Ein Kapitel Industriegeschichte auf Mallorca steht jetzt unter Denkmalschutz

Das sind die Pläne für das alte Heizkraftwerk von Alcúdia

Blick ins alte Heizkraftwerk

Blick ins alte Heizkraftwerk / Consell

Frank Feldmeier

Frank Feldmeier

Das alte Heizkraftwerk von Alcúdia im Nordosten von Mallorca steht jetzt unter Denkmalschutz. Das hat der Inselrat in seiner Sitzung vom Mittwoch (10.5.) entschieden. Nun sollen die vorbereitenden Arbeiten für die nötige Entgiftung des Geländes beginnen, wie es in einer Pressemitteilung des Inselrats vom Donnerstag heißt. In Zukunft soll das Gelände ein Zentrum zur Dekarbonisierung der Meereswirtschaft und zum Schutz des Lebensraums Meer beherbergen. 

Der Komplex befindet sich erst seit kurzem im Besitz des Inselrats. Die Institution hatte vergangenes Jahr von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch gemacht und erwarb das frühere Kraftwerk, das als zentraler Bestandteil des Industrieerbes auf Mallorca gilt, für 300.000 Euro.

Säubern und Entgiften

Bevor nun die nötige Entgiftung beginnt, werden an die öffentliche Firma Tragsa Arbeiten zur Säuberung und Sicherung des Geländes vergeben, sie sollen Ende Juni beginnen. Die Dekontaminierung werde öffentlich ausgeschrieben, heißt es. Dafür stehe ein Budget von insgesamt 350.000 Euro zur Verfügung. Darüber hinaus rechnet der Inselrat mit einer Summe von 4,2 Millionen Euro in Form von EU-Subventionen, die im Rahmen der Energiewende fließen und für die Restaurierung verwendet werden sollen.

Dekarbonisierung der Meereswirtschaft

Die Anlage soll Sitz des Projekts Alcúdia Tech Mar werden. Unter anderem geht es darum, fossile Energieträger im Schiffsverkehr durch nachhaltige Energien wie grünen Wasserstoff zu ersetzen.

Vergessenes Industrieerbe

Das frühere Heizkraftwerk namens Central Térmica de Alcúdia in unmittelbarer Nähe des Frachthafens von Port ­d'Alcúdia ist nicht zu ­verwechseln mit dem heutigen Kohlekraftwerk Es Murterar, das weiterhin, wenn auch nur noch auf Sparflamme, in Betrieb ist. Das alte Kraftwerk war seinerzeit eines der modernsten in ganz Spanien.

Auf der gegenüberliegenden Seite des knapp 30.000 Quadratmeter großen Fabrikgeländes ließ das später von Endesa übernommene Unternehmen Gesa eine Siedlung mit rund 30 Wohnhäusern für hochrangige Werksangestellte und deren Familien errichten. Dazu gehörten auch Kirche, ­Supermarkt, Spielplatz und Schwimmbad. Unklar ist unterdessen, was aus den geplanten Investitionen eines Bauträgers aus Asturien wird, der die Umwandlung der heruntergekommenen Gebäude in Luxuswohnungen plante.

Nachdem das alte Kraftwerk in den 1980er Jahren stillgelegt worden war, sah ein Projekt von 2004 vor, auf dem Gelände einen Industrie- und Kulturpark entstehen zu lassen. Doch das Projekt verlief im Sande.

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