Inselrat betont unterdessen, dass es sich bei dem derzeit vorliegenden Papier nur um einen Entwurf handle. Man sei offen für Änderungsvorschläge der Tierschützer. Und tatsächlich finden inzwischen Gespräche mit Vertretern von Baldea statt, bei denen die ­Argumente der Tierschützer auf fruchtbaren Boden fallen. Lange: „Es ist eine Zumutung für uns und unsere Arbeit, dass man nicht schon im Vorfeld mit uns gesprochen hat."